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21.01.12 / Siegesorden statt Storch oder Engel / Der Streit um die Krönung der Siegessäule auf dem Königsberger Hansaplatz ist entschieden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-07 vom 21. Januar 2012

Siegesorden statt Storch oder Engel
Der Streit um die Krönung der Siegessäule auf dem Königsberger Hansaplatz ist entschieden

Eigentlich sollte die Säule auf dem Königsberger Hansaplatz [Siegesplatz] schon längst von einer Skulptur gekrönt sein. Doch obwohl bereits ein Vertrag mit einem Bildhauer geschlossen worden war, schwelt seit fünf Jahren ein Streit um die Siegessäule. Aus wahltaktischen Gründen wurde er nun zugunsten der Kriegsveteranen entschieden.

Seit vielen Jahren wurde immer wieder darüber diskutiert und zum Teil heftig gestritten, welche Skulptur die Siegessäule auf dem Hansaplatz krönen soll. Die Säule aus rotem, afrikanischem Granit wurde im Jahr 2006 aufgestellt. Damals gab es eine öffentliche Ausschreibung für die Figur, welche die Spitze zieren sollte. Der Bildhauer Alexander Rukawischnikow gewann den Wettbewerb. Er schlug vor, den unteren Teil der Säule mit Flachreliefs zu schmücken, die Kampfszenen zeigen, und die Spitze mit einem Siegesengel zu versehen, der in der linken Hand einen Speer hält und in der rechten einen Siegeskranz. Die Künstlerwerkstatt bezifferte die Kosten auf umgerechnet rund 1,9 Millionen Euro.

Ein Jahr später wurden an der Säule bronzene Flachreliefs angebracht, auf denen die Ikone des Georgij Pobjedonosez (Georg der Sieger) und der sowjetische Siegesorden, der höchste militärische Verdienstorden der UdSSR, dargestellt sind. Das Säulenende blieb hingegen leer. Es folgte ein fünf Jahre dauernder Streit um die Skulptur, an dem sich neben Politikern der Stadt und des Gebiets Architekten sowie Vertreter der Gesellschaft beteiligten. Eine für alle annehmbare Lösung fanden sie nie. Die Vertreter der Stadt sagten, im Haushalt gäbe es nicht so viel Geld für die Skulptur. Darüber hinaus hatte sich ein hitziger Streit um die künstlerische Gestaltung entfacht. Vertreter der orthodoxen Kirche unterstützten die Idee der Engelfigur, während die Kriegsveteranen und Teilnehmer am Sturm auf Königsberg für den Siegesorden stimmten.

Vor kurzem fand eine Sitzung des Kulturrats beim Gouverneur statt, auf der unter anderem die Frage der Fertigstellung der Siegessäule erörtert wurde. Die Veteranenvertreter brachten noch einmal ihre Argumente für die Anbringung des Siegesordens als Krönung der Säule vor. Auf dem Platz gebe es genügend orthodoxe Symbole, ein Symbol des Sieges hingegen nicht.

Der Königsberger Stadtarchitekt Oleg Kuperdjajew wies darauf hin, dass die Stadt den mit Rukawischnikow geschlossenen Vertrag nicht einseitig lösen und die bestellte Variante abbestellen könne. Dieser Umstand habe es bisher auch verhindert, andere Varianten als einen Engel in Betracht zu ziehen.

Swetlana Siwkowa, Direktorin des Ozeanmuseums, unterstützt die Idee, die Säule mit einem Storch zu krönen, wie es der Bildhauer Schewzow vorgeschlagen hatte. Er hatte seinen Vorschlag damit begründet, dass der Storch Frieden und Ruhe symbolisiere. Diese Variante hätte tatsächlich die Anhänger des Siegesordens und des Engels befrieden können.

Schließlich sah Gouverneur Nikolaj Zukanow sich genötigt, eine schnelle Lösung herbeizuführen. Er schlug vor, dass in den nächsten zwei Monaten Anhörungen und Lesungen aller interessierten Seiten durchgeführt werden. Der Gebietschef versprach, mit Mitteln aus dem Regionalbudget auszuhelfen, falls die Stadt nicht genügend Geld haben sollte, die Skulptur, für die man sich schließlich entscheidet, bauen zu lassen.

Schon nach wenigen Tagen wurde jedoch klar, dass es sich nicht lohnte zu warten. Auf einer ordentlichen Sitzung des Kreisrats haben die Königsberger Abgeordneten eine Entscheidung darüber angenommen, was die Siegessäule schmücken wird. Bürgermeister Alexander Jaroschuk erklärte mit unverhohlenem Enthusiasmus, es werde der Siegesorden sein. Darüber hinaus wird die Säule ein Flachrelief mit Gedenktafeln zieren. Das bedeutet, dass die Veteranen ihre Forderung durchgesetzt haben. Aus politischer Sicht überrascht diese Entscheidung nicht, denn so wie Jaroschuk wissen viele, dass die Rentner und Veteranen ein wichtiges Wählerpotenzial bilden. In nächster Zeit stehen einige Wahlen an, unter anderem die Wahl des Bürgermeisters. Jurij Tschernyschew


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