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19.11.11 / Sie nannten ihn »Vati« / Vor 70 Jahren starb Werner Mölders – Heute politisch verfemt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-11 vom 19. November 2011

Sie nannten ihn »Vati«
Vor 70 Jahren starb Werner Mölders – Heute politisch verfemt

Viele militärische Vorgesetzte gewinnen durch vorbildliches Verhalten den Respekt und die Sympathie ihrer Untergebenen. Dass ein Offizier schon allein wegen seiner Lauterkeit und seiner noblen christlichen Gesinnung selbst über seinen Tod hinaus aufrichtige Verehrung genießt, ist dagegen eher die Ausnahme. Eine dieser Ausnahmepersönlichkeiten war Oberst Werner Mölders, der vor 70 Jahren tödlich verunglückte.

Werner Mölders wurde am 18. März 1913 in Gelsenkirchen geboren und verbrachte seine Jugend in Brandenburg an der Havel. Nach dem Abitur trat er in die Reichswehr ein und wurde in Allenstein zum Pionieroffizier ausgebildet. Obwohl ihm schon bei den Eignungstests übel wurde, gelang es ihm, sich zur Luftwaffe versetzen zu lassen. Schnell entwickelte er ein außergewöhnliches fliegerisches und taktisches Talent. Im Frühjahr 1938 wurde Mölders zur Legion Condor kommandiert, wo er mit seiner Staffel Jagdschutz für die Bomber- und Stuka-Verbände flog. Mit 14 Abschüssen kehrte er als erfolgreichster deutscher Jagdflieger aus Spanien zurück. Den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erlebte er als Staffelkapitän. Bald darauf wurde er Geschwaderkommodore, übersprang als erster die Marke von 100 Luftsiegen und wurde im Sommer 1941 im Alter von erst 28 Jahren zum Inspekteur der Jagdflieger ernannt.

Mehr noch als seine fliegerischen Leistungen und seine herausragenden Führungsqualitäten war es sein außergewöhnlich fester Charakter, der ihm die Hochachtung seiner Kameraden einbrachte. Als strenggläubiger Katholik hatte er einen starken ethischen und moralischen Rückhalt, der ihn gegen alles sein ließ, was gegen das Wahre und Gute im Menschen wirkte oder im reinen Materialismus und Hass wurzelte. Offen kritisierte er im Kameradenkreis die unmenschlichen Auswüchse des Regimes und setzte sich unerschrocken für Verfolgte ein. Seine Untergebenen nannten ihren „jungen Alten“ wegen seiner gereiften Persönlichkeit „Vati“ – eine Auszeichnung, die ihm mehr bedeutete als die Brillanten zum Ritterkreuz, die ihm als erstem Soldaten der Wehrmacht verliehen wurden. Im Luftkampf unbesiegt, kam Mölders am 22. November 1941 beim Absturz einer Kuriermaschine, die ihn zum Staatsbegräbnis des Generalobersten Ernst Udet bringen sollte, ums Leben.

Die Achtung und Bewunderung für Mölders blieben über seinen Tod hinaus. Den Soldaten der Bundeswehr galt er als Vorbild, weshalb ein Zerstörer und eine Luftwaffenkaserne nach ihm benannt wurden. Im Jahre 1973 erhielt das Jagdgeschwader 74 den Traditionsnamen „Mölders“, was für dessen Angehörige mit dem Recht verbunden war, ein Ärmelband mit dem Ehrennamen zu tragen.

Nach einer im Frühjahr 1997 anlässlich des 60. Jahrestages der Bombardierung Guernicas angestoßenen Debatte beschloss der Bundestag im April 1998 mit nur einer Gegenstimme aus der Unionsfraktion, den Angehörigen der Legion Condor ein ehrendes Andenken zu verweigern. Die Bundeswehr legte den Beschluss jedoch restriktiv aus und unternahm in Sachen Mölders zunächst nichts, da dieser erst ein Jahr nach dem Angriff auf Guernica nach Spanien gekommen sei. Als es daran heftige Kritik gab, wurde ein Historiker des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes beauftragt, ein Gutachten über Mölders zu erstellen. Dieses kam zu dem Schluss, Mölders sei der Prototyp des nationalsozialistischen Offiziers gewesen, seine Haltung systemkonform und seine Distanz zum Regime nicht zu belegen. Außerdem seien seine Leistungen im Rahmen eines Angriffs- und Vernichtungskrieges erfolgt. Auffällig an dem Gutachten ist, dass Belastendes als gesicherte Erkenntnis hingestellt, Entlastendes dagegen stets als unbewiesen oder erfunden abgetan wird. Doch Verteidigungsminister Peter Struck genügte das, um den Namen Mölders für Bundeswehreinrichtungen zu verbieten. Trotz der Proteste zahlreicher ehemaliger und aktiver Luftwaffensoldaten, Politiker und der Geschwaderangehörigen wurde das Jagdgeschwader 74 im März 2005 im Rahmen eine Appells „entnamt“. Damit war die politisch motivierte Ehrabschneidung des Werner Mölders vollendet.   J. Heitmann


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