29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
21.01.12 / Jeden Rahmen gesprengt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-07 vom 21. Januar 2012

Jeden Rahmen gesprengt
von Hans Heckel

Der 20. März könnte für die gänzlich verfahrene Euro-Politik zum (ersten) Tag der Wahrheit werden: Ab jenem Datum muss Griechenland bis Jahres-ende geschätzte 61 Milliarden Euro an neuen Schulden aufnehmen, um ablaufende Schuldtitel auszuzahlen und Zinsen zu begleichen. Dazu kommen neue Schulden in noch nicht absehbarem Umfang.

Athen steht unter dem Schutz der „Troika“ aus Internationalem Währungsfonds (IWF), Europäischer Zentralbank (EZB) und EU-Kommission. Die Troika hat zugesagt, den Griechen das nötige Geld zu leihen, da sie auf dem freien Kapitalmarkt Bares nur noch zu Wucherzinsen aufnehmen können. An die Zusage waren Bedingungen geknüpft: Sparanstrengungen und Reformen in dem für europäische Verhältnisse unvorstellbar aus den Fugen geratenen Land.

Es zeigt sich jedoch, dass keine einzige der Auflagen wirklich erfüllt wurde. Schlimmer noch: Griechenland fehlen schon die administrativen Grundlagen, um die Versprechen überhaupt einlösen zu können. Somit kann die Troika nur entweder den Hahn zudrehen oder sich selbst lächerlich machen und weiterzahlen. Letzteres würde die hellenische Staatspleite nur aufschieben und die unabwendbare Pleite für die (in erster Linie deutschen) Steuerzahler noch teurer machen.

Die Bundesregierung fahre in der Euro- und Schuldenkrise „auf Sicht“, heißt es aus Berlin. Anders gehe es auch gar nicht, da man mit der Gemeinschaftswährung Neuland betreten habe.

Auf Sicht? Mehr und mehr scheint es, als sei Berlin mit fest verschlossenen Augen und Höchstgewindigkeit in eine dunkle Höhle gerast, aus der es nun keinen Ausweg mehr findet. Keine zwei Jahre ist es her, da verkündete die Bundeskanzlerin, wie zuversichtlich sie sei, dass Griechenland seine Probleme ohne fremde Hilfe lösen könne. Längst zeigt sich, dass Athen dies nicht einmal mit massiver fremder Unterstützung schafft. Offensichtlich hat sich in Berlin oder Brüssel niemand auch nur ansatzweise vertraut gemacht mit den Verhältnissen in dem heruntergewirtschafteten Land. „Vertrauen“ wurde geschenkt, ohne die Vertrauenswürdigkeit der Beschenkten zu überprüfen. Dies ist in höchstem Maße fahrlässig gegenüber denen, welche die Zeche zahlen müssen: die Steuerzahler, Sparer und Versicherten, deren Geld verbrannt wird.

Die Hilflosigkeit der Akteure ist beklemmend, ihre Beteuerungen wider besseres Wissen zerstören den letzten Rest von Sicherheit: Niemand nimmt der Kanzlerin, dem Finanzminister oder der Opposition ihre Versprechen noch ab, die Belastungen für die Deutschen würden sich „im Rahmen halten“. Was auf uns zukommt, hat längst jeden bislang vorstellbaren Rahmen gesprengt.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren