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03.12.11 / Gift statt Granaten / Preußen-Krimi mit Koch als Ermittler

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-11 vom 03. Dezember 2011

Gift statt Granaten
Preußen-Krimi mit Koch als Ermittler

Chaos in Berlin: Der in russischen Diensten stehende General Tottleben versucht Anfang Oktober 1760 die Stadt einzunehmen. Im Granatenhagel kommt auch der von Fried-rich dem Großen sehr geschätzte Maler Feudras in seinem Atelier zu Tode. Zumindest sieht es auf den ersten Blick so aus.

Durch einen Spezialauftrag des Königs wird Honoré Langustier, Hauptfigur in Tom Wolfs neuestem Preußenkrimi, zum Ort des Geschehens befohlen, mitten in den Wirren der Stadtverteidigung. Er findet schnell heraus, dass die Granate erst später gezündet wurde, und zwar nach der Vergiftung des Malers. Denn um nichts anderes handelte es sich, wie Langustier – sogar am eigenen Leib – erfahren muss. Aus Gründen, die dem zweiten Hofküchenmeister – denn das ist Langustiers eigentliche Funktion – zunächst völlig schleierhaft sind, hat Friedrich II. schon vorher geahnt, dass der Künstler in Gefahr ist.

Gewissenhaft untersucht der Koch die Umstände des Mordes an Feudras, mit dem er auch befreundet war. Wenig hilfreich ist, dass der König vor seinem informellen Chefermittler nicht alle Karten aufdeckt. Warum beschäftigte er den Maler ausschließlich als Kopisten, obwohl Feudras selbst großes schöpferisches Talent besaß? Wer ist der geheimnisvolle Mäzen, der ihm in der letzten Zeit vor seinem Tod so viele Bilder abkaufte? Und überhaupt: Was war das Motiv des Mordes? Einerseits wurden nach der Ermordung des Malers 27 Bilder aus den Rahmen geschnitten. Andererseits: Feudras war kein Kostver-ächter und die schöne Petronella fühlte sich bei ihm wohler als bei ihrem Mann, dem Kunsthändler Pindl. Damit nicht genug: Da gibt es noch Mathilde, die kratzbürstige Ehefrau des Malers; und Petronellas erster Ehemann war Tottleben, jener Generals, der gerade in diesen Tagen Berlin unter Feuer setzt … oder geht es doch um etwas ganz anderes?

Bereits zum elften Mal lässt der vor Kurzem von Berlin in die Prignitz übergesiedelte Autor Tom Wolf in „Glutorange. Zehrende Flammen“ den von ihm erfunden Hofküchenmeister Langustier im Auftrag des Preußenkönigs ermitteln. Sorgfältig in den Details und auch auf den Sprachduktus der Zeit achtend, wird eine erfundene Handlung in die tatsächlichen Gegebenheiten eingebettet. Es ist erstaunlich, welch große Zahl von historischen Persönlichkeiten, welche Vielfalt an – hervorragend recherchierten – Lebensumständen in einem nicht einmal 300 Seiten umfassenden Krimi quasi nebenbei präsentiert werden können. Erik Lommatzsch

Tom Wolf: „Glutorange. Zehrende Flammen“, be.bra, Berlin 2011, broschiert, 269 Seiten, 9,95 Euro


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