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31.12.11 / Destruktiver Gegenwind / Europas Fluggesellschaften vor schwierigen Zeiten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-12 vom 31. Dezember 2011

Destruktiver Gegenwind
Europas Fluggesellschaften vor schwierigen Zeiten

Während Flugzeugbauer wie Airbus und Boing einen Bedarf von bis zu 335000 neuen Flugzeugen in den nächsten 20 Jahren sehen, geraten derzeit immer mehr Fluglinien in die Krise: Tiefrote Zahlen hält der Branchenverband IATA vor allem für die europäischen Fluglinien im Jahr 2012 möglich.

Es sind gleich mehrere Faktoren, die den Fluglinien zu schaffen machen: Neben den Unsicherheiten durch die anhaltende Finanzkrise und Kosten durch Emissionszertifikate macht sich auf Kurzstrecken auch die immer stärkere Bahn-Konkurrenz bemerkbar. Für die deutschen Fluglinien kam noch die 2011 eingeführte Luftverkehrssteuer hinzu. Von den sich verschlechterten Bedingungen sind die Billigfluglinien am härtesten betroffen. Ihr Geschäftsmodell gilt inzwischen als ausgereizt, da kaum noch weitere Einsparungen möglich sind. Beteiligte Geschäftspartner wie Flughafengesellschaften oder Bodenabfertigungsdienste arbeiten inzwischen mit so niedrigen Margen, dass weitere Zugeständnisse kaum noch möglich sind. Auch die Mitnahme von Subventionen, die häufig durch die öffentliche Hand für abgelegene Provinzflughäfen gewährt wurden, ist in Zeiten klammer Kassen häufig nicht mehr möglich.

Die Zeichen der Zeit scheint Ryanair – einst Vorreiter beim Geschäftsmodell Billigfliegerei – erkannt zu haben: Anfang Dezember teilte die irische Fluglinie mit, dass Fluggäste zukünftig bis zu 100 Euro für die Mitnahme eines 15 Kilogramm schweren Koffers bezahlen sollen.

Die zweitgrößte deutsche Fluglinie Air Berlin versucht seit einiger Zeit, durch einen Sparkurs ihre Lage zu verbessern. Inzwischen ist es ihr gelungen, einen starken Partner zu finden: Etihad Airways, die nationale Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate.

Die strategische Partnerschaft der beiden Fluglinien weist auf eine weitere Herausforderung für Europas Fluggesellschaften hin: Finanzkräftige Luftfahrtunternehmen aus dem arabischen Raum drängen auf den europäischen Markt: Wenige Monate vor dem Etihad-Einstieg bei Air Berlin hatte sich bereits Qatar Airways bei der Frachtfluggesellschaft Cargolux eingekauft. Die Aktivitäten von Quatar Airways, Etihad und Emirates sind Teil einer Strategie, mit denen die Golf-Staaten langfristig ihre Abhängigkeit von Öleinnahmen verringern wollen. Gestützt auf die üppig ausgestatteten Staatsfonds entstehen dabei Mega-Projekte wie derzeit in Dubai. Dort ist ein Flughafen im Bau, der jährlich 150 Millionen Passagiere abfertigen können soll. Rentabel werden derartige Vorhaben allerdings erst, wenn es gelingt, das nötige Passagieraufkommen für derartige Luftverkehrs-Drehkreuze von anderen Flughäfen abzuziehen und zu sich umzulenken.

Zugang zum deutschen Markt ist den Fluggesellschaften vom arabischen Golf bisher nur begrenzt möglich, da sie lediglich vier Flughäfen in Deutschland anfliegen dürfen. Da den Emiraten eine Änderung der bilateralen Luftverkehrsabkommen mit Deutschland bisher nicht geglückt ist, werden Partner wie Air Berlin, die künftig Zubringerdienste für die im Bau befindlichen Mega-Flughäfen leisten sollen, umso wichtiger. N.H.


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