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14.01.12 / Wegen Luftballons inhaftiert / Weltweite Welle religiöser Gewalt: Weihnachten und Silvester endeten für viele Christen tödlich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-12 vom 14. Januar 2012

Wegen Luftballons inhaftiert
Weltweite Welle religiöser Gewalt: Weihnachten und Silvester endeten für viele Christen tödlich

Islamische Extremisten terrorisieren in immer mehr Teilen der Welt ihre eigenen Landsleute und Touristen. Das kurzfristige Verbot von Wellnessangeboten auf den Malediven war nur ein Warnsignal.

Der 37-jährige ugandische Geistliche Umar Mulinde von der „Gos-pel Life Church International“ in Ugandas Hauptstadt Kampala, ein ehemaliger Muslim, erhielt ein grausames „Weihnachtsgeschenk“: Militante Islamisten übergossen ihn unter dem Ruf „Allahu Akbar“ mit Säure und verätzten sein Gesicht und den Rücken. Der Konvertit verlor zudem ein Auge. Eine Fatwa muslimischer Führer des ostafrikanischen Staates hatte den engagierten Kämpfer gegen Menschenhandel im Oktober zum „Abschuss“ freigegeben. Fast zeitgleich traf eine Salve von Schüssen aus einem Auto heraus im Norden des benachbarten Kenia eine Gruppe von Biertrinkern in zwei öffentlichen Lokalen des Marktfleckens Garissa. Auch auf der zu Tansania gehörenden Gewürzinsel Sansibar kommt es vermehrt zu Attacken auf Christen.

Noch schlimmere Attentate ereigneten sich allerdings im westafrikanischen Nigeria, wo die militante, durch saudische Gelder gesponserte Sekte Boko Haram über die Feiertage drei christliche Kirchen mit Sprengsätzen belegte und zahlreiche Gläubige tötete. In den Monaten davor war es im Norden des Ölstaates ebenfalls zu motorisierten Überfällen auf Bierlokale und öffentliche Einrichtungen gekommen. Die Sekte, die alle westlichen Einflüsse mit Terror bekämpft, zeichnet allein 2011 für 465 Morde verantwortlich. Ein Dutzend verschleierter Frauen der Scharia-Polizei Hisbah konfiszierte in der nördlichen, überwiegend muslimisch geprägten Stadt Kano 80000 Bierflaschen und zerschlugen sie, um dem Alkoholverbot Nachdruck zu verleihen.

Zudem geht es bei einigen der Kämpfe nicht nur um religiöse Extremansichten, sondern auch um ökonomische Motivation, um Landbesitz oder Trinkwasser etwa und religiöse Beweggründe müssen zur Kaschierung herhalten. Auch in Pakistan haben Überfälle von Motorradbanden Konjunktur: Immer wieder beharken sie mit Maschinengewehren christliche Schulen. In Tunesien wurden nach dem sogenannten arabischen Frühling erstmals auch wieder Kirchen attackiert, in Ägypten gärt es gegen die Kopten weiter, im Irak sind Überfälle auf religiöse Einrichtungen von Nichtmuslimen an der Tagesordnung.

Eine blutige Spur zieht sich schon seit Jahren und stets zu Weihnachten durch ganz Nordafrika. Allein im Südsudan wurden beispielsweise in einer der vergangenen Christnächte in einer Kirche mehrere hundert Menschen buchstäblich mit Macheten geschlachtet.

Wie weit die Verdammung westlicher Bräuche in vielen islamischen Ländern gediehen ist, zeigt ein vergleichsweise harmloser Vorfall in Saudi-Arabien. Dort wurde zu Silvester von der sogenannten Religionspolizei ein Mann verhaftet, der mit Luftballons über die Straße ging. Das – so die Ordnungskräfte – habe den Schluss nahegelegt, der Delinquent sei zu einer Silvesterfeier unterwegs gewesen. Denn die Würdigung des Jahreswechsels wird in dem streng orthodoxen Staat als islamfeindliches, westliches Brauchtum eingestuft. Eine ähnliche Betrachtungsweise kostete auch im mehrheitlich von Muslimen bewohnten Tadschikistan einem als Nikolaus, dort nach russischem Brauch als Väterchen Frost bekannt, verkleideten Mann das Leben. Der 24-jährige Parviz Davatbekovwar wurde in der Neujahrsnacht von drei militanten Islamisten niedergestochen.

Unter dem Druck islamistischer Bürger hatte die vom Tourismus lebende Regierung der als Ferienziel der Deutschen beliebten Inselgruppe der Malediven Wellnessangebote als unsittlich und die Prostitution fördernd verboten, das Verdikt aber vor kurzem nach dem geharnischten Protest der Hotelma-nager zurückgezogen. Von den sonnenhungrigen Urlaubern unbemerkt, herrscht auf den übrigen Inseln ein strenges islamisches Regiment, das selbst den Besitz einer Bibel unter Strafe stellt.

Wenig beachtet wird auch, dass im bevölkerungsreichen Indonesien mit seinen 240 Millionen Einwohnern, zu 88 Prozent muslimisch, Bombenanschläge, eine private Lynchjustiz, religiös motivierte Gewalttaten gegen religiöse Minderheiten und die amtlich verordnete Versiegelung von Kirchen ständig zunehmen. Betende Geistliche müssen durch Polizeitruppen beschützt werden. Indonesien galt in der Vergangenheit als Paradebeispiel multikultureller Toleranz. Inzwischen jedoch setzt sich selbst bei gebildeten Jugendlichen ein islamisch-konservatives Wertesystem durch. Ganz besonders ausgeprägt ist dies in der Provinz Aceh. Dort ist Frauen sogar das Tragen von Hosen untersagt. 20000 lange Röcke wurden von der Provinzregierung an die Religionspolizei verteilt, um an Ort und Stelle bei Motorradfahrerinnen die beliebten Jeans einzusammeln und gegen den Rock einzutauschen. Da verwundert es schon, dass der Vorsitzende des deutschen Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, zu Weihnachten beteuerte, die Massaker in Nigeria hätten nichts mit dem Islam zu tun.

Die zunehmende Militanz indes betrifft nicht nur Muslime. In Israel beispielsweise tobt derzeit ein Kulturkampf der aufgeklärteren Bevölkerung mit den ultrafrommen Orthodoxen. Diese wollen unter anderem in den Bussen eine Trennung der Geschlechter herbeiführen. Inzwischen hat sich als Antwort auf die Bomben der nigerianischen Boko Haram auch die militante christliche Gegengruppe Akhwat Akwop etabliert und zerbombt ihrerseits Moscheen. Joachim Feyerabend


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