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19.11.11 / Wo Oma schon hinsollte / Prora: »Koloss von Rügen« aus dem Jahr 1936 bekommt Gäste

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-11 vom 19. November 2011

Wo Oma schon hinsollte
Prora: »Koloss von Rügen« aus dem Jahr 1936 bekommt Gäste

Er gilt als der größte Gebäudekomplex seiner Art: der 4,5 Kilometer lange Betonriegel parallel zur Ostseeküste in Prora auf der Insel Rügen. In den 30er Jahren als „Kraft-durch-Freude“-Ferienanlage konzipiert, sollte das Gebäude 20000 Feriengästen einen Urlaub mit Meeresblick ermöglichen. Die geplanten 10000 Gästezimmer sollten über acht Teilgebäude – jeweils 550 Meter lang und sechs Etagen hoch – verteilt sein. Ursprüngliche Planungen sahen damals den Bau von fünf derartigen Ferienanlagen an verschiedenen Orten der Ostseeküste vor. Nur für das Projekt im Naturschutzgebiet Prorer Heide erfolgte 1936 noch ein Baubeginn, der bis zum Kriegsbeginn im Jahre 1939 allerdings nicht mehr abgeschlossen werden konnte.

Wechselvoll war auch die Nachkriegszeit: Die Rote Armee sprengte einen Teil des Rohbaus und nutzte andere Gebäudeteile als Internierungslager und zur Unterbringung von Vertriebenen. Später zogen Volkspolizei und die Nationale Volksarmee ein, um die Anlage als Kaserne zu nutzen.

Völlig offen war indessen die Frage zur Nutzung der gigantischen Anlage nach der politischen Wende von 1989. Erst im Jahr 2004 begann die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mit der Privatisierung des Riesenbaus. Die mühevolle Suche nach Investoren kann mit dem nun bekannt gegebenen Verkauf von Block IV als abgeschlossen angesehen werden: Der nun an einen deutschen Investor verkaufte Block mit einer Fläche von 240000 Quadratmetern war der letzte von fünf halbwegs noch intakten Gebäudeteilen.

Bereits in Betrieb ist seit Juli 2011 eine Jugendherberge, die inzwischen als gut ausgelastet gilt. Dass für die 400 Betten der Jugendherberge nur ein Drittel von Block V benötigt werden, macht die Dimensionen des Baus deutlich.

Sanierungs- und Umbaumaßnahmen anderer Investoren sind dagegen noch nicht abgeschlossen. In den Blöcken I und II sollen 400 Eigentumswohnungen und zwei Hotels mit insgesamt 760 Betten entstehen. Dass der Flächennutzungsplan sogar insgesamt 3000 Hotelbetten vorsieht, lässt die Befürchtungen vor einem regionalen Überangebot bei Vermietern von Ferienwohnungen in der Umgebung wachsen. Auch Gemeindevertreter würden es gerne sehen, wenn statt weiterer Ferienwohnungen und Hotelbetten in einer  Mischnutzung auch Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen oder ein Seniorenheim im „Koloss von Rügen“ entstehen würden.             N.H.


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