19.04.2024

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19.11.11 / Strategie und Taktik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-11 vom 19. November 2011

Strategie und Taktik
von Theo Maass

Kennen Sie den Unterschied zwischen Taktik und Strategie? Das eine ist kurz – das andere langfristig und „kriegsentscheidend“ angelegt. Was im Militärischen gilt, hat auch für das Politische seine Bedeutung.

1981 erreichte die Berliner CDU zunächst als Minderheitsregierung, später im Bündnis mit der zur politischen Mitte gewendeten FDP in Berlin die Regierungsmehrheit. Richard von Weizsäcker und später Eberhard Diepgen waren die jeweiligen Regierenden Bürgermeister. Den beiden linken Parteien (SPD und Grünen) standen zwei mehr oder weniger bürgerliche Parteien gegenüber. Zwar wurde Diepgen im Frühjahr 1989 abgewählt, weil die rechten Republikaner erstmals ins Abgeordnetenhaus einzogen, aber bald danach konnte die CDU im nun wiedervereinigten Berlin erneut den Regierenden Bürgermeister stellen – allerdings jetzt im Bündnis mit der SPD. Die CDU unternahm nicht den Versuch, mit Hilfe einiger (rechter) Ost-Grüner, die man als Überläufer hätte gewinnen können, das Bündnis mit der FDP zu erneuern. Offenbar waren Diepgen und seine Berater der Meinung, dass die SPD bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag sich nicht mit den SED-Erben von der PDS/Linkspartei/Linke ins Lotterbett einer politischen Koalition legen würden. Bereits 1994 versuchte die SPD aus dieser Koalition auszubrechen, aber der Streit war noch einmal zu kitten. Spätestens damals hätten die Herrschaften bei den Christdemokraten merken müssen, was die Glocke geschlagen hatte. Anstatt sich aber einen neuen Bündnispartner zu suchen, der ja nur rechts der CDU hätte sein können, wurschtelte man weiter. Das nennt man Taktik, denn selbst der Laie konnte voraussehen, dass die SPD nicht ewig der Juniorpartner der CDU bleiben wollte. Und dann kam, was kommen musste: Die SPD nutzte den sogenannten Bankenskandal, an dem sie mindestens so viel Anteil hatte wie die CDU, zum Bruch des Regierungsbündnisses und zur Erzwingung von Neuwahlen.

Anfangs war vor allem im Westteil der Stadt die Empörung über Rot-Rot groß, aber die Linkspartei hat in den Jahren ihrer Regierungsbeteiligung nichts Substantielles von ihren Forderungen durchsetzen können. Lediglich die Abschaffung des Religionsunterrichts brachte den Regierenden Bürgermeister bei einer Volksabstimmung dafür an den Rand einer politischen Demütigung – aber eben nur an den Rand.

Nach zehn Jahren Opposition sind die Rollen „Koch und Kellner“ zwischen SPD und CDU wieder anders verteilt. Das war Strategie. Die Sozis können jetzt auswählen, mit wem sie regieren. Ist wie beim Rummel mit der Lostrommel: einmal freie Auswahl.


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