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10.12.11 / Schätze aus Beuthen / Neue Ausstellung »100 Jahre − 100 Exponate« in Ratingen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-11 vom 10. Dezember 2011

Schätze aus Beuthen
Neue Ausstellung »100 Jahre − 100 Exponate« in Ratingen

Mit der dritten Ausstellung der im Jahre 2009 initiierten Veranstaltungsreihe „Unsere Partnerinstitutionen stellen sich vor“ bietet das Oberschlesische Landesmuseum von Ratingen-Hösel dem Oberschlesischen Museum Beuthen (Muzeum Górnoslaskie w Bytomiu) die Möglichkeit, einen repräsentativen Querschnitt seiner um-fangreichen Sammlungs-Bestände zu zeigen. Die Institution feiert ihr 100-jähriges Bestehen und zeigt im Rahmen der aktuellen Präsentation in Ratingen hundert ausgewählte Exponate, die erstmalig in Deutschland zu sehen sind. Aus dem überwältigenden Fundus der Beuthener Kollektionen sind Objekte aus den Sachbereichen Archäologie, Ethnografie, Geschichte sowie Natur und Kunst ausgestellt. Auch die jüngste Abteilung des Museums, die sich mit der Geschichte von Lemberg und den ehemaligen polnischen Ostgebieten beschäftigt, ist mit Exponaten vertreten.

Die Direktoren der beiden Häuser, Dr. Dominik Ablamowicz und Dr. Stephan Kaiser, hatten vor der Vernissage der als Wanderausstellung konzipierten Schau eine weitreichende Kooperationserklärung ratifiziert. Sie benennt die Felder der Zusammenarbeit und definiert eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Dr. Stephan Kaiser erklärt: „Vertrauensvolle Kooperation ist für uns gelebte Gegenwart. Wir beleben die Zusammenarbeit in beide Richtungen. Wer die vielen aktuellen Projekte in Schlesien betrachtet, der sieht, dass hier nur die eine Hälfte des Wirkens aufleuchtet. Partnerschaft ist keine Einbahnstraße.“

Bei einem Rundgang durch die Ausstellung bekommt der Besucher einen Überblick über die Geschichte des Beuthener Museums sowie über die Tätigkeit seiner zahlreichen Abteilungen. Bei der Ausstellungseröffnung erinnerte Izabela Kühnel vom Oberschlesischen Museum an die Anfänge der Institution, die im Jahre 1910 als „Beuthener Geschichts- und Museumsverein“ gegründet wurde. Heute ist das „Muzeum Górnoslaskie“ eine bedeutende Einrichtung in der Trägerschaft der regionalen Selbstverwaltung. Drei Gebäude gehören zu diesem Museum, dessen Sammlung besonders in den Bereichen Archäologie und der Naturkunde stetig wächst.

Zu den Vernissagegästen gehörte auch Paul Schläger, der Vorsitzende der Stiftung Haus Oberschlesien, der betonte: „Als gebürtiger Beuthener ist es für mich eine besondere Freude, die Verbundenheit zur Stadt in neuer Form zu erleben.“

Die Präsentation bietet mit seltenen archäologischen Funden, Gemälden, Zunftsilber und oberschlesischen Fayencen sowie na-turkundlichen Präparaten Einblicke in die Kunst- und Kulturgeschichte der Region. Zu den ausgewählten Exponaten gehören herausragende Objekte wie die Fahne aus Metall mit doppelseitigem Bildnis „Heiliger Nikolaus“ und „Die Taufe Christi“ (19. Jahrhundert), die Reproduktionen der Ölgemälde von Konrad Krzyzanowski „Kindermädchen aus Nagybanya“ (1898) und von Alfons Karpinski „Eine Dame im dunkelblauen Hut“ (1912) sowie eine traditionell verzierte Truhe (Kochcice, 1866). In Vitrinen sind unter anderem die bemalte Fayence mit farbloser Glasur „Figur eines sitzenden Mädchens“ (1920 – 1923), die Skulptur „Aufnahme in den Bergmannsstand“ von Marian Marzec (Beuthen 1983) und die aus Zamak-Legierung gefertigte Statue eines Diskuswerfers, die als Preis für die Teilnahme an dem Sportwettkampf des Sportvereins „TG Sokol“ verliehen wurde (Kattowitz 1932), zu sehen.

Gebührende Aufmerksamkeit wird auch Beuthen [Bytom] geschenkt, die als eine der historisch ältesten oberschlesischen Städte gewürdigt wird. Die kreisfreie Großstadt in der Woiwodschaft Schlesien liegt im südlichen Teil der Republik Polens. Vorherrschende Industrie war früher der Steinkohlebergbau im Oberschlesischen Kohlerevier, einem der größten Steinkohlevor-kommen in Mitteleuropa. Informiert wird über die Burg mit Marktsiedlung, aus der im Jahre 1254 die Hauptstadt des Fürstentums entstand. Von dieser Zeit zeugt auch heute noch die mittelalterliche Altstadt mit ihren beeindruckenden Kirchen. Auch weitere Sehenswürdigkeiten finden in der Ausstellung Erwähnung, darunter Bürgerhäuser des Historismus und Jugendstils sowie Gebäude der Moderne wie die Barbara-Kirche aus Stahlbeton (1931), die Post (1908) und das Landesmuseum und die Schlesische Oper (1901). Nach der Hochindustrialisierung im 19. Jahrhundert wuchs die Stadt und rundherum entstand ein Kranz von Großstädten wie Gleiwitz [Gliwice] Hindenburg [Zabrze] und Königshütte [Chorzów]. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gehörte Beuthen zu den reichsten Städten der Region. Durch die Teilung Oberschlesiens nach dem Ersten Weltkrieg verblieb Beuthen beim Deutschen Reich.

Die Ausstellung des Oberschlesischen Museums von Beuthen ist in Ratingen bis zum 5. Februar 2012 zu besichtigen. D. Göllner


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