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17.12.11 / Bundespräsident verspielt Kredit / Wulff verstrickt sich in Darlehens-Affäre in Haarspaltereien und Irreführung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-11 vom 17. Dezember 2011

Bundespräsident verspielt Kredit
Wulff verstrickt sich in Darlehens-Affäre in Haarspaltereien und Irreführung

Irgendwann kommt alles ans Licht. So auch, dass Bundespräsident Christian Wulff sein schmuckes Eigenheim im niedersächsischen Großburgwedel einem ungewöhnlich günstigen Privatkredit eines Unternehmerehepaares zu verdanken hat. Nun gerät er in Erklärungsnot, denn im Februar 2010 hatte er, damals noch Ministerpräsident, dem niedersächsischen Landtag gegenüber bekundet, keine „geschäftlichen Beziehungen“ zu dem Osnabrücker Unternehmer Egon Geerkens zu unterhalten.

Dass doch etwas zwischen den beiden lief, war – im doppelten Wortsinn – aufgeflogen, nachdem Familie Wulff in der Business-Class in den Weihnachtsurlaub geflogen war, ohne dafür den vollen Preis zu zahlen. Und in Florida logierten die Wulffs in der Villa der Geerkens. Das war nicht die einzige Gefälligkeit, die diese dem Ministerpräsidenten erwiesen. Im Oktober 2008 hatte Edith Geerkens ihm eine halbe Million Euro zum Hauskauf gegeben. Die Konditionen für das Darlehen waren ungewöhnlich günstig: 120 Prozent des Beleihungswertes, ein Zinssatz von vier Prozent, Laufzeit fünf Jahre, Verzicht auf Absicherung im Grundbuch. Ersparnis über die gesamte Laufzeit im Vergleich zu einem marktüblichen Bankkredit: rund 33000 Euro. Dennoch beharrt Wulff heute darauf, das Parlament nicht getäuscht zu haben, denn das Geld habe nicht von Geerkens gestammt, sondern von dessen Ehefrau. Ist das nun Haarspalterei, Irreführung von Parlament und Öffent- lichkeit oder gar eine Lüge?

Wenn es um den Umgang mit reichen Freunden geht, hat Wulff auch als Bundespräsident keine glückliche Hand. Kaum im hohen Amt, verbrachte er einen Kurzurlaub im Nobelanwesen des dubiosen Finanzunternehmers Carsten Maschmeyer auf Mallorca. Auch das sei alles korrekt gewesen, so Wulff. Ebenso wie das fingierte Urlaubsinterview mit dem ZDF auf Norderney, das den Steuerzahler mehrere tausend Euro kostete. Korrekt im formalen Sinne vielleicht, aber auch angemessen für einen Bundespräsidenten, für den ganz besondere Maßstäbe gelten?

Ein glückhaftes Staatsoberhaupt war der erst im dritten Wahlgang mit Ach und Krach gewählte Wulff nie. Wenn er wegen der Kredit-Affäre sein Amt verlieren sollte, bliebe von seiner Amtszeit kaum mehr als die Erinnerung an inhaltsleere, vom Zeitgeist geprägte Reden – und eine ratlose Angela Merkel, weil sie niemanden mehr hätte, der sich von ihr ins Bundespräsidialamt abschieben lassen würde. Jan Heitmann

(siehe Kommentar Seite 8)


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