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19.11.11 / Kolumbien vor Neuanfang / Tötung des »Freiheitskämpfers« Cano könnte Farc destabilisieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-11 vom 19. November 2011

Kolumbien vor Neuanfang
Tötung des »Freiheitskämpfers« Cano könnte Farc destabilisieren

In den ersten Novembertagen ging ein vernehmliches Aufatmen durch das krisengeschüttelte Kolumbien. In einer gemeinsamen Anstrengung war es dem Heer des Landes im Zusammenwirken mit dessen Luftwaffe gelungen, Alfonso Cano, den Führer der bewaffneten Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens, der Farc, zu töten. Damit verlor Lateinamerikas größte und bedrohlichste Guerilla nicht allein ihren Anführer. Der 63-jährige Kämpfer diente seinen Kombattanten über Jahrzehnte zunächst als Ideologe. Seinen Mitkämpfern empfahl er sich 2008 als Nachfolger von Pedro Antonio Marín. Dieser „dienstälteste Guerillero der Welt“ brachte es zu legendärem Ruhm unter seinem Kampfnamen „Tirofijo“ (fester Schuss): Während mit dem ehemaligen Bauernführer „Tirofijo“ die Farc sich zu einer gefürchteten Guerilla entwickelte, die von seinem im Dschungelkampf erworbenen praktischen Wissen profitierte, stand Cano für den ideologischen Überbau.

Die Geschichte der Farc geht zurück auf die Aufstände der Landbevölkerung in den östlich der Hauptstadt Bogotá gelegenen Llanos Orientales zur Mitte des letzten Jahrhunderts. Diese Menschen waren einer unbeschreiblichen Ausbeutung durch die Großgrundbesitzer ausgesetzt. Aus einer zerlumpten und mit angerosteten Schusswaffen bewaffneten verzweifelten Gruppe Aufständischer ist unter dem Führungsduo „Tirofijo“/Cano eine zum Teil sogar auch mit MPs neuester Bauart ausgestattete und effizient trainierte Streitmacht geworden, die große Landesteile im Süden Kolumbiens kontrolliert. Die Farc ist bestens vernetzt und kann auf beachtliche Erfolge verweisen. So nahm sie ein Bataillon Soldaten gefangen und ließ diese selbst für modernste Satellitenaufklärung unauffindbar von der Erdoberfläche verschwinden. Als Vorlage dient häufig die Taktik des Vietcong aus den 1960er Jahren. In Anlehnung an den berühmten Ho-Tschi-Minh-Pfad durchzieht ein ähnlich geheimes Wegesystem Kolumbien.

Diesen Berufsrevolutionären erscheint es nicht als Widerspruch, einem marxistisch-leninistisch geprägten Gesellschaftsmodell das Wort zu reden und parallel dazu beträchtliche Geldsummen bei internationalen Banken außerhalb des Landes zu deponieren. Diese Gelder stammen aus der einträglichen sogenannten Entführungsindustrie, der nicht nur Begüterte in Stadt und auf dem Land zum Opfer fallen. Auch die Bauern fernab der Schutz bietenden Metropolen sehen sich dem Druck der sie drangsalierenden bewaffneten Farc-Kampfverbände ausgesetzt, Rauschgift, überwiegend den Cocastrauch, zu kultivieren. Mit geringsten Beträgen für ihren Einsatz abgespeist, verzigfacht sich der Wert des zu Kokain verarbeiteten Rohstoffs und beschert den Farc-Kommandanten Gewinne von zig Millionen US-Dollar.

Diese Vertreter der selbsternannten Freiheitskämpfer überkommen keine Skrupel, selbst Minderjährige aus der Landbevölkerung zwangszurekrutieren. Das hat dazu geführt, dass sich die Altvorderen der kubanischen Revolution von ihren kolumbianischen Gesinnungsgenossen schon vor Jahren losgesagt haben. Der ergraute Dauerrevolutionär Fidel Castro ging sogar soweit, die Companeros in Kolumbien als Gangster abzukanzeln. Das sollten sich in linker solidarischer Unterstützung auf den Plan gerufene Gutmenschen in Europa ins Gedächtnis rufen, bevor sie den Tod dieses Heroen der „sozialen Gerechtigkeit“ Alfonso Cano allzu lautstark betrauern. Michael Johnschwager


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