© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-11 vom 19. November 2011
Vom Lügen und Trügen
Ein Kreter sagte
einst gemein:
Die Kreter lügen alle!
Da denkt man prompt, wird
richtig sein –
und tappt schon in die Falle.
Wenn’s nämlich in der Tat so wär’,
hätt’ jener nicht gelogen –
nur war’s ein Kreter, und daher
ist trotzdem man betrogen!
Nicht virtuell, nicht Schall und Rauch
sind allerdings die Klagen,
dass in der Politik doch
auch
sie nie die Wahrheit sagen.
Und wie von mir hier formuliert
mag’s nicht einmal genügen,
denn oftmals heißt es dezidiert,
dass allesamt sie lügen!
Drum wird’s besonders delikat,
wenn zwei von den Gestalten,
zwei ganz, ganz Große sich privat
in Klartext unterhalten:
Wenn einer etwa einbekennt
die Wut auf einen Dritten
und diesen einen Lügner nennt –
vom Zweiten unbestritten.
Und wenn der sagt, er tue sich
mit jenem noch viel schwerer –
ist das erlogen schauerlich,
ist’s wahr und weit prekärer?
Na, jedenfalls hat kein Spion
verraten, was geschehen –
doch war noch an das Mikrophon!
Wie’s heißt, bloß aus Versehen.
Das Kurzgespräch indes erhellt
wohl mehr als lange Reden,
wie’s wirklich ist um Macht bestellt
und wer wo zieht an Fäden.
So mögen halt bei Großen zwar
die langen Beine trügen,
in Wahrheit sind sie kürzer gar
als die von manchen Lügen ...
Pannonicus
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