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24.12.11 / Zukunft weiter ungewiss / Opel: Milliardenlast oder Selbstbedienungsladen?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-11 vom 24. Dezember 2011

Zukunft weiter ungewiss
Opel: Milliardenlast oder Selbstbedienungsladen?

Medienberichten zufolge prognostiziert General Motors (GM) für das deutsche Tochterunternehmen Opel im Jahr 2012 außer einem operativen Verlust von einer Milliarde Euro auch, dass die Konzernvorgaben zum Autoabsatz um 100000 Fahrzeuge verfehlt werden. Auch das Geschäftsjahr 2011 wird für Opel mit einem Verlust enden – zum vierten Mal in Folge. Grund genug, dass bereits vom Scheitern der bisherigen Sanierungsversuche für den angeschlagenen Autobauer die Rede ist: Der GM-Verwaltungsratsvorsitzende Stephen Girsky, der bei GM als oberster Kontrolleur für Opel zuständig ist, will weitere Schritte in Bezug auf Opel nicht ausschließen: „Wir werden nun mit allen Beteiligten an Lösungen arbeiten, die dann umgesetzt werden.“

Bedeuten könnte dies die Einleitung einer weiteren Sanierungsrunde, die von Lohnkürzungen und Stellenstreichungen über Werksschließungen bis hin zur kompletten Zerschlagung von Opel gehen könnte. Allerdings ist Skepsis angebracht bei den nun wieder vorgebrachten Klagen der GM-Führung über die „Milliardenlast“ Opel. In einem schwierigen Markt sei das Unternehmen eigentlich ganz gut unterwegs, merkt etwa „Auto-Papst“ Ferdinand Dudenhöffer vom „Car Automotiv Research“- Institut an der Uni Essen-Duisburg in Bezug auf Opel gegenüber dem „Handelsblatt“ an. In der Tat gelten die Werke von Opel im internationalen Vergleich als hoch effektiv. Einen interessanten Hinweis darauf, wo die eigentlichen Probleme für Opel liegen, liefert Betriebsrats-chef Klaus Franz. Während Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke verstärkte Exporte, etwa nach Osteuropa oder China, als Mittel anpreist, um Opel in die Gewinnzone zu bringen, wirft Betriebsratschef Klaus Franz der Konzernzentrale vor, ebensolche Exporte zugunsten von GM-Marken massiv zu behindern. Sein Vorwurf: Offiziell stimmt GM geplanten Exporten von Opel zwar zu, um dann „Killerkriterien“ aufzustellen, die Ausfuhren so gut wie unmöglich machen. So genießen GM-Marken wie Chevrolet auf verschiedenen Märkten einen konzerninternen Gebietsschutz, der umgekehrt allerdings für Opel auf dem europäischen Markt nicht gilt. Hier werden GM-Marken in Konkurrenz verkauft und nehmen demzufolge Marktanteile weg. Durch Konzernentscheidungen seien Opel drei Viertel des Weltmarktes nach wie vor verschlossen. Von den fünf größten Automärkten der Welt dürfe Opel lediglich in Westeuropa agieren, so Franz.

Es sind aber nicht nur derartige Praktiken, die Anlass sein sollten, die neuen Klagen über Opel als „Fass ohne Boden“, die aus der GM-Zentrale in Detroit ertönen, zu hinterfragen: Letztendlich ist für Außenstehende kaum festzumachen, an welchen Stellen des Konzerns Verluste und Gewinne anfallen. Über den Ansatz von konzerninternen Preisen lässt sich jeder Teil des Unternehmens nach Wunsch entweder zu einer „Goldgrube“ oder zu einer „Milliardenlast“ deklarieren. Während Lizenzgebühren oder Zulieferungen an Opel von anderen GM-Unternehmen zu hoch angesetzt werden können, kann man das Opel-Entwicklungszentrum für Chevrolet kostenlos arbeiten lassen. N.H.


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