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14.01.12 / Last trägt der Steuerzahler / Der Streit um die Endlagerung vergrößert Probleme nur

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-12 vom 14. Januar 2012

Last trägt der Steuerzahler
Der Streit um die Endlagerung vergrößert Probleme nur

Während in Deutschland die lautstarken Proteste um Lagerstätten für radioaktiven Müll wie um den hoch gefährdeten Salzstock Asse in eine neue Runde gehen, feiert die zentralspanische Gemeinde Cuenca die Errichtung eines für 60 Jahre gedachten Zwischenlagers als Erfolg. Der Grund: In Zeiten einer schwachen Wirtschaft winken der krisengeschüttelten Kommune 300 sichere Arbeitsplätze.

Der Vorgang wirft ein bizarres Licht auf die mit dem Betrieb von Atommeilern einhergehende Frage einer Endlagerung für den zum Teil noch Millionen Jahre strahlenden Abfall. Weltweit hat er inzwischen Größenordnungen von jährlich 12000 Tonnen angenommen und nimmt jeden Tag mit dem Betrieb der Kraftwerke zu. Allein in Deutschland fallen jährlich etwa 450 Tonnen ausgedienter Brennelemente an. Sie landen zum größten Teil in provisorischen Zwischenlagern, oft im Umfeld der Meiler selbst. 16 solcher Provisorien existieren in Deutschland.

Dazu kommen Abfälle aus stillgelegten Reaktoren und aus Wiederaufbereitungsanlagen, die etwa von Frankreich nach Gorleben unter erheblicher Strahlenbelastung des Personals rücküberführt werden. Die World Nuclear Association geht von 320000 Tonnen hoch radioaktiver Abfälle aus (davon 70000 in den USA), die inzwischen weltweit angefallen sind. In Russland lagern zudem mehr als 700000 Tonnen weniger strahlendes, aufgebrauchtes Material.

Sogar eine Endlagerung im All oder das Abschießen der Deponien in die Sonne wird bereits erwogen – von den Kosten her ist diese Idee jedoch nicht realisierbar. Bereits 100000 Tonnen des atomaren Schutts wurden bis zum internationalen Verbot 1994 in den Weltmeeren abgeladen. Noch heute leiten die französische Wiederaufbereitungsanlage La Hague und das englische Sellafield Hunderte von Kubikmetern belastetes Wasser in den Ärmelkanal oder die Irische See.

Frankreich transportiert etwa 13 Prozent seines Mülls in die sibirische Stadt Sewersk (100000 Einwohner). Dort lagern sie auf einem Parkplatz unter freiem Himmel; auch Deutschland ist mit von der Partie. In der kirgisischen Stadt Mailuussuu gibt es 35 solcher nicht gesicherter Lager. Sie zählt zu den am schlimmsten verseuchten Gegenden der Erde. Die Russen selbst versenkten bis 1994 radioaktiven Müll in der Ostsee, die Amerikaner vor ihren Küsten. Und überall im Umfeld solcher Lager steigt die Krebsrate. Aus abgestürzten, atomgetriebenen Satelliten gelangt zusätzlich gefährliches Material auf die Erde. So wurde beispielsweise in Kanada ein Gebiet von rund 124000 Quadratkilometern verseucht.

Das Risiko trägt die Bevölkerung. Die Milliardenkosten für Lager, Transport und dessen Bewachung durch Tausende von Sicherheitskräften sowie Schließungen wie des Lagers Morsleben für 2,2 Milliarden Euro muss zum größten Teil der Steuerzahler tragen. Joachim Feyerabend


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