19.04.2024

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28.01.12 / Der neue Faschismus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-12 vom 28. Januar 2012

Der neue Faschismus
von Theo Maass

Die NS-Bücherverbrennungen sind zum Sinnbild mörderischer Intoleranz schlechthin geworden. Das Verbrennen von Büchern gilt als Fanal des Zivilisationsbruchs, der bei vielen Gelegenheiten voller Inbrunst gebrandmarkt wird. Ist die Wiederholungsgefahr solcher Untaten also für immer gebannt? Unter den Inbrünstigen tummeln sich allerhand Heuchler, wie wir sehen müssen. Der tschechische „Künstler“ Martin Zet will 60000 Bände von Thilo Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“ sammeln und anschließend vernichten. Das „Happening“ soll anlässlich der Berlin-Biennale um den 27. April 2012 herum passieren.

Hörten wir richtig? Wo bleibt der Aufschrei der „Anständigen“ dieses Landes gegen diese neue Bücherverbrennung. Ein laues Lüftchen weht – sonst nichts. „Künstler“ Zet rechtfertigt sich: „Ab einem bestimmten Moment ist es nicht mehr wichtig, was die Qualität oder wahre Intention eines Buches ist, sondern welchen Effekt es in der deutschen Gesellschaft hat.“ Anders gesagt: Nicht was einer sagt, ist ihm anzulasten, sondern was andere ihm daraufhin eifernd unterstellen – ist es das, was Zet als neue Doktrin ausruft? Dann gute Nacht, Meinungsfreiheit.

Der schlimmere Skandal aber ist, dass das in Berlin ansässige Haus der Kulturen der Welt im Tiergarten (früher Kongresshalle, genannt „Schwangere Auster“), das dem Auswärtigen Amt, also zur Bundesregierung, untersteht, Zets Menschenjagd auf Sarrazin finanziell unterstützt. Bei allem Verständnis für die schwierige Lage der FDP und die Feier seines 50. Geburtstages wäre Guido Westerwelle hier gefordert, einzuschreiten.

Glaubt sich Zet bevollmächtigt, zu selektieren nach erwünschten und unerwünschten Auffassungen in Deutschland? Ignazio Silone, ideologischer Parteigänger Leo Trotzkis und Nikolaj Bucharins und in Italien zwischen Kommunismus und Sozialismus angesiedelt, hat einmal gesagt: „Der neue Faschismus wird nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus.‘ Er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus.‘“

Markus Drescher vom „Neuen Deutschland“ – einst Parteiorgan der SED – befindet über Sarrazin: „Dieser Mann ist kein Opfer“ und beklagt ganz offen: „Von Thilo Sarrazins Bestseller stehen mehr als eine Million Exemplare unangetastet in Bücherregalen Mehr als Demonstrationen gegen seine kruden Thesen hat der Autor nicht zu befürchten.“ Es ist also das Wesen der Meinungsfreiheit schlechthin, das Drescher unerträglich findet: Dass einer ungestraft sagen und schreiben darf, was er denkt. Es gruselt einem bei der Vorstellung, wie die Dreschers unter uns mit dieser Freiheit verfahren würden, wenn sie einst wieder die Macht dazu hätten.


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