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03.12.11 / Über den Tellerrand geschaut / Die Düsseldorfer Malerschule gehörte von 1819 bis 1918 zur Weltklasse

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-11 vom 03. Dezember 2011

Über den Tellerrand geschaut
Die Düsseldorfer Malerschule gehörte von 1819 bis 1918 zur Weltklasse

Internationale Leihgeber haben wertvolle Werke aus ihren Sammlungen nach Düsseldorf gegeben, um dort die Ausstellung „Weltklasse. Die Düsseldorfer Malerschule 1819–1918“ möglich zu machen. Unter dem kunsthistorischen Begriff „Düsseldorfer Malerschule“ versteht man eine Gruppe von Malern, die im 19. Jahrhundert (1819–1918) an der Königlich-Preußischen Kunstakademie in Düsseldorf ausgebildet worden sind. Einige haben dort auch gelehrt, haben von Lehrern der Kunstakademie Privatunterricht genommen oder im nahen Umfeld der Kunstakademie gewirkt. Die ersten Akademiedirektoren Peter von Cornelius und Wilhelm von Schadow prägten die anfänglich engere Ausrichtung der Lehranstalt im Geiste der nazarenischen Kunst. Doch schon bald erweiterte sich das Programm um romantische und weitere Strömungen. Unter den Bildthemen und Stilen der Malerschule sind „Historienmalerei, Landschaft, Genre und Stillleben in allen Facetten vertreten“, die in der „bürgerlich bestimmten Kunst des 19. Jahrhundert eine Rolle gespielt haben“. Wilhelm Lehmbruck besuchte genauso die Malerschule wie etwa Paul Müller-Kaempff und Anselm Feuerbach, um nur einige der deutschen Künstler zu nennen. Fanny Churberg aus Finnland, Arnold Böcklin aus der Schweiz, Iwan Schischkin aus Russland sowie Emanuel Leutze und Albert Bierstadt aus den USA seien als Studenten aus dem Ausland genannt.

Nach Angaben des Museums ist dies die erste große Überblicksschau nach über 30 Jahren. Damit soll die wegweisende Bedeutung und internationale Ausstrahlung der Malerschule wieder ins Blick­feld der Öffentlichkeit gerückt werden, wie Bettina Baumgärtel, die Leiterin der Gemäldegalerie betont.

Auf einer Ausstellungsfläche von 2300 Quadratmetern – verteilt auf drei Galerien – werden 450 Werke gezeigt. Es sind viele großformatige Bilder, die Porträts, Historienmalerei, Stillleben, Genreszenen und Landschaftsmalerei zeigen. Gemälde sind genauso vertreten wie Zeichnungen, Druck­grafiken und illustrierte Bücher. Paul Delaroches „Eduards Kinder“, die „Brautfahrt auf dem Hardangerfjord“ von Johan Frederick Eckersberg oder Ludwig Richters „Überfahrt über den Schreckenstein“ seien stellvertretend für die vielen gezeigten Bilder namentlich genannt.

„Die Ausstellung ist kein lokales Phänomen, sondern steht in einem internationalen Zusammenhang“, berichtet Beat Wismer, der Leiter des Museums Kunstpalast. „Gehe ich morgens zur Arbeit, gehe ich über den Golzheimer Friedhof. Dort komme ich an Gräbern von einigen Künstlern der Malerschule vorbei. Dort ist auch Friedrich Wilhelm von Schadow begraben. Er sagte mir vor der Ausstellungseröffnung: gut gemacht. Er hat mitbekommen, dass er (wieder) in einem neuen Licht präsentiert wird“, meinte Wismer schmunzelnd.

„Die Malerschule war ein Brennpunkt. Hier kamen nicht nur Fäden zusammen; von hier gingen auch immer Fäden aus. Als Künstler war man gezwungen, über den Tellerrand zu schauen. Der Einfluss der Maler reichte bis nach Skandinavien, Russland und Nordamerika. Hier studierten ungefähr 700 Schüler aus vielen Ländern. Es gab auch rund 200 Frauen als Privatschülerinnen.“

„Es ist eine prachtvolle, eine bombastische Ausstellung“, betont Baumgärtel. „In den ersten 50 Jahren ihres Bestehens war die Düsseldorfer Malerschule ,die‘ Malerschule in Deutschland. Sie beeinflusste viele Sparten, wie Musik, Literatur und die Geselligkeit. Die Künstler verstanden es klug, neue Vertriebsstrategien wie beispielsweise die Reproduktionsgrafik zu entwickeln. Diese Zeit endet 1918, als die Weimarer Republik gegründet wird. Düsseldorf war plötzlich von der künstlerischen Entwicklung in Paris abgeschnitten.“ Andreas Rüdig

Das Museum Kunstpalast in Düsseldorf, Ehrenhof 4-5, zeigt bis zum 22. Januar 2012 dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr die Sammlung „Weltklasse. Die Düsseldorfer Malerschule 1819–1918“, Eintritt 12/9,50 Euro.


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