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21.01.12 / Allein, aber nicht unglücklich / Am zufriedensten sind ledige Frauen zwischen 20 und 30, am unglücklichsten die Geschiedenen ohne Partner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-07 vom 21. Januar 2012

Allein, aber nicht unglücklich
Am zufriedensten sind ledige Frauen zwischen 20 und 30, am unglücklichsten die Geschiedenen ohne Partner

S ingles haben keinen guten Ruf. Sie gelten vielen als egoistisch, asozial, einsam oder unglücklich. Aber warum favorisieren immer mehr Menschen dieses Lebensmodell – freiwillig? Eine neue Untersuchung zeigt, dass Alleinlebende sogar glücklicher als Verheiratete sein können.

Dem „Glücksatlas 2011“ waren erstaunliche Fakten aus dem Leben der Singles zu entnehmen. Diese Studie, die kürzlich von der Deutschen Post in Berlin präsentiert und vom renommierten Allensbacher Institut für Demoskopie erstellt wurde, nennt Frauen zwischen 20 und 30 Jahren als die Zufriedensten. Viele von ihnen sind (noch) nicht verheiratet. Was macht sie so zufrieden?

Es sind die vier großen „G“ (Gesundheit, Geld, Genetik und Geselligkeit), stellte Renate Köcher, die Chefin des Allensbacher Instituts, fest. Als Beispiel gelten ihr die Bürger der Hansestadt Hamburg, die sich überdurchschnittlicher Gesundheit, vieler Freunde und Bekannte, deutschlandweit höchster Einkommen und einer positiven Mentalität erfreuen, bei der man ein Glas eher halb voll als halb leer betrachtet. Dabei ist Hamburg eine Single-Hochburg, in der über 44 Prozent der Menschen allein leben.

Aus diesem Blickwinkel wirken Nachrichten, dass die Zahl der Single-Haushalte ständig steigt, weniger bedrohlich. Von 14 auf 17 Millionen ist die Zahl der Alleinlebenden in den letzten 15 Jahren gestiegen. Während die Zahl der Verheirateten in der Bevölkerung im gleichen Zeit­raum von 63 auf 56 Prozent gefallen ist, stieg die Zahl derer, die zwar einen festen Lebenspartner haben, aber nicht zusammen wohnen wollen, von 41 auf 48 Prozent.

Ein klarer Hinweis auf eine Lebensform, die die „Gemeinschaft von Tisch und Bett“ nicht unbedingt als Voraussetzung für Zufriedenheit und Lebensglück ansieht. Das zeigen wiederum die Daten aus dem Glücksatlas 2011, die fortwährend in den vergangenen 25 Jahren erhoben wurden und daher kein Zufallsbild darstellen. Als Glück­lichste gelten die „Verwitweten mit neuem Partner“, gefolgt von „Ledigen mit fester Partnerschaft“; erst danach kommen die Verheirateten.

Viele der (statistisch gesehen) Alleinlebenden verzichten bewusst auf eine gemeinsame Wohnung mit dem Lebenspartner. Sie wollen lieber Distanz halten, sich den Ärger um die vermeintlich zu ordentliche oder zu unordentliche Wohnung vom Hals halten – und dennoch nicht auf Geselligkeit oder gemeinsame Reisen verzichten.

Als Unglücklichste erscheinen in der Zufriedenheitsstudie die „Geschiedenen ohne Partner“ und die „Ledigen ohne Partner“. Der Mensch ist offenkundig nicht dazu geschaffen, allein zu leben, wie es schon am Anfang der Bibel heißt. Besser ergeht es den Verwitweten ohne Partner, die sich nicht in das Wagnis einer neuen Beziehung stürzen wollen. Sie können sich offenbar mit ihrem Schicksal besser abfinden als die Ledigen oder Geschiedenen ohne Partner.

Auf Abhilfe hoffen viele der unzufriedenen Singles heute im Internet. Sieben Millionen Deutsche suchen über Seiten wie „eDarling“, „Parship“ oder „Elite-Partner“ neue Kontakte. Die alten Heiratsinstitute sind weitgehend aus der Mode gekommen, auch ältere Menschen suchen heute aktiv im Internet, denn es bietet viele Vorteile. Statt zufällig nach neuen Beziehungen im Bekanntenkreis, bei der Arbeit oder in der Freizeit zu suchen, ist die Netz-Suche sehr viel zielgerichteter.

Jeder Interessent muss sich ausführlich präsentieren, seine Wünsche an den Partner realistisch angeben und staunt dann oft genug über die vielen Angebote. Wer sich dann die Mühe macht, vielleicht zehn oder 15 „Dates“ (Treffen) zu absolvieren, findet oft genug einen passenden Partner – und das mit verhältnismäßig geringem finanziellen Aufwand. Die Erfolgsquote ist – auch für ältere Suchende – relativ hoch.

Die Single-Börsen zeigen auf diese Weise sehr gut und realistisch, was weibliche und männliche Singles wirklich wollen. Intelligente Männer stehen bei 79 Prozent der Frauen hoch im Kurs; auch ein höherer Verdienst und angesehener Beruf wird gern gesehen. Beruhigend für die Männer ist außerdem, dass für 43 Prozent der suchenden Frauen das Aussehen nicht so wichtig ist. Schlechte Tischmanieren bei Männern bedeuten hingegen ein Stoppschild für die meisten Frauen.

Wie aber sieht die „Traumfrau“ aus Sicht der Männer aus? Auch sie sollte eine gute Allgemeinbildung haben, ordentlich sein und kein Haustier halten. Jünger als der Mann sollte die Frau sein, finden 40 Prozent der Männer. Für zwei Drittel der Männer ist ein gutes und gepflegtes Aussehen der Frau ein „Muss“. Höhere Berufe wie Ärztin oder Lehrerin sind ebenfalls lieber gesehen als eine Bäuerin oder KFZ-Mechanikerin.

Hält dieser Trend – einen festen Partner zu haben/zu suchen und gleichzeitig allein zu leben – an, so wird sich vor allem die Wohnlandschaft in großen Städten verändern. Viele Singles können es sich leisten, in Zwei- oder Drei-Zimmer-Wohnungen allein zu leben. Allerdings steigen die Mieten bedrohlich genau aus diesem Grund. Seit 2005 sind die Mieten in der Zufriedenheits-Hauptstadt Hamburg um 20 Prozent auf durchschnittlich 8,90 Euro pro Quadratmeter gestiegen. In besseren Stadtteilen werden schon jetzt über zwölf Euro Kaltmiete verlangt und gezahlt – für viele dann doch wieder ein Grund, lieber zusammenzuziehen. H. E. Bues


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