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17.12.11 / »Man muss nur anfangen« / Deutschlands betagteste Wahlkampfhelferin Elfi Damian vollendet ihr 90. Lebensjahr

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-11 vom 17. Dezember 2011

»Man muss nur anfangen«
Deutschlands betagteste Wahlkampfhelferin Elfi Damian vollendet ihr 90. Lebensjahr

Es täte Deutschland gut, wenn es mehr Menschen wie sie gäbe: Mit Mut und Engagement setzt sich die Hamburgerin Elfi Damian für ihre Überzeugung, für Pflege und Weitergabe der preußischen Tugenden an die nachrückende Generation, aber auch für Menschen in Not ein.

Freudestrahlend erzählt sie, dass sie sich auf ihren runden Geburtstag am 22. Dezember freut, darüber, dass in ihrer inzwischen großen Familie alles in Ordnung ist und dass es ihr vergönnt ist, ihren Alltag noch voll im Griff zu haben und sich auch politisch noch einbringen zu können.

Organisieren und mit Menschen reden ist ihre Stärke. Elfi Damian ist überzeugte Christin und als solche hält sie nicht nur an den christlichen Überzeugungen, sondern auch an den preußischen Tugenden fest in einer sich immer schneller dem Zeitgeist unterordnenden Gesellschaft. Solchen Tendenzen tritt die rüstige Dame entschieden entgegen. Sie nimmt an Sitzungen des CDU-Ortsverbandes in Hamburg-Farmsen teil, ist in der Senioren-Union aktiv, organisiert deren Veranstaltungen und sie ist sich nicht zu schade, in Einkaufszentren die Wahlstände der Partei zu betreuen. Dort ist sie meistens die erfolgreichste Werberin, weil sie die Menschen direkt anspricht und deshalb auch erfährt, was sie bedrückt oder was sie sich von ihren Volksvertretern wünschen. Mit den regierenden CDU-Politikern ist Elfi Damian nicht einverstanden. Von Merkel und ihren Ministern fühlt sie sich nicht gut vertreten. Sie würde lieber konservative Politiker an der Spitze sehen, die sich für den Erhalt der noch vorhandenen Werte einsetzen.

Auch von der evangelischen Kirche ist die Hamburgerin, die 40 Jahre lang aktives Mitglied war, enttäuscht. Als die neue Bischöfin ihrer Kirchengemeinde einen Besuch abstattete und davon sprach, dass die Kirche ein geschützter Raum sei, in den man sich zurückziehen könne und auch einmal frei seine Meinung äußern dürfe, stand Elfi Damian auf und sagte: „Ich bin ein freier Mensch und ich kann überall meine Meinung äußern, dafür brauche ich nicht die Kirche als Schutzraum.“ So hält sie es auch, wenn die Politiker in ihrem Ortsverband sich zu sehr „politisch korrekt“ verhalten. Denn sie ist überzeugt davon, dass man seinen Standpunkt vertreten muss, auch wenn es unbequem ist.

Elfi Damian lebt nach dem Motto „Jeder kann etwas tun. Man muss nur anfangen.“ Sie weiß, wovon sie spricht, denn ihre „Karriere“ begann sie erst im Alter von 70 Jahren. Bei einer Reise nach Lettland lernte sie den Chef der „Deutschen Konservativen“ kennen, der sie zur Mitarbeit in seinem Büro einlud. Da Frau Damian damals mit einem aus dem Baltikum stammenden deutschen Pastor zusammenlebte und viele Reisen und Hilfsgütertransporte nach Riga organisierte, musste sie zunächst absagen. Später nahm sie die Herausforderung dann doch an. Im Alter von 69 Jahren wurde sie, die nach dem Abitur früh heiratete und drei Kinder großzog und noch nie in einer Festanstellung gearbeitet hatte, Sekretärin. Scheute sie sich anfänglich vor der Arbeit am Computer, so lernte sie schnell professionell damit umzugehen. Heute hält sie sich über das Internet auf dem Laufenden. Der Laptop wurde ihr zum Begleiter und Wissensspeicher.

