28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
03.12.11 / Potsdamer Schloss: »Eine geniale Idee« / Im Gegensatz zur Grundsteinlegung wurde das Richtfest des Landtagsneubaus mit dem Volk gefeiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-11 vom 03. Dezember 2011

Potsdamer Schloss: »Eine geniale Idee«
Im Gegensatz zur Grundsteinlegung wurde das Richtfest des Landtagsneubaus mit dem Volk gefeiert

Wo wir jetzt stehen, ist das Herz Potsdams!“, rief Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sichtlich ergriffen in die Menge. Dichtgedrängt hatten sich Tausende auf dem Alten Markt der Landeshauptstadt versammelt und klatschten begeistert Beifall, als vorletzten Donnerstag um 18 Uhr die Feierlichkeiten zum Richtfest des neuen Landtagsbaus im Gewand des historischen Stadtschlosses vom Bauherrn, Finanzminister Helmut Markov (Linke), eröffnet wurden. In Anwesenheit des Vorstandes des Baukonzerns BAM Deutschland AG Alexander Naujoks dankten Platzeck sowie der brandenburgische Parlamentspräsident Gunter Fritsch (SPD) und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) dem Gründer des SAP-Konzerns Hasso Plattner. Der Software-Milliardär, selbst in Potsdam ansässig, hatte 2007 mit seiner Spende von 20 Millionen Euro den Landtagsbeschluss für die historische Schlossfassade erst möglich gemacht.

„Dass Sie zu Tausenden gekommen sind, zeigt, die Entscheidung war richtig, Potsdams Herz wieder zu errichten“, sagte Platzeck, der in seiner Rede immer wieder auch die Gegner des Schlossbaus mit einbezog, die ihrem Unmut lautstark durch Zwischenrufe Ausdruck verliehen. Dabei hatte bereits 2006 eine Befragung der Potsdamer Bürger klargemacht, dass die historische Mitte wieder erstehen soll. Die Mehrheit wollte und will dieses Gebäude, dessen historisches Vorbild einst so untrennbar mit der Geschichte der Stadt verbunden war, bevor es Ende 1959 durch einen Beschluss des Ost-Berliner Politbüros gesprengt wurde.

Der Grundstein für das Schloss war vor einem halben Jahr unter Ausschluss der Öffentlichkeit gelegt worden. Damals hatten Markov und der Baukonzern BAM, mit dem der Bau in öffentlich-privater Partnerschaft für 120 Millionen Euro errichtet wird, dafür heftige Kritik einstecken müssen. Ein halbes Jahr nach der Grundsteinlegung hatten die Verantwortlichen beim Richtfest eine Wiederholung dieses Festes vermeiden wollen. So war diesmal die Öffentlichkeit eingeladen und das Richt- wurde zum Bürgerfest.

Bereits um 17 Uhr öffnete sich erstmals das in feierliches Licht getauchte Fortuna-Portal für die Öffentlichkeit. Das von Fernsehmoderator Günther Jauch durch eine Spende von rund drei Millionen Euro ab Herbst 2000 errichtete Bauwerk hatte bei seiner Fertigstellung den Anstoß zu den Überlegungen gegeben, einen Landtagsneubau mit historischer Fassade zu errichten. Das Portal, 1701 aus Anlass der Selbstkrönung des Kurfürsten Friedrich III. zum König Friedrich I. als Eingangstor zum Stadtschloss eingeweiht, war nach dem Krieg mit dem Stadtschloss gesprengt worden. Am Tag des Richtfestes konnten alle Gäste nun wieder hindurchschreiten und sich mit etwas Phantasie dem Gefühl hingeben, den Schlosshof der Preußen-Residenz zu betreten. Die Feiernden strömten in Massen durch das Tor und zeigten sich von den Dimensionen des Innenhofes sehr angetan.

Nachdem Finanzstaatssekretärin Daniela Trochowski den Bauarbeitern ihren Dank ausgesprochen hatte, wurde am nordöstlichen Kopfbau in 14 Metern Höhe die Richtkrone hochgezogen. Dem Richtspruch des Zimmermannes folgte großer Jubel der Menge. Eine Laser­show, bei der die Geschichte des Stadtschlosses auf eine Leinwand projiziert wurde und ein rustikaler Richtfestimbiss aus der Gulaschkanone rundeten das Fest ab.

„Eine geniale Idee Knobelsdorffs“ lobte Platzeck das Schloss auf dem Richtfest. In der Tat war das Stadtschloss einst Herz und Mitte der Stadt. In keinem anderen Bauwerk Brandenburgs ist so viel Geschichte geschrieben worden. An diesem Abend fühlten die meisten, dass hier mehr passierte, als das Schließen einer städtebaulichen Lücke. Im Herbst 2013 soll das Landesparlament, das zurzeit auf dem Potsdamer Brauhausberg tagt, in den Neubau einziehen.  Silvia Friedrich


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren