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31.12.11 / Gegen jede Vernunft / Europa spricht immer weniger Deutsch, obwohl hier die Arbeit ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-12 vom 31. Dezember 2011

Gegen jede Vernunft
Europa spricht immer weniger Deutsch, obwohl hier die Arbeit ist

Eine vielbeachtete Aussage des CDU-Fraktionschefs Volker Kauder – „Europa spricht wieder Deutsch“ – war auf eine vorgebliche nun in Europa Einzug haltende solide Finanzpolitik gemünzt. Wie es um die tatsächliche Verbreitung deutscher Sprachkenntnisse in Europa steht, lässt sich an Zahlen ablesen, die nun vom europäischen Statistikamt Eurostat vorgelegt wurden: Die Zahlen zum Deutschunterricht an europäischen Schulen belegen vor allem eines: ein zunehmendes Desinteresse an der deutschen Sprache unter den Jugendlichen in der meisten EU-Staaten.

Die Zahl derjenigen, die Deutsch lernen wollen, sinkt kontinuierlich ab. Ablesbar ist dies vor allem bei den niederländischen Schülern: Während im Jahr 2005 noch 86 Prozent der Oberstufenschüler Deutschunterricht hatten, ist der Anteil inzwischen auf 50 Prozent abgesunken. Ähnlich sieht es in Dänemark aus: Auch hier sank bei den älteren Schülern der Anteil der Deutschlernenden von 50 Prozent im Jahre 2005 auf nur noch 35 Prozent. Unterschritten werden diese Werte sogar noch in Frankreich. An den französischen Schulen sind es lediglich 22 Prozent der älteren Schüler, die sich für einen Deutschunterricht interessieren. Nur noch als exotisches Phänomen kann man den Deutschunterricht an den Schulen Großbritanniens bezeichnen. Lediglich elf Prozent der höheren Jahrgänge haben hier Deutsch als Fremdsprache gewählt.

Die mageren Werte in all diesen Ländern drohen sich in der Zukunft zu verfestigen: Der kaum noch präsente Deutschunterricht zieht als Folge einen künftigen Mangel an Germanisten und deutschsprechendem Lehrpersonal für die Schulen nach sich. Gleichzeitig schwindet mit der Abwahl des Deutschunterrichts vom Stundenplan auch meist jeglicher Anreiz, an Schüleraustausch-Programmen teilzunehmen und Deutschland kennenzulernen. Das schwache Interesse westeuropäischer Schüler an einem Deutschunterricht wird von den Schülern an den Oberschulen Südeuropas sogar noch übertroffen. In den Ländern Spanien, Portugal, Italien und Griechenland liegen die Werte der Deutschlernenden jeweils unter zehn Prozent.

Erstaunlich ist dies umso mehr, als die kostenpflichtigen, an Erwachsene gerichteten Deutschkurse an den Goethe-Instituten dieser Länder mittlerweile einen regelrechten Ansturm erfahren. Bei Deutschkursen in Madrid und Barcelona stiegen die Teilnehmerzahlen um bis zu 60 Prozent an. Hintergrund dieser Entwicklung sind die düsteren Aussichten auf dem südeuropäischen Arbeitsmarkt und die Hoffnungen auf einen Arbeitsplatz in Deutschland, Österreich oder der deutschsprachigen Schweiz. Bei einer Jugendarbeitslosigkeit, die im Falle von Spanien und Griechenland nicht mehr weit von der 50-Prozent-Marke entfernt ist, eine verständliche Hoffnung.

Kaum nachvollziehbar ist allerdings, warum von den verantwortlichen Stellen nicht bereits an den regulären Schulen der Deutschunterricht massiv gefördert wird. Vorbild könnten osteuropäische Länder sein. In Polen, Slowenien, der Slowakei und der Tschechischen Republik erhält mehr als die Hälfte der Schüler Deutschunterricht, allerdings ist auch hier die Tendenz fallend.

Einzige Ausnahme vom europäischen Trend zur Verdrängung der deutschen Sprache von den Lehrplänen scheint Luxemburg zu sein, wo inzwischen alle Schüler Deutschunterricht erhalten. Norman Hanert


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