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10.12.11 / Fenster zum Himmel / Malermönche aus dem siebenbürgischen Kloster Sambata zu Gast im Glasmuseum Rheinbach

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-11 vom 10. Dezember 2011

Fenster zum Himmel
Malermönche aus dem siebenbürgischen Kloster Sambata zu Gast im Glasmuseum Rheinbach

Die vorweihnachtliche Sonderausstellung des Spezialmuseums für Böhmisches Glas im Eifelstädtchen nahe Bonn zeigt unter dem Motto „Fenster zum Himmel“ eine Auswahl von 25 Hinterglasikonen. Die neue Kabinettausstellung im Glasmuseum wurde am 1. Advent im Beisein des Generalkonsuls von Rumänien in Bonn, Vlad Vasiliu, eröffnet. Drei Mönche aus dem siebenbürgischen Kloster Ober-Mühlendorf [Sambata de Sus] – dem bekannten rumänisch-orthodoxen Wallfahrtsort im Kreis Kronstadt – wirkten zur Freude der zahlreich erschienenen Vernissagegäste bei der Veranstaltung aktiv mit. Die Malermönche führten nicht nur für alle sichtbar vor, wie eine Ikone in Hinterglastechnik entsteht, sie sangen auch passend zur Adventszeit typische vorweihnachtliche Volksweisen aus ihrer Heimat.

Die Museumsleiterin Ruth Fabritius führte in die Ausstellung ein – und erwies sich als intime Kennerin der Materie: Über rumänische Hinterglasmalerei hatte die gebürtige Siebenbürgerin ihre Dissertation verfasst. In ihrem Vortrag wies Fabritius auf die Besonderheiten der auf Glas gemalten rumänischen Ikonen als Einzelfall innerhalb der traditionellen ostkirchlichen Bilderwelt hin. So erfuhren die Besucher, dass die Anfänge der Hinterglasmalerei aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Einführung von volkstümlichen katholischen Hinterglas-Andachtsbildern durch Glashüttenarbeiter aus Süddeutschland, Böhmen und der Slowakei standen. Doch anders als in Mitteleuropa wurden in Siebenbürgen die Heiligenbilder nicht in Glashütten gestaltet, sondern von rumänischen Bauernmalern und auch von Mönchen gefertigt. Die Motive konzentrierten sich dabei mehrheitlich auf christlich-orthodoxe Szenen, jedoch gab es auch Malereien, die bäuerliche Lebens­welten darstellten. Bauernmalerei war auch eine bei den Siebenbürger Sachsen verbreitete Kunstrichtung, die sich allerdings verstärkt auf die Dekoration von Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen bezog.

Nicula, ein Dorf in der Nähe von Klausenburg, galt für lange Zeit als das wichtigste Herstellungszentrum für Hinterglasikonen. Weitere Zentren entstanden in der Umgebung von Hermannstadt, bei Karlsburg [Alba Iulia] sowie in Schei und eben Ober-Mühlendorf [Sambata de Sus] bei Kronstadt. Viele der wertvollen, farbenfrohen Ikonengemälde auf Glas wurden in Rumänien sowie im Ausland von Kennern gesammelt – und fanden sich im Gepäck des einen oder anderen siebenbürgisch-sächsischen Spätaussiedlers wieder, der sie als Erinnerung an die Heimat nach Deutschland mitgebracht hat.

In der Rheinbacher Präsentation zeigten die griechisch-orthodoxen Mönche Vater Siluan, Vater Mihail und Vater Stefan anhand einiger Beispiele, wie die Ikonenmalereien im Kloster am Fuße der Südkarpaten heute geschaffen werden. Der Ausstellungstitel „Fenster zum Himmel“ ist darauf zurückzuführen, dass die Ikonen in der christlichen Orthodoxie als direkte Verbindung des Malers wie auch des Betrachters zu Gott beziehungsweise zum Glauben gelten – wie ein Fenster in die übersinnliche Welt.

Bei den ausgestellten Hinterglasmalereien handelt es sich um Ikonen, die nach traditionellen Motiven im Rahmen des vorgegebenen Kanons unter anderem von den Malermönchen Calinic Morar, Ieronim Codlea, Stefan Rambulea, Petru Mitrofan und Liviu Chirila geschaffen wurden. Beeindruckend ist insbesondere die Konstanz der Formsprache, die bis in die Gegenwart hinein gepflegt wird. Trotzdem ist die eigene Handschrift eines jeden Malers in den Hinterglasbildern zu erkennen. Zu sehen sind mehrere Festtagsikonen sowie mit Goldblatt verzierte Bildnisse des Heiligen Nikolaus, der Gottesmutter Maria und des walachischen Fürsten Constantin Brâncoveanu, der als Märtyrer heiliggesprochen wurde. Weitere Motive sind der Geburt Christi, dem Letzten Abendmahl und der Kreuzigung gewidmet.

Die Finissage der Ikonen-Schau in Rheinbach findet am 7. Januar 2012 statt. Dieter Göllner


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