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17.12.11 / Direkter Draht zum Himmel / Schon mehrmals hatte Martin versucht, den Nikolaus anzurufen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-11 vom 17. Dezember 2011

Direkter Draht zum Himmel
Schon mehrmals hatte Martin versucht, den Nikolaus anzurufen

Guten Abend, hier ist der Martin. Ist dort der Nikolaus?“ „Hier spricht Müller.“ „Schade, ich dachte …“ – „Wen willst du sprechen, Junge?“ „Den Nikolaus.“ „Ach sooo, ja, der bin ich. Was ist denn? Wieso hast du überhaupt meine Nummer gewußt?“ „Och, ich habe einfach ein paar Zahlen auf Papas Handy gedrückt. Ich hab’ mir gedacht, der liebe Gott wird mir schon die richtige Nummer eingeben. Ich habe vorhin schon mal angerufen, aber da war keiner dran.“ „Tja – ich bin viel unterwegs in letzter Zeit. Was hast du denn für Sorgen, Martin?“ „Also – ich – ich hätte da einen Riesenwunsch!“ „Schieß los!“ „Nikolaus, du brauchst mir auch nichts weiter zu schenken, nur … Ich meine – wenn du mir eine Armbanduhr mit Digitalanzeige bringst, und vielleicht noch ‘nen neuen Fußball und so‘n großes Fußballtor wie im Katalog wär‘ ja auch schön. Aber du brauchst nicht, Nikolaus, nur wenn du unbedingt willst! – Warum lachst du?“ „Weil ich ein fröhlicher Nikolaus bin, Martin.“

„Aber dann hätte ich noch diesen Riesenwunsch... Ich muss bis morgen früh ein Gedicht können, und das hab‘ ich vergessen, mir reinzuziehn!“ „Reinzuziehn?“ „Na zu lernen. Könntest du mir nicht schenken, dass ich’s morgen trotzdem kann, wenn ich dran komme? Nikolaus, bist du noch da?“ „Selbstverständlich. Sag mal, Martin, in welche Klasse gehst du denn?“ „Erste, Mensch! Das Gedicht ist‘n Nikolausgedicht. Ich glaube, das geht so: ,Von drauß‘ vom Walde komm ich her … äh …“ „Wie wäre es, mein Junge, wenn du das Gedicht noch heute Abend lernen würdest?“ „Och, Mensch, jetzt läuft doch ,Soko Leipzig‘. Ich muss nämlich unbedingt wissen, wer die Tussi umgebracht hat. Und danach muss ich gleich poofen!“ „Poofen?“ – „Na, schlafen! Mit dir kann man richtig geil sprechen. Du bist ein steiler Oppa!“ „Steiler Op …? Danke!“

„Du Nikolaus! Könntest du mich nicht am Nikolaustag besuchen kommen? Du warst noch nie persönlich bei uns. Ich meine ja, jetzt wäre ich mal dran!“ „Jaaa, weißt du – es gibt so viele Kinder, die ich …, aber vielleicht lässt sich das machen. Wo wohnst du eigentlich?“ „Ich denke, das weißt du? Überhaupt, du fragst unheimlich viel!“ „Na ja, ich bin schon alt, und mit meinem Gedächtnis klappt es manchmal nicht mehr so richtig. Und nun hat mir auch noch Hans Muff, dieser Trottel, mein Notizbüchlein verschlampt, wo alle Namen drinstehen.“ „Hast du die denn nicht in deinem Computer?“ „Äh – der ist doch gerade mal wieder kaputt.“ „Also, ich heiße Martin Winzer und wohne in Köln, Neumarkt 11.“ „Klar, jetzt weiß ich’s wieder! Gut, ich komme dann am Nikolaustag, aber nur unter einer Bedingung!“ – „Welcher?“ „Dass du noch heute Abend dein Gedicht auswendig lernst. Und dann sofort ab ins Bett. Okay?“ „Ist gebongt, Nikolaus!“ „Na also, ich wusste doch, dass du eine starke Zeile bist.“ „Du lernst aber schnell, Nikolaus, ich meine, so ‘ne knallharten Wörter!“ „Logo, in meinem Beruf muss man das.“

„Kennst du auch Gedichte? Und kannst du sie auch aufsagen?“ „Jetzt habe ich aber keine Zeit mehr, Martin. Bis dann. Tschüß!“ „Tschüß, Nikolaus! Und du weißt ja: Versprochen ist gehalten!“ Gabriele Lins


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