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17.12.11 / US-Dollar statt Drachme / Skurrile Gedankenspiele über ein Griechenland nach dem Euro

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-11 vom 17. Dezember 2011

US-Dollar statt Drachme
Skurrile Gedankenspiele über ein Griechenland nach dem Euro

Dem griechischen Magazin „Epikaira“ zufolge soll die US-Zentralbank eine Studie zur Etablierung des US-Dollars als Übergangswährung für Griechenland unternommen haben. Ob derartige Pläne für eine Zeit „nach dem Euro“ eine Chance bekommen, hängt nicht zuletzt von den Wahlen im Frühjahr ab. Bei Umfragen finden linksextreme Parteien, die einen Austritt aus der EU und der Euro-Zone fordern, immer mehr Zuspruch bei den Hellenen: Auch wenn es utopisch klingen mag, die aufgeworfene Frage, welche Währung die Nachfolge des Euros in Griechenland antreten könnte, ist durchaus berechtigt.

Die Befürchtung, dass Griechenland nach einem Euro-Austritt noch weiter im Chaos versinkt, ist nicht von der Hand zu weisen. Dem griechischen Magazin zufolge soll es die US-Zentralbank Fed sein, die sich mit Lösungsmöglichkeiten für die prekäre griechische Lage beschäftigt hat. Gänzlich neu wäre das entwickelte Gedankenspiel ohnehin nicht. Aktuell ist der US-Dollar nicht nur in den USA gesetzliches Zahlungsmittel, sondern auch in Ecuador, El Salvador, Liberia, Panama und auf Ost-Timor. Der in „Epikaira“ präsentierte Plan geht von einer fünfjährigen Übergangsphase aus, in der eine „Neue Drachme“ an den US-Dollar gebunden werden würde. Benutzt werden würde die Drachme zunächst nur als interne Verrechnungseinheit zwischen den USA und Griechenland, während im griechischen Alltag der US-Dollar Zahlungsmittel wäre.

Ausgegangen wird davon, dass ein Verlassen der Euro-Zone durch Griechenland, eventuell gefolgt von weiteren Ländern, eine Abwertung des Euro zum Dollar um 50 Prozent zur Folge hätte. Sinken würde damit der Wert der griechischen Schulden, die in Euro notiert sind. Ob, wie in der Studie unterstellt, die Abwertung der griechischen Schulden um die Hälfte und ein Zugriff auf niedrige US-Zinssätze den Bankrott des Landes verhindern können, darf angesichts der geringen griechischen Wirtschaftskraft bezweifelt werden. Eher darf man von einer Abhängigkeit von den USA ausgehen.

Auch wenn „Epikaira“ Belege über die Herkunft der Studie schuldig bleibt, ist nicht auszuschließen, dass in den USA derartige Gedankenspiele zur Ausweitung der Dollarmacht unternommen werden. Denkbar ist aber auch, dass es sich um eine gezielt aufgebaute Drohung in Richtung Berlin, Paris und Brüssel handelt, die USA ins europäische Boot zu holen.

Sollte sich ein Trend fortsetzen, den die Dezember-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Public Issue“ zutage gefördert hat, dann könnte in Griechenland demnächst allerdings erst einmal etwas anderes auf der Tagesordnung stehen: In der Umfrage brachte es die Sozialistische Pasok des Ex-Premiers Papandreou auf nur noch 15,5 Prozent. Die konservative Nea Dimokratia wäre mit einem Anteil von 30 Prozent zwar stärkste Partei, aber allein nicht regierungsfähig. Sollten die stalinistische Griechische Kommunistische Partei (Umfragewert 13,5 Prozent), die trotzkistische Linksallianz „Syriza“ (Umfragewert 14 Prozent) und die Demokratische Linke (Umfrage 9,5 Prozent) weiter zulegen, dürfte einer Umsetzung von propagierten Programmpunkten wie einem Austritt Griechenlands aus EU und Euro-Zone, einer Zahlungseinstellung bei Auslandsschulden und einer generellen „Vergesellschaftung von Privateigentum“ nichts mehr im Wege stehen. Norman Hanert


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