Im kommenden Jahr will Elfi Damian ihr bewegtes und langes Leben zu Papier bringen, weil ihre Kinder und Enkel sie darum gebeten haben. Sie hatte bereits damit angefangen, aber Einbrecher drangen am hellichten Tag in ihr Reihenhaus ein, während sie um die Ecke Einkaufen war, und entwendeten neben ihrem Schmuck auch ihren Computer. Während ihrer Berufstätigkeit organisierte sie Kongresse, Reisen, traf zahlreiche deutsche Politiker, begleitete als Reiseleiterin Gruppenreisen nach Israel und erhielt bald den Spitznamen „Mudder Damian“.

Das Leben hat es nicht immer gut gemeint mit Frau Damian. Sie weiß von großem Leid während des Zweiten Weltkriegs zu berichten. Ihr Mann diente als Marineoffizier. Selbst wurde sie ausgebombt. Sie musste sich mit ihrem Kind allein durchschlagen. Zwölf Jahre lang führte ihr Weg quer durch Deutschland bis nach Österreich, wo ihr zweiter Sohn zur Welt kam. Nach dem Krieg wurde sie als Deutsche aus Österreich ausgewiesen. Wieder in Deutschland bekam sie eine Tochter. Das Heimweh nach ihrer Heimatstadt Hamburg war ihr ständiger Begleiter. Als der Mann aus dem Krieg zurückkehrte, war er ohne Beruf und die Familie mittellos. Sie zog zurück nach Hamburg, in das Haus, in dem Elfi Damian heute noch wohnt. Mit dem Unterschied, dass es damals keine Heizung und kein Heizmaterial gab. Die Kinder waren oft blau gefroren, doch Elfi gab niemals auf. Heute ist sie froh und dankbar, dass ihre Kinder, Enkel und Urenkel wohlsituiert und in Frieden leben können.

Ein Schlaganfall, eine Krebserkrankung, zwei schwere Unfälle warfen Elfi Damian zurück, doch immer wieder kehrte sie ins aktive Leben zurück. „Höre nie auf anzufangen, fang nie an aufzuhören!“ Dieser Leitsatz wurde ihr zur Lebensaufgabe. Sie sieht es als ihre Pflichterfüllung an, das göttliche Geschenk ihrer Agilität zu nutzen.

Das schließt auch Pläne für das kommende Jahr mit ein. Elfi Damian möchte gerne noch einmal nach Ostpreußen reisen, denn ihre Großeltern mütterlicherseits stammen von dort. Vor zirka sieben Jahren war sie mit ihrem Sohn schon einmal in Ostpreußen auf der Suche nach dem Ort Kanischken, von wo ihre Oma kam. Leider konnte sie ihn nicht finden. Es soll dort ein Gut gegeben haben, das ihr Großvater im Alter von 17 Jahren verlassen musste, weil er etwas angestellt hatte, sich aber weigerte, sich beim Gutsherrn zu entschuldigen. Elfi Damian hätte so gerne eine Aufnahme oder Informationen über dieses Gut, aber auch eine Anfrage bei Frau Geede hat damals keinen Treffer gebracht. Vielleicht kann jemand aus dem Leserkreis, der diesen Artikel liest, weiterhelfen? Die Großmutter stammte aus der Nähe von Nikolaiken, dem Gut Sarken und dort waren tatsächlich noch ein paar Ruinen zu sehen.

Die PAZ liest Elfi Damian mit großer Aufmerksamkeit, den ostpreußischen Teil, weil sie sich − die neben Hamburger Plattdütsch auch Friesisch spricht − für Ostpreußisches und besonders den ostpreußischen Dialekt interessiert. Doch auch den Politikteil möchte sie nicht missen: „Sie schreiben offen und ehrlich über Situationen, die andere Zeitungen verschweigen.“ Deshalb hält sie die PAZ weiter, auch wenn ihr für das kommende Jahr schon eine Miet- und Nebenkostenerhöhung angekündigt wur­de und sie sich einschränken muss. Manuela Rosenthal-Kappi


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