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03.12.11 / Natur ohne Aktionismus erleben / Viel Wissenswertes und nette Anekdoten über Tiere und Pflanzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-11 vom 03. Dezember 2011

Natur ohne Aktionismus erleben
Viel Wissenswertes und nette Anekdoten über Tiere und Pflanzen

„Wir können so unglaublich viel und schwer arbeiten, weil wir so gut schwitzen. Am besten von allen Säugetieren. Wir sind deshalb von Natur aus ein Arbeitstier“, so PAZ-Gastautor Josef H. Reichholf in „Natur Geschichte(n)“. Das Buch bietet rund 60 geistvolle Mini-Feuilletons, alle garniert mit kundigen Wissenshappen. Eine Mixtur zum Genießen, erschlossen durch naiv-neugierige Fragen in den Kapitelüberschriften: Warum hat Südamerika nur kleine Großtiere? Weil es „mehr als 50 Millionen Jahre lang eine Insel war“, gesperrt für „Säugetiere aus der Alten Welt“. Was unterscheidet Vögel von allen anderen Tierarten? Dass nur sie ein gemeinsames Merkmal haben: „Was Federn hat, ist ein Vogel.“ Woher rührt die Formenvielfalt von Vogelschnäbeln? Weil diese das einzige Werkzeug sind, nachdem sich die Vorderbeine zu Flügeln umbildeten. Sind Menschen von Natur aus Vegetarier? Nein, da „die Pflanzenkost nicht genügend Proteine liefert“, weswegen sogar Schimpansen mitunter zu „reißenden Bestien“ werden. Ist Afrika die Urheimat des Menschen? Vermutlich nicht, aber es liegen „viele Leichen an unserem Weg“, und „es überlebte nur eine einzige Art“.

Man kann Reichholfs Buch an beliebiger Stelle aufschlagen und immer mit Gewinn lesen. Was er beispielsweise auf fünf Seiten zur Frage „Warum legen Vögel Eier?“ ausführt, ersetzt dickleibige Zoologie-Wälzer und ist zudem viel kurzweiliger. Man versteht, warum er bei Sprachpflegern einmütig verehrt wird, bei Natur- und Umweltschützern aber höchst umstritten ist. Für ihn sind sie oftmals „falsche Propheten“ und Dogmatiker, deren Aktionismus von wirklich relevanten Problemen ablenkt. Details breitet der Wissenschaftsjournalist Michael Miersch in seinem lesenswerten Nachwort aus: nur wenige Öko-Dogmen, die der „Andersgrüne“ Reichholf nicht mit guten Argumenten attackiert hätte.

Attraktiver sind seine Stellungnahmen in aphoristischer Zuspitzung und intellektuellem Charme: Religiöse Menschen haben „mehr überlebende Kinder und keine Probleme mit Vereinsamung oder Verarmung“; „Sex scheint das Einzige zu sein, von dem man(n) nicht genug bekommen kann“; „alle Indianer und Indios von Nord- und Südamerika trugen die Blutgruppe Null, weil sie von Nordostasiaten abstammten, bei denen diese vorherrscht“; Ökologie als Wissenschaft ist „im allgemeinen Ökogetöse ziemlich untergegangen“. Fazit: „Die Natur braucht uns nicht. Wir sind diejenigen, die die Natur nötig haben. All unsere Technik ist nichts anderes als ein Mittel, die Natur wirkungsvoller zu nutzen.“ Wolf Oschlies

Josef H. Reichholf: „Natur Geschichte(n)“, Knaus Verlag, München 2011, gebunden, 319 Seiten, 19,99 Euro


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