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19.11.11 / Engagiert für Wolfskinder / Günter Töpfer beim Fördererkreis Ostpreußisches Jagdmuseum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-11 vom 19. November 2011

Engagiert für Wolfskinder
Günter Töpfer beim Fördererkreis Ostpreußisches Jagdmuseum

Die erste Bürgerpflicht ist, seinem Vaterland zu dienen.“·− Günter Töpfer sprach beim Fördererkreis Ostpreußisches Jagdmuseum in Lüneburg über das Schicksal der·Wolfskinder.

„Meine Mutter nannte mich Bubi.“ Das war alles, was ein Überlebender der Wolfskinder über seine Herkunft und seine Familie sagen konnte und was für die Suche nach seiner Identität geblieben war. Sein Schicksal konnte der „gute Geist“ der Wolfskinder, Günter Töpfer, Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin a. D. nicht klären, dafür aber das von 27 anderen von 28 aus dem Gebiet Tauroggen, die vor vielen Jahren seiner Einladung zu einem ersten Treffen gefolgt waren. Für 24 dieser 28 konnte Günter Töpfer auch die deutsche Staatsangehörigkeit erkämpfen. Seit 2003 sind die „Wolfskinder“, Kinder, die in Ostpreußen auf der Flucht bei dem „Großen Treck“ ihre Eltern und Angehörigen verloren, zum Mittelpunkt seines Lebens geworden. Das starke innere Engagement von Günter Töpfer spürten die Teilnehmer bei seinem Vortrag während der Veranstaltung des Fördererkreises Ostpreußisches Jagdmuseum Hans-Ludwig Loeffke Gedächtnisvereinigung über das Thema: „Wolfskinder –Ein Wiedersehen mit den Wölfen“ – Ein tragisches Kapitel der deutschen, ostpreußischen Geschichte.

Schon in ihren Begrüßungsworten hob die Vorsitzende, Dr. Barbara Loeffke, den nachahmenswerten Einsatz von Günter Töpfer für diese von der Politik vergessene Randgruppe unseres Volkes hervor.

Drei Motive nannte Töpfer zu Beginn seiner Ausführungen für seinen Einsatz für diese vom Schicksal so hart betroffenen Menschen: Dem Vaterland zu dienen, dem Volk und der Heimat dienstbar zu sein und schließlich das eigene Erleben.

Was erwarteten diese Entwurzelten, Heimatlosen, ihrer Identität Beraubten von dem Hilfsangebot von Günter Töpfer? Sie wollten kein Geld, keine Bekleidung, keine Lebensmittel. Sie hatten nur zwei Fragen: „Können Sie uns dabei helfen, herauszufinden, wer wir wirklich sind?“ Und: „Hat uns jemand nach dem Krieg gesucht?“ Sie wussten, sie ahnten, dass das, was in ihren Pässen stand, nichts mit ihrer Identität zu tun hatte. Und sie erinnerten sich, dass sie sich damals nicht als Deutsche zu erkennen geben durften, denn dann wären sie verloren gewesen. Durch litauische Geburtsurkunden oder Lebensläufe wurden deutsche Kinder zu litauischen Kindern und damit dem Zugriff des KGB entzogen. Litauische Eltern nahmen diese Kinder als ihre eigenen an. Sie nahmen selbstlos ein großes Risiko in Kauf. Was in jener Zeit litauische Bürgermeister geleistet haben, ist unvorstellbar.

Die Verwirklichung der Ziele, die sich Günter Töpfer gesetzt hatte, nämlich Lebenswege und Schicksale aufzuklären, war eine Sisyphusarbeit:

Durchsicht unzähliger Briefe, Durchforsten von Archiven in Genf, Bad Arolsen und Hamburg und auch von Kirchenbüchern. Und immer wieder wurde Töpfer in seinen unzähligen Gesprächen auch an diejenigen erinnert, die Schreckliches mit ansehen muss-ten, wie ihre Geschwister erfroren, in der Memel ertranken, wie der harte Winter 1947 unzählige Opfer forderte, deren Kraft für das Überleben nicht ausreichte.

Wie wurden diese elternlosen Kinder zu den „Wolfskindern“? Sie fanden sich bei ihrer Suche nach Unterkunft und Nahrung zusammen, sie lebten in „Rudeln“, auch in der ständigen Angst, von Wölfen eingeholt zu werden. Es zog sie nach Litauen, weil sie sich dort ein gefahrloses Weiterleben erhofften, und sie wollten auch in der Nähe der Heimat bleiben, immer auf eine Rückkehr hoffend.

Günter Töpfer zog die Zuhörer mit seinem Bericht über eines der tragischsten Kapitel der deutschen Vertreibungsgeschichte und über Einzelschicksale in seinen Bann.

Erschüttert erfuhren sie, wie der KGB ständig auf der Suche nach deutschen Kindern war, deren Schicksal besiegelt war, wenn sie auch nur ein deutsches Wort sprachen, auf einen deutschen Namen reagierten.

Es erfüllt mit Trauer und Schmerz, dass das tragische Schicksal der Wolfskinder so wenig Beachtung findet, haben die Lebensumstände doch eine ordentliche Schulausbildung und Berufsausübung verhindert, sodass eine finanzielle Alterssicherung nicht möglich war, auch daran wurde erinnert.

Günter Töpfer, Jahrgang 1941, in der Altmark aufgewachsen, mit den Niederungen des Lebens vertraut – als politischer Häftling von 1961−1962 in Berlin-Hohenschönhausen – , stellte sein Leben unter das Motto von Friedrich dem Großen „Die erste Bürgerpflicht ist, seinem Vaterland zu dienen“. Günter Töpfer sieht seine Mission noch lange nicht als beendet an. Nun versucht er, die Geschichte seiner Schützlinge ausfindig zu machen. Auch hier konnte er von Erfolgen berichten. Er wird auch weiter seine ganze Kraft dieser Randgruppe der vom Krieg so hart betroffenen Menschen widmen. Mit langem Applaus dankten die Zuhörer für diesen vorbildlichen Einsatz.

In seinem Schlusswort dankte Vorstandsmitglied Dr. Karsten Uffhausen dem Redner für seine höchst eindrucksvollen Ausführungen und seinen bewundernswerten persönlichen Einsatz für die Wolfskinder. Das Schicksal der Wolfskinder sei Teil der ostpreußischen Geschichte.

Es sei erstaunlich und anerkennenswert, dass die Menschen, die herumirrende deutsche Kinder bei sich aufgenommen hätten, für diese edle Dinge aufgehoben hätten, die jetzt zu ihrer Identifizierung beitragen konnten. Auch sei es bemerkenswert, dass die in fremdem Land aufgewachsenen Kinder sich noch im hohen Alter für ihr erst nun offenbartes Deutschtum interessiert und sich dazu entschlossen hätten, ihre deutschen Angehörigen aufzuspüren.

Der Vortragsveranstaltung war die alljährliche Mitgliederversammlung vorausgegangen, in der der Vorstand in seinem Amt bestätigt wurde. Das Amt des Schatzmeisters ging von Dietrich Schulze, der nicht mehr kandidierte, auf Gerda Preuß über, die einstimmig gewählt wurde. Dem ausscheidenden Kassenprüfer, Bruno Paeger, dankte Dr. Barbara Loeffke für seine langjährige Arbeit. Zur neuen Kassenprüferin wurde Hilde Pottschien einstimmig gewählt.          PAZ


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