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24.12.11 / London muss Federn lassen / Pläne für Schottlands Unabhängigkeit schreiten voran

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-11 vom 24. Dezember 2011

London muss Federn lassen
Pläne für Schottlands Unabhängigkeit schreiten voran

Seitdem im Mai 2011 die Schottische Nationalpartei (SNP) bei den Wahlen zum Regionalparlament die absolute Mehrheit geschafft und die Regierung in London ihr Einverständnis zur Abhaltung einer Volksabstimmung erklärt hat, scheint der Weg zu einem unabhängigen Schottland frei zu sein. Wie detailliert die Planungen zur Zukunft Schottlands, losgelöst von Großbritannien, bereits sind, macht ein Bericht der britischen Zeitung „Independent“ deutlich: Journalisten der Zeitung hatten Einblick in Unterlagen, die zunächst nur für den parteiinternen Gebrauch der SNP gedacht waren. Die Kernaussagen des Papiers wurden inzwischen von SNP-Vertretern bestätigt. Als realistischer Zeitpunkt zur Abhaltung eines Referendums zur Unabhängigkeit wird demnach des Jahres 2014 oder 2015 angesehen.

Sollte die Abstimmung aus Sicht der SNP ein Erfolg werden, dürfte vor allem die Ausrichtung der Außenbeziehungen eines selbstständigen Schottlands für einige Enttäuschung bei der britischen Regierung in Westminster sorgen: Die Beziehungen zu England sollen zwar wichtig bleiben, im Fokus der Außen- und Verteidigungspolitik liegen aber die skandinavischen Länder. Bei den Wirtschaftsbeziehungen hofft man neben Skandinavien auch auf gute Beziehungen zu Osteuropa.

Nach der Unabhängigkeit Schottlands sollen Marine, Luftwaffe und Heer nach dem Vorbild skandinavischer Länder aufgebaut werden. Zur Ausrüstung der Streitkräfte soll – gemäß dem Bevölkerungsanteil von neun Prozent an der britischen Gesamtbevölkerung – an London die Forderung nach anteilsmäßiger Übertragung von Verteidigungstechnik der britischen Armee gestellt werden. Gleiches gilt für eine Übertragung von britischem Staatsvermögen gemäß dem schottischen Bevölkerungsanteil.

Dies wäre allerdings nicht der einzige Verlust, auf den sich London gefasst machen müsste: Die britischen Streitkräfte würden nicht nur die Luftwaffenstützpunkte Lossiemouth und Kinloss verlieren, sondern auch die Heimatbasis der Atom-U-Bootflotte in Faslane. Dort würde in Zukunft die schottische Marine stationiert werden, die nach dem Vorbild Norwegens und Dänemarks aus einer geringen Anzahl von Fregatten, Korvetten und Patroullienbooten bestehen würde.

Relativ detailliert sind auch die Überlegungen der SNP zur Zukunft der Wirtschaft in Schottland: Neben verstärkten Handelsbeziehungen zu Schweden, Dänemark und Norwegen will man auf die Ausbeutung von Öl- und Gasvorkommen setzten. Wenig Freude könnten die schottischen Planungen in Rotterdam auslösen: In Konkurrenz zum dortigen Hafen ist ein Containerhafen im schottischen Fife angedacht. Grundlage des Vorhabens ist die zunehmende Eisfreiheit auf der Nordpassage in den arktischen Gewässern. Sollte sich die Eisfreiheit fortsetzen, wäre die Route vom Atlantik zum Pazifik entlang der russischen Küste der kostengünstigste Seeweg von Europa nach Asien. Ein Hafen in Fife als Endpunkt einer solchen Route könnte dann ein wirtschaftlicher Erfolg werden. N.H.


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