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24.12.11 / Rückkehr in die Steinzeit / Ägypten: Salafisten, die Ur-Islam predigen, werden zweitstärkste Kraft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-11 vom 24. Dezember 2011

Rückkehr in die Steinzeit
Ägypten: Salafisten, die Ur-Islam predigen, werden zweitstärkste Kraft

Nach den ersten Teilergebnissen der Parlamentswahlen in Ägypten, die noch bis Januar andauern wird, werden die bislang kaum beachteten Salafisten offenbar nach den Muslimbrüdern die zweitstärkste Fraktion im ägyptischen Parlament stellen. Zwar werden die Ergebnisse für die Parteienliste erst Mitte Januar feststehen, wenn in allen 27 Provinzen gewählt wurde, doch der Trend scheint klar in Richtung islamistischer Parteien zu gehen. Die Salafisten-Partei al-Nur (das Licht) dürfte künftig landesweit ein gewichtiges Wort mitzureden haben.

Man rechnet jetzt damit, dass beide Gruppen, sollte sich der Trend nicht umkehren, über zwei Drittel aller Abgeordneten im neuen ägyptischen Parlament stellen werden. Für die laizistischen Reformkräfte, die seit Februar via Facebook die Massen auf die Straßen lockten und den Tahrir-Platz in Kairo zu einem Symbol der Freiheit von Despotie machten, wird wahrscheinlich weniger als ein Drittel aller Sitze übrig bleiben. Ein iranisches Szenario scheint sich in Ägypten abzuzeichnen, mit dem einzigen Unterschied, dass die islamistischen Kräfte in Ägypten keinen Führer wie Ayatollah Cho­meini haben, der sie alle vereint. Anders als Chomeini, der zunächst ja auch die Unterstützung der weltlichen Opposition gegen den Schah hatte, stehen die Salafisten in Ägypten alleine da. Nicht einmal die Muslimbrüder wollen mit ihnen zusammenarbeiten. Während das Motto der Muslimbrüder lautet: „Der Islam ist die Lösung“, könnte der Wahlspruch der Salafisten lauten: „Der Ur-Islam ist die Lösung.“ Zwischen Islam und Ur-Islam können jedoch Welten liegen.

Die Salafisten, die in Ägypten bereits die Ermordung des reformfreudigen Staatschefs Anwar al-Sadat 1981 zu verantworten hatten und Terrorakte gegen viele europäische Touristen, sind extremer als die Muslimbrüder. „Die Demokratie ist im Islam verboten“, sagte der Parteichef der Salafisten während des Wahlkampfes und meinte, dass sie nur gut sei, um die Macht zu erobern und sie dann wieder abzuschaffen. „Die Jugendlichen der Revolution sind Verräter und stehen im Dienst anderer Mächte. Wählt mich, dann kommt Ihr ins Paradies.“

Am Sturz von Hosni Mubarak waren sie nicht beteiligt, sie wollen jetzt allerdings die Früchte dieses Umsturzes für sich kassieren. Die Islamisten, wenn sie geeint aus den Wahlen hervorgehen, könnten schnell den demokratischen Traum in Ägypten zerstören.

Bereits im Vorfeld der Wahlen konnten die Salafisten durchsetzen, dass Männer und Frauen in getrennten Wahlbüros abstimmen. Auf Wahlplakaten weiblicher Salafisten-Kandidaten war kein Foto, bei einem Vollschleier hätte man sowieso nichts gesehen, Wahlzettel weiblicher Salafisten-Kandidaten wiesen deshalb symbolisch eine Rose auf. Weiblichen Journalisten haben Vertreter der „Licht-Partei“ keine Interviews gegeben. Auf dem Tahrir-Platz sind die Überbleibsel der ersten Revolution noch nicht abgeräumt, da erlebt Ägypten jetzt bereits eine zweite, diesmal islamistische Revolution, mit der kaum jemand gerechnet hatte. B. Bost


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