© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-11 vom 10. Dezember 2011

Ideologen am Werk
von Rebecca Bellano

Die Kritik an Familienministerin Kristina Schröder (s. S. 5), sie schüre Islamophobie, ist kontraproduktiv. Die Wissenschaftler tun ja gerade so, als ob Zwangsehen auch ein deutsches Phänomen seien. Mag sein, dass um 1900 auf dem Land so mancher Vater seiner Tochter nahegelegt hat, doch den reichen Bauern von nebenan zu heiraten, denn „Liebe vergeht, Hektar besteht“, aber schon damals dürfte ihr Nein das Thema vom Tisch gefegt haben. Für die Gegenwart steht jedoch außer Frage, dass das Thema Zwangsehen erst über Zuwanderer aus bestimmten Kulturkreisen nach Deutschland getragen wurde.

„Wer die gesellschaftliche Dimension von Religion negiert, macht einen methodischen Fehler, kommt in der Analyse zu schrägen Ergebnissen und zieht falsche Schlüsse“, schreibt die deutsch-türkische Sozialwissenschaftlerin Necla Kelek in der „Welt“. Auch zeige die Studie, wie eine Migrationsforscherlobby in der Lage sei, Wissenschaft zu ideologisieren und Integrationsprobleme immer zunächst auf soziale, ökonomische und Bildungsdefizite zu reduzieren. Besser als Necla Kelek kann man es gar nicht auf den Punkt bringen. Hinzu kommt: Wer ein Problem nicht beim Namen nennt, behindert dessen Lösung.