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03.12.11 / Ranghöchster Soldat unter den Männern des 20. Juli / Nach dem Hitler-Attentat sollte Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben den Oberbefehl über die Wehrmacht übernehmen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-11 vom 03. Dezember 2011

Ranghöchster Soldat unter den Männern des 20. Juli
Nach dem Hitler-Attentat sollte Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben den Oberbefehl über die Wehrmacht übernehmen

Job Wilhelm Georg Erwin Erdmann von Witzleben wurde am 4. Dezember 1881 als Sohn des Königlich Preußischen Hauptmanns a. D. Georg von Witzleben und seiner Ehefrau Therese geborene Brandenburg in Breslau geboren. Im Laufe seines Lebens, vor allem seines Soldatenlebens, blieb er eng mit Schlesien verbunden. So trat er, nachdem er den Soldatenberuf erwählt hatte, 1892 in die traditionsreiche Kadettenanstalt zu Wahlstatt ein, zu deren Zöglingen auch Paul von Hindenburg und Manfred Freiherr von Richthofen gehörten. 1896 wechselte der nun 15-Jährige zur weiteren Ausbildung in die Hauptkadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde. Nach seiner Beförderung zum Leutnant kehrte er nach Schlesien zurück und diente ab 1901, sein Vater war bereits 1896 verstorben, im Liegnitzer Grenadierregiment König Wilhelm I. (2. Westpreußisches) Nr. 7, das von den Liegnitzern stolz und liebevoll „Die Königsgrenadiere“ genannt wurde. Aus der 1907 mit der Chemnitzerin Else Kleeberg geschlossenen Ehe gingen zwei Kinder hervor: Edelgarde und Job Wilhelm.

Mit der 19. Reserve-Infanteriebrigade rückte er als Oberleutnant und Adjutant 1914 ins Feld. 1916 führte er als Hauptmann und Kommandeur das II. Bataillon des 6. Reserve-Infanterieregiments. Er kämpfte bei Verdun, in der Champagne und in Flandern, wo er schwer verwundet wurde. Nach seiner Verwundung kam er 1918 zur Generalstabsausbildung. Bei Ende des Krieges war er in der 121. Infanteriedivision, ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz beider Klassen und dem Hohenzollernschen Hausorden.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Witzleben in die Reichswehr übernommen. Er führte 1921/22 als Chef die 8. MG-Kompanie des II. Bataillons im 8. Preußischen Infanterieregiment in Liegnitz. Bei den Unternehmungen des Bataillons im Oktober 1922 gegen kommunistische Hundertschaften in Sachsen wurde er als Quartiermeister zum Major befördert. Daran schloss sich ein steiler Aufstieg mit anderen Aufgaben. 1931 war er bereits Oberst und Kommandeur des Infanterieregimentes 8 in Frankfurt an der Oder, 1934 als Generalmajor Befehlshaber im Wehrkreis III in Berlin, ein Jahr darauf Kommandierender General des III. Armeecorps und 1936 General der Infanterie. Witzleben gehörte zum frühen Personenkreis des Widerstandes gegen Adolf Hitler. Bereits im September 1938 war er an den Vorbereitungen eines Versuches, Hitler abzusetzen, beteiligt. Als Kommandierender General des II. Armeecorps und Befehlshaber des Wehrkreises III sollte er mit seinen Truppen Hitler verhaften. Witzleben war kein politischer Kopf in der Widerstandsorganisation. Ihm oblag aber der gesamte militärische Ablauf des geplanten Staatsstreiches. So war er für die Zeit nach Hitlers Sturz als Oberbefehlshaber der Wehrmacht vorgesehen. Schließlich wurde die Aktion durch das Münchener Abkommen vom 30. September 1938 hinfällig, ebenso ein im Oktober 1939 geplanter Staatsstreich wegen des eingetretenen Kriegszustandes.

Von September 1939 bis Oktober 1940 befehligte Generaloberst von Witzleben die 1. Armee im Westen und wurde mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Noch im selben Jahr zum Generalfeldmarschall befördert, wurde er Oberbefehlshaber der Heeresgruppe D im Westen. Von April 1941 bis März 1942 war er Oberbefehlshaber West in Frankreich, danach schied er aus gesundheitlichen Gründen aus dem aktiven Dienst aus und wurde von Hitler verabschiedet.

1944 war Witzleben eine Schlüsselposition in den Staatsstreichsplänen der Verschwörergruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg zugedacht worden. Als ranghöchster Soldat sollte er den Oberbefehl über die gesamte Wehrmacht übernehmen. Erwin von Witzleben, der sich am 20. Juli zunächst im Oberkommando des Heeres in der Berliner Bendlerstraße aufgehalten hatte, wurde tags darauf auf dem Gut eines Freundes verhaftet. Bereits am 8. August musste er sich vor dem Volksgerichtshof wegen „Verrats am Volk“ verantworten. Der berüchtigte Präsident Roland Freisler führte die Verhandlung in gewohnter menschenverachtender, brutaler, den Angeklagten entwürdigender Art und Weise. Noch am selben Tage wurde der Generalfeldmarschall zum Tode verurteilt und in Plötzensee durch den Strang hingerichtet. Seine an Freisler gerichteten Schlussworte sollen gewesen sein: „Sie können uns dem Henker überantworten. In drei Monaten zieht das empörte und gequälte Volk Sie zur Rechenschaft und schleift Sie bei lebendigem Leibe durch den Kot der Straßen.“ Sigismund Freiherr von Zedlitz


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