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31.12.11 / Komplimente für Elsa / Zwei Masuren gerieten im Zug ins Schwärmen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-12 vom 31. Dezember 2011

Komplimente für Elsa
Zwei Masuren gerieten im Zug ins Schwärmen

Die Auffassung, wonach die Ostpreußen und hier speziell die Masuren nicht imstande gewesen seien, zärtlichen Gefühlen mit wohlgesetzten Worten Ausdruck zu verleihen, ist mit Entschiedenheit zurückzuweisen. Das wird ein jeder bestätigen, der diese kleine Geschichte gelesen hat.

Sie spielt in einem Abteil des Personenzuges, der tagtäglich zwei- oder dreimal von Neidenburg über Willenberg nach Ortelsburg fuhr und natürlich auch wieder zurück. In diesem Coupé, wie es vornehm tuende Leute gern nannten, saßen Herbert Janik und Wilhelm Kopka, beides Besitzer von Bauernhöfen in dem ansehnlichen Kirchdorf Grünbude. Ersterer mochte so um die dreißig Jahre zählen, der zweite stand gut in den Fünfzigern.

Als der Zug auf dem Bahnhof von Muschaken Zwischenstation machte, stieg der Kaufmannsgehilfe Arno Steputat ein und setzte sich nach kurzem Gruß in das Abteil der beiden Landwirte, die in eifriger Unterhaltung begriffen waren.

Im Moment hatte Wilhelm Kopka, der Ältere von beiden, das Wort. „Wirst sehen“, sagte er, „sie ist ein Schmuckstück, meine Elsa. Schön schlank, aber voll auf der Brust. Und Beine hat sie, lang wie sonst was. Nicht zu dick und mit zierlichen Fesseln, kaum zu sagen.“

Herbert Janik indessen zog nur ein paarmal kräftig an seiner Tabakspfeife, bis sie richtig vor sich hin qualmte und erwiderte gleichmütig: „Nu, mag schon so sein alles vielleicht.“

Doch Wilhelm Kopka ließ sich dadurch keineswegs entmutigen und fuhr fort: „Hellbraunes Haar hat sie, kannst schöne Zöpfchen flechten. Und wenn du sie streicheln möchtest, fühlt sich alles an weich und glatt, rein wie echte Seide!“ Völlig gleichgültig kam es zurück: „Wird schon so sein, wenn du es sagst.“

Doch er fuhr unbeirrt fort, der Wilhelm Kopka: „Temperament hat sie wie nur was. Ihre Augen blitzen wie Feuer. Dabei ist sie zutraulich und zahm und folgsam, wenn du sie gut behandelst.“

Wiederum keine Reaktion bei Herbert Janik außer einer neuen Rauchwolke aus der Tabakspfeife. Dafür meldete sich Arno Steputat zu Wort, der Kommis, wie man seinerzeit einen Handelsgehilfen zu nennen pflegte. „Das muss ja sein ein wahres Prachtexemplar. Ich würde sie nehmen auf der Stell, die Marjell!“

Der Bauer und Hofbesitzer Wilhelm Kopka blickt etwas verwirrt drein: „Welche Marjell denn?“, wollte er wissen. „Nu, diese Elsa natürlich, von der du geredet hast andauernd“, lautete die Antwort.

„Die Elsa meinst?“ wunderte sich der Bauer, „die Elsa, das ist mein Trakehnerfohlen, was ich verkaufen möchte an den Herbert Janik!“ Heinz Kurt Kays


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