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03.12.11 / Frankreich geht vom Netz / Sozialisten wollen bei Wahlsieg AKWs abschalten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-11 vom 03. Dezember 2011

Frankreich geht vom Netz
Sozialisten wollen bei Wahlsieg AKWs abschalten

Die Sozialistische Partei Frankreichs (PS) und die französischen Grünen von „Europe Écologie“ haben ein historisches Abkommen unterzeichnet, in welchem sie sich verpflichten, bis 2025 24 der 58 französischen Kernkraftwerke zu schließen, also fast die gleiche Anzahl zur beinahe gleichen Zeit wie in Deutschland. Sollte am

6. Mai nächsten Jahres der Sozialist François Hollande Staatspräsident werden, wird das Abkommen angewandt, das von der Grünen-Chefin Cécile Duflot abgesegnet wurde. Es ist das erste Mal seit der Einführung der Atomenergie, dass ein Sozialist, Hollande, sich vom französischen Grundkonsens in Sachen Atom distanziert, wenn er es auch leugnet.

Er behauptet, dass er die Uranverarbeitungsanlage in La Hague und den Bau der neuen, sichereren und leistungsfähigeren ERP-Reaktoren sowie des neuen, modernen AKW in Flamanville aufrechterhalten möchte, aber die Grünen sind strikt dagegen und fühlen sich in vielem durch den Vertrag nicht gebunden. Sie haben jedenfalls einen Teilsieg errungen, und als Gegenleistung für ihren Verzicht auf den sofortigen vollen Ausstieg erhalten sie Sitze im Parlament und für ihre Gallionsfigur, Cécile Duflot, mindestens einen Sitz im Gemeinderat von Paris.

Am Tag nach dem Fukushima-Unfall hatten Duflot und Daniel Cohn-Bendit, Abgeordnete der Grünen im EU-Parlament, eine Volksabstimmung gegen die Kernkraft angeregt. Aber die Umfragen zeigten, dass die große Mehrheit der Franzosen ihre AKWs behalten wollte. Das schöne Projekt verschwand unauffällig. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Handfeste Konflikte sind in einer künftigen linken Regierung programmiert.

Die Atomkraft, die 80 Prozent des französischen Strombedarfs (in Deutschland nur 25 Prozent) deckt, war bisher in der Politik nie ein Streitpunkt. Sie sichert seit der Zeit des Präsidenten Charles de Gaulle die Unabhängigkeit des Landes, heute vom russischen Gas und vom arabischen Öl, und sorgt für einen

niedrigen CO2-Ausstoß (1,6 Tonne pro Einwohner gegen 2,7 in Deutschland und 2,2 im EU-Durchschnitt) sowie für den im Vergleich zu Deutschland billigen Strom. Die Kernkraft erwirtschaftet 0,7 Prozentpunkte des französischen Bruttoinlandsproduktes, was in Krisenzeiten zählt.

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat in Deutschland die Ausstiegskosten auf 250 Milliarden Euro beziffert. In Frankreich würden sie etwa in dieser Höhe liegen, aber bezieht man die Nebenkosten ein, wären es eher 382 Milliarden, meint die Französische Elektrizitäts Union (UEF). Durch die Schließung der 24 AKW würden direkt und indirekt 400000 Arbeitsplätze vernichtet und die erneuerbaren Energien könnten die Lücke nicht schließen. Der Strom aus Windanlagen auf dem Festland ist vier Mal teurer als aus der Kernkraft. Bei Offshore-Windanlagen ist er acht Mal teurer und bei der Sonnenenergie 15 Mal. Zudem weht der Wind nur ein Viertel der Zeit und die Sonne scheint nicht in der Nacht. Frankreich müsste mehr Öl und Kohle importieren, würde deutlich mehr CO2 ausstoßen. Jean-Paul Picaper


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