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19.11.11 / 1000 Gesichter / Neue Therapie bei Multipler Sklerose

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-11 vom 19. November 2011

1000 Gesichter
Neue Therapie bei Multipler Sklerose

Warum ich? fragen sich Menschen, die an Multipler Sklerose (MS) erkrankt sind. Eines Morgens aufzuwachen und nichts mehr sehen zu können? Oder nicht mehr gehen zu können? – Eine schreck-liche Vorstellung, aber Patienten, die an der bisher unheilbaren Krankheit Multiple Sklerose leiden, haben diese Erfahrung machen müssen. Weltweit leiden etwa 1,5 Millionen Menschen unter der „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“. In Deutschland sind es rund 130000, die an dieser chronischen Erkrankung des zentralen Nervensystems und ihren Folgen leiden. Körpereigene Abwehrzellen richten sich gegen das Myelin („Markscheiden“) der Nervenzellfortsätze (Axone) und zerstören sie. Die Folgen sind unterschiedlich: Bei einigen ist das Gehvermögen gestört, bei anderen sind es die Bewegungsabläufe der Arme und Hände oder das Seh- und Sprachvermögen. Etwa 30 bis 40 Prozent der Erkrankungen sind „gutartig“, bilden sich die meist in Schüben auftretenden Symptome nach sechs bis acht Wochen wieder zurück. Bei den anderen Betroffenen verschlechtert sich der Zustand fortlaufend.

Wer unter der „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“ leidet, verfolgt aufmerksam die Forschung. Und so machte erst kürzlich eine Pressemeldung Hoffnung. Forscher am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried bei München glauben die Ursache für die Erkrankung gefunden zu haben. Die natürliche Darmflora ist wahrscheinlich der lange gesuchte Auslöser der MS: Die unter normalen Bedingungen unschädlichen Bakterien können bei genetisch vorbelasteten Menschen eine Überreaktion des Immunsystems auslösen. Als Folge greife die körpereigene Abwehr das eigene Nervensystem an und löse damit die Multiple Sklerose aus.

Natürlich interessieren Betroffene vor allem auch die möglichen Therapien bei MS. Bei einem schubförmigen Verlauf empfiehlt der Neurologe eine Therapie mit Interferon-beta oder Glatirameracetat. Damit soll die Schubfrequenz und -intensität gesenkt werden. Ist trotz dieser Therapie eine Krankheitsintensität nachweisbar, steht seit März 2011 das erste orale Medikament zur Verfügung: Fingolimod (Gilenya), eine Kapsel, die einmal täglich eingenommen wird. 1997 erhielt Novartis die Lizenz für den Wirkstoff Fingolimod, die chemisch optimierte Nachbildung der natürlichen Substanz Myriocin eines Pilzes. Die Pharma-Firma wurde jetzt mit dem 17. Innovationspreis der „Pharmazeutischen Zeitung“ als Anerkennung ihrer Forschungsarbeit ausgezeichnet. Das Medikament sei ein Meilenstein in der MS-Therapie, sagen die Experten.     S. Osman


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