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28.01.12 / Die Herrschaft der Greise / Die größte Demokratie der Erde bedarf der Erneuerung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-12 vom 28. Januar 2012

Die Herrschaft der Greise
Die größte Demokratie der Erde bedarf der Erneuerung

Die erste weibliche Präsidentin der mit 1,2 Milliarden Einwohnern bevölkerungsreichsten Demokratie der Erde, Pratibha Devisingh Patil, zugleich Oberkommandierende des Militärs, ist 78 Jahre alt, der Vizepräsident, Shri Mohammad Hamid Ansari, befindet sich im 75. Lebensjahr. Der amtierende Premierminister Dr. Manmohan Singh, der die politische Macht Indiens innehat und seit den 1990er Jahren als Vater des indischen Wirtschaftswunders gilt, feiert im September seinen 80. Geburtstag. Noch bei der letzten Wahl 2009 war sein politischer Gegner Lal Krishna Advani mit 81 gegen ihn angetreten.

Die Überalterung des Führungsapparates ist augenscheinlich: Bei den 34 Kabinettsmitgliedern des Landes, den sieben Ministern mit unabhängigem Status, den 37 Staatsministern, den 29 Provinzgouverneuren, den Mitgliedern des Parlaments (Unterhaus: 550 direkt gewählte Volksvertreter und Oberhaus: 238 ernannte Mitglieder) sowie den vier Chefs der Streitkräfte überwiegen die Geburtenjahrgänge 1937 bis 1950. Beispielsweise ist Außenminister Somanahalli Mallaiