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26.11.11 / Teurer Etikettenschwindel / Energie wird knapp und kostspielig – Atomstrom kommt künftig aus dem Ausland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-11 vom 26. November 2011

Teurer Etikettenschwindel
Energie wird knapp und kostspielig – Atomstrom kommt künftig aus dem Ausland

Nun wird den Deutschen die Rechnung für den Atomausstieg präsentiert: Die Strompreise steigen für private Verbraucher um durchschnittlich vier Prozent. Und es sind nicht nur die vielgescholtenen „Großen“, also die vier Atom-Konzerne – bislang haben 51 Energieversorger saftige Preiserhöhungen zum Jahreswechsel angekündigt.

Bei der nächsten Preisrunde der Großkonzerne gibt Vattenfall diesmal den Takt vor. Der europaweit aktive schwedische Energieversorger, der auch große Teile der deutschen Hauptstadt beliefert, legt seinen Berliner Kunden eine Preiserhöhung um durchschnittlich sieben Prozent auf den vorweihnachtlichen Gabentisch. Für eine vierköpfige Familie dürften das mindestens 70 Euro im Jahr ausmachen.

Schlimmer noch als die Privathaushalte erwischt es die Industrie. Sie stellt sich, so der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) auf Strompreissteigerung um neun Prozent ein. Zudem verzeichnet der Verband nach der regierungsamtlich verordneten Abschaltung von acht Kernkraftwerken häufigere Netzschwankungen und kurze Stromausfälle. In Privathaushalten werden diese oft gar nicht bemerkt, in der Industrie führen sie zu erheblichen Störungen der Produktionsabläufe.

Ein Preistreiber ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Die Zwangsabgabe für Wind-, Solar- und Biomassenstrom hat sich, wie Vattenfall vorrechnet, in den letzten zwölf Jahren um mehr als 200 Prozent auf nunmehr zwölf Cent pro Kilowattstunde erhöht, die Strompreise seien in diesem Zeitraum aber „nur“ um 56 Prozent gestiegen.

Immer deutlicher zeigt sich auch, dass Deutschland auf den überstürzten Ausstieg aus der Kernkraft überhaupt nicht vorbereitet war und ist. So sieht das Kölner Institut der Deutschen Wirtschaft „viele technische Schwierigkeiten und Herausforderungen“. Wie die Bundesrepublik mit diesen Herausforderungen fertig werde, so noch offen, sicher sei nur, dass „die Stromversorgung teurer wird als je zuvor“.

Um seinen Energiebedarf zu decken, muss schon jetzt in steigendem Maß Strom importiert werden. Lieferanten sind – neben Frankreich mit fast 80 Prozent Atomstromanteil – osteuropäische Länder, allen voran Tschechien und Polen. In diesem Raum sind derzeit fünf neue Kernkraftwerke geplant. Im Klartext: Deutschland steigt gar nicht aus der Kernenergie aus, sondern steigt um – aus der eigenen in ausländische Atomkraft.

Der Etikettenschwindel, mit dem Angela Merkels schwarz-gelbe Regierung den Deutschen die Energiewende schmackhaft machte, kommt uns auch deshalb teuer zu stehen, weil die jetzt schon überlasteten Stromnetze weder die Besonderheiten alternativer Energieträger – Wind und Sonne liefern den meisten Strom da, wo er am wenigsten gebraucht wird – noch die zwangsläufig steigenden Stromimporte verkraften können.

Dennoch werden die Lobbyisten der sogenannten erneuerbaren Energie nicht müde, Wind und Sonne schönzurechnen. So behauptet der Bundesverband der Solarwirtschaft, in den letzten fünf Jahren hätten sich die Kosten durch „technischen Fortschritt und Massenfertigung“ der Solaranlagen halbiert. Dass beides vorzugsweise in China stattfindet, scheint für den Solar-Verband keine Rolle zu spielen. Dort sind wohl auch die meisten der von den Solar-Lobbyisten bejubelten „weit über 100000 Arbeitsplätze“ zu finden – auch dies ein Aus- beziehungsweise Umstieg, wie ihn das kernkraftkritische Volk so nicht erwartet hatte. Hans-Jürgen Mahlitz


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