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10.12.11 / Bloß nicht betonen / Angst vor »Islamophobie«-Vorwurf behindert Ursachenforschung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-11 vom 10. Dezember 2011

Bloß nicht betonen
Angst vor »Islamophobie«-Vorwurf behindert Ursachenforschung

Möglicherweise hat sich Familienministerin Kristina Schröder in den letzten Monaten gefragt, wozu sie sich den Stress antut, Beruf und Baby miteinander zu vereinbaren, wenn sie im Job derzeit nur Gegenwind spürt. Egal ob Betreuungsgeld, Frauenquote oder „Kampf gegen Rechts“, der für Schröder eher ein „Kampf gegen Extremisten“ sein sollte; ständig mischen andere Minister oder Parteikollegen sich in ihr Ressort ein. Und nun auch noch der Streit um das Thema Zwangs-ehen, bei dem Schröder von den mit einer Studie beauftragten Wissenschaftlern vorgeworfen wird, sie schüre Islamophobie.

Fakt ist, dass die Ministerin sich nicht wissenschaftlich exakt ausgedrückt hat. Insofern regen sich die an der Studie beteiligten Wissenschaftler zu Recht auf, allerdings bleiben die Aussagen, die Schröder getätigt hat, deswegen von der Tendenz her richtig.

Um den Wirbel um die Interpretation der Studienergebnisse zu verstehen, muss man auch wissen, dass die Wissenschaftler eigentlich dagegen waren, den ethnischen und religiösen Hintergrund der von Zwangsverheiratung Betroffenen zu ermitteln. Nur auf Druck des Ministeriums war man bereit, zumindest die in den 830 Beratungsstellen tätigen Mitarbeiter zu fragen, welchen ethnischen und religiösen Hintergrund die Hilfesuchenden ihrer Meinung nach hatten. So kam heraus, dass – so die von den Wissenschaftlern gewünschte, korrekte Formulierung – „Beraterinnen und Berater“ angaben, „dass sie davon ausgehen, dass 83,4 Prozent der Eltern der Betroffenen vermutlich muslimischer Herkunft sind“. Schröder hingegen hatte in einem „FAZ“-Beitrag gesagt, dass „nach Angaben der von Zwangsverheiratung Betroffenen 83,4 Prozent der Eltern Muslime seien“ und somit eine falsche Quelle genannt. Doch für die Ministerin ändert das nichts am Inhalt ihrer Aussage. „Wer den gemachten Angaben die Zuverlässigkeit abspricht und sie als Vermutung abtut, wirft damit praktisch den Beratungsstellen vor, leichtfertig oder vorsätzlich falsche Angaben gemacht zu haben. Gegen diesen Vorwurf nehmen wir die Beratungsstellen ausdrücklich in Schutz“, konterte Schröders Sprecher Christoph Steegmans auf die Anfeindungen.

Offenbar hören einige Kreise nicht gern, dass Zwangsverheiratung ein überwiegend muslimisches Problem ist, doch die Ministerin ist nicht bereit, die Realität aus Sorge vor dem Vorwurf, Islamophobie zu schüren, zu verbergen. Letztendlich muss man die Ursachen eines Problems kennen, denn nur so kann man es beheben.

Und so hat sie für 2012 eine bundesweite Telefonanlaufstelle auch für von Zwangsheirat Betroffene angekündigt. Und da hiervon eben vor allem muslimische Frauen und seltener auch Männer betroffen sind, sprechen die Helfer nicht nur Deutsch, sondern eben auch die Sprachen der Herkunftsländer der Betroffenen. Die Kosten für das Telefon-Projekt „Gewalt gegen Frauen“ werden für 2012 auf etwa 3,1 Millionen Euro veranschlagt, ab 2013 mit jährlich etwa sechs Millionen Euro. Bel


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