16.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
31.12.11 / Verfechter der Menschenrechte / Aufschlussreiche Biografie über den Journalisten Gerhard Löwenthal

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-12 vom 31. Dezember 2011

Verfechter der Menschenrechte
Aufschlussreiche Biografie über den Journalisten Gerhard Löwenthal

Wer als Bundesdeutscher die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bewusst miterlebt hat, kennt den Namen Gerhard Löwenthal. Er ist ein fester Begriff. Als Leiter des ZDF-Magazins von 1969 bis 1987 war er für die einen der „kalte Krieger“, für die anderen die Verkörperung der wehrhaften Demokratie in ihrem Kampf gegen den Sowjetimperialismus. Nach der friedlichen Revolution hat man auch beim ZDF eingesehen, dass man die Wirklichkeit des Ostblocks recht unzulänglich wahrgenommen hatte. Dem unbeirrbaren Einzelkämpfer Löwenthal blieb jedoch seitens des Hauses die Anerkennung versagt. Daher war eine ausführliche Biografie überfällig, die nun Stefan Winckler in jahrelanger solider Arbeit geschaffen hat. Trotz geistiger Verwandtschaft mit Löwenthal finden sich nirgendwo Spuren hagiografischer Verehrung. Jede Behauptung wird tunlichst exakt belegt. Das Opus ist wohl gelungen und lädt zum Lesen ein. Nur das Fehlen eines Personenregisters ist zu beklagen.

Wincklers Werk fußt auf Löwenthals Autobiografie, die aber schon vor 25 Jahren erschienen ist. Ihr Titel lautet: „Ich bin geblieben.“ Hat er nicht einen Wandel durchgemacht, gleichsam von Willy Brandt zu Franz Josef Strauß? In seinen Augen war es die SPD, deren Ostpolitik immer mehr den Wünschen der totalitären Weltmacht entgegenkam, sei es durch Aufwertung der DDR, sei es durch Verzichtsleistungen.

Wincklers Werk gliedert sich in fünf Teile. Auf die Löwenthal-Biografie folgt die Schilderung seines politischen Engagements im Fernsehen und außerhalb. Wie war die Reaktion auf seine journalistische Arbeit? Des weiteren wird Löwenthals Weltanschauung anschaulich ins Gedächtnis gerufen und seine Einbindung ins konservative Spektrum der Bundesrepublik konkretisiert. Auch seine Erinnerungen an das, was er als Jude unter Hitler in Berlin erlebt hat, „dass Tausende von Berlinern dem Gebot der Menschlichkeit auch unter schwierigen Verhältnissen folgten und halfen, wo es ging“, sind aufschlussreich.

Nach dem Kriege führten ihn glückliche Umstände in die Re-daktion des amerikanischen Senders Rias Berlin und schließlich zum ZDF. Dort war er für das ZDF-Magazin zuständig, das sich mit nahezu allen politischen Themen befasste. So rügte er am 7. Januar 1970 als „katastrophal“ Willy Brandts Ausspruch, er „habe aufgehört, über die deutsche Wiedervereinigung zu sprechen“.

Derlei Sendungen machen es verständlich, dass Löwenthal in der DDR als Staatsfeind Nr. 1 bezeichnet wurde und dass er in der Bundesrepublik zu den am meisten gefährdeten Persönlichkeiten zählte. Dennoch war Löwenthal voll des Eifers für die Sache der Freiheit und begnügte sich nicht mit der engagierten Wahrnehmung seiner beruflichen Pflichten. So war er 1972 Gründungsmitglied der Gesellschaft für Menschenrechte (heute Internationale Gesellschaft für Menschenrechte), eines Vereins, der sich vor allem den politischen Gefangenen in der DDR widmete und heute insbesondere verfolgten Christen hilft.

In einer an Vorbildern armen Welt kann die Beschäftigung mit Gerhard Löwenthal ein Ansporn sein, die eigenen Kräfte den vorrangigen Verfassungswerten dienstbar zu machen. Konrad Löw

Stefan Winckler: „Gerhard Löwenthal. Ein Beitrag zur politischen Publizistik der Bundesrepublik Deutschland“, be.bra wissenschaft verlag, Berlin-Brandenburg 2011, 406 Seiten, 46 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren