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10.12.11 / Diskussionen um Königsberger Straßenbahn / Zurzeit ist das Verkehrsmittel veraltet und unwirtschaftlich − Für die Modernisierung des Fuhrparks fehlt Geld

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-11 vom 10. Dezember 2011

Diskussionen um Königsberger Straßenbahn
Zurzeit ist das Verkehrsmittel veraltet und unwirtschaftlich − Für die Modernisierung des Fuhrparks fehlt Geld

Der Trend, dass in Königsberg immer mehr Straßenbahnlinien stillgelegt werden, hält an. Als vor kurzem im Museum Friedländer Tor eine Ausstellung zum 65. Jubiläum der russischen Straßenbahn in Königsberg eröffnet wurde, war neben dem Bürgermeister Alexander Jaroschuk auch der Direktor des städtischen Verkehrsunternehmens „KaliningradGorTrans“ Anatolij Muchomor anwesend. Obwohl die Ausstellung der Geschichte des Verkehrsmittels gewidmet war, interessierten sich die meisten Besucher für dessen Zukunft, falls die Straßenbahn überhaupt noch eine hat. Jaroschuk sagte, er selbst sei für den Ausbau des Straßenbahnnetzes, aber in letzter Zeit habe die Stadtverwaltung aus ökonomischen Gründen gegenteilige Entscheidungen treffen müssen. Im kommenden Jahr werde die Stadt sich mit der Erneuerung des Gleisbettes mit Hilfe deutscher Technik beschäftigen, um die Straßenbahn leiser zu machen. Jaroschuk räumte ein, dass der Fuhrpark dringend modernisiert werden müsse, hierfür aber schlichtweg kein Geld da sei. Diese Frage müsse deshalb auf 2013 vertagt werden. Die Wahl des Bürgermeisters wird im März 2012 stattfinden und es ist nicht sicher, dass die Königsberger Jaroschuk wiederwählen werden. Deshalb schildert der Bürgermeister in den schönsten Farben die märchenhaftesten Per­spek­ti­ven bezüglich der Entwick­lung des Stadtverkehrs. Er erklärte, dass asiatische Geschäftsleute ihm einen ungewöhnlichen Vorschlag unterbreitet hätten. Eine Art „Schwebebahn“, die das Zentrum mit den umliegenden Stadtteilen verbinden soll, sei die Lösung des Problems. Doch ein solches Projekt sei erst recht nicht zu finanzieren. Weil es nicht möglich sei, das Straßenbahnnetz in Königsberg auszubauen, gelte es, das noch vorhandene zu erhalten. Jaroschuk zeigte sich überzeugt, dass es in Königsberg auch in Zukunft eine Straßenbahn geben werde. Muchomor erinnerte daran, dass zurzeit überall in Europa Straßenbahnlinien wieder in Betrieb genommen werden und meinte, Königsberg solle sich dieser Tendenz anschließen, bedauerte zugleich jedoch die fehlenden Mittel.

Während die Politiker sich für den Fortbestand der Straßenbahn aussprachen, ist die Einstellung der Linie Nummer 1 bereits beschlossen. Zunächst wird sie ihre Route durch die Stadt ändern, aber ob diese dann später auch eingestellt wird, ist nicht sicher. Als Ersatz für die bisherige Route der Straßenbahn Nr. 1 wurden Busse gekauft. Ein Bus kostet umgerechnet 36000 Euro, insgesamt wurden zehn Busse bereitgestellt.

Laut Muchomor ist die Linie 1 wirtschaftlicher als die Linie 5, die nur wenige Passagiere hat. Meist wird diese Linie von Rentnern genutzt, die verbilligte Monatskarten erhalten, die wiederum zu 168000 Euro Verlust führen. Damit die Straßenbahn Gewinne einfährt, müssten die Fahrkarten mindestens 60 Cent kosten, doppelt so viel wie bisher. Doch nach einer solchen Preiserhöhung würden noch weniger Menschen Straßenbahn fahren.

Der Politiker stellte in Aussicht, dass in etwa fünf Jahren die Straßenbahn in Königsberg modern und schnell sein werde.

Jurij Tschernyschew


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