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10.12.11 / Safari ohne Grenzen / Fünf Länder Afrikas können mit riesigem Naturpark locken, weil deutsche Gelder großzügig verteilt werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-11 vom 10. Dezember 2011

Safari ohne Grenzen
Fünf Länder Afrikas können mit riesigem Naturpark locken, weil deutsche Gelder großzügig verteilt werden

Nach dem Nordost-Grönland-Nationalpark ist er mit einer Fläche von 444000 Quadratkilometern (29 Millionen Hektar) unter den ungefähr 1280 geschützten Naturlandschaften der Erde das zweitgrößte Areal: der 2011 ins Leben gerufene „Peace Park“ Kavango Zambezi Transfrontier Conservation Area (KAZA TFCA). Politiker sehen in diesem Joint Venture ein Paradebeispiel für die erwünschte künftige Entwicklung in Zentral- und Südafrika, ehemalige Konfliktregionen zu befrieden und die staatsübergreifende Zusammenarbeit zu fördern.

Grenzüberschreitend trägt KAZA mit einer um 20 Prozent größeren Ausdehnung als die Bundesrepublik in den Ländern Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe der natürlichen Wanderbewegung der Elefanten Rechnung und fasst 35 bestehende Naturparks und ihre Schönheiten zusammen, darunter die weltberühmten, 128 Meter hohen und mehrere hundert Meter breiten, mächtigen Victoria-Fälle, das Okavango-Delta und die Salzpfanne im Nxai-Pan-Nationalpark mit ihrer imposanten Massierung von Baobabs (Affenbrotbäumen). Die als Weltwunder bezeichneten Kaskaden der 1855 von David Livingstone entdeckten Victoria-Fälle, in der Sprache der Eingebornen als „Wirbelnder Rauch“ bezeichnet, sind etwa doppelt so groß wie die amerikanischen Niagara-Fälle.

Ein Bestand von mehreren hunderttausend Elefanten trägt das Seine dazu bei, die Dimensionen des Schwarzen Kontinents deutlich zu machen. Safari-Touristen ermöglichen sich so neue, ungeahnte Möglichkeiten, die großen, jahreszeitlich bedingten Wanderbewegungen riesiger Herden von Zebras, Elefanten, Springböcken und Büffeln zu verfolgen – Tierschützer fürchten auch Wilderer.

Nach dem Willen der Gründernationen soll das neue Parkgefüge der „ökologischen Korridore“ sowohl dem Naturschutz und der Biodiversität zugute kommen als auch mehr Touristenströme anziehen und die wirtschaftlichen Möglichkeiten der einzelnen Gebiete erhöhen. Als Faustformel gilt, dass je acht Touristen einen Arbeitsplatz schaffen. Der neue Reisemagnet öffnet spektakuläre Gebiete, die aufgrund mangelnder Infrastruktur und bewaffneter Konflikte bislang von der wirtschaftlichen Entwicklung ausgeschlossen waren. Grenzüberschreitende Ranger sollen für Beobachtung der Aktivitäten und Sicherheit sorgen.

Gleichwohl bleibt die Region nicht unproblematisch. So werden Reisende beispielsweise in Simbabwe ausdrücklich vor der durch die herrschende Armut sich ausbreitenden Kriminalität gewarnt. Auch besteht die Gefahr, dass die alten Konflikte der Region lokal immer wieder aufflackern können.

Und große Strecken sind nur mit Geländewagen befahrbar, nach starken Regenfällen verwandeln sich die Pisten in Schlammwüsten. Es ist also auf die günstigsten Reisezeiten zwischen den Regenperioden Rücksicht zu nehmen. Auch stehen nicht überall befestigte Unterkünfte oder, wie in Kenia etwa, luxuriöse Lodges zur Verfügung. Abenteuer sind unbequem.

Das Novum aber ist, dass die Besucher mit einem einzigen Visum Zugang zu dem gesamten Gebiet finden sollen. 20 Millionen Euro schoss die Bundesrepublik über die KfW-Entwicklungsbank aus ihrem verstärkten Engagement für den Naturschutz zu. Mit diesen Geldern wird unter anderem im Bwabwata Nationalpark im Nordosten Namibias ein neues Zentrum gebaut, der Grundstein ist bereits gelegt. Schwerpunkte sind zudem der weitere Ausbau von Park­infrastrukturen, ökologischen Korridoren, „Wildlife Management“, die Koordinierung privater Initiativen von Investoren und lokaler Bevölkerung, Entminung und die Schaffung von Gesundheitsprogrammen.

Insgesamt hat die KfW von 1990 bis heute mehr als 1,3 Milliarden Euro für Vorhaben zum Schutz von biologischer Vielfalt in natürlichen Ökosystemen und zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Ressourcen ausgegeben, davon 30 Prozent in Afrika.

Ein Zeichen für das zunehmende Selbstbewusstsein ehemaliger afrikanischer Kolonialstaaten ist die Tatsache, dass die Idee zur Gründung des Parks auf afri­kanische Initiativen zurück­geht. Weltweit könnte sie sogar zum Vorbild für andere Regionen werden, etwa in Südostasien, wo beispielsweise zwischen Thailand und dem angrenzenden Kambodscha ein kriegsähnlicher Dauerstreit um die Nutzung der Dschungel und antiker Tempelbauwerke für den Tourismus tobt. Joachim Feyerabend


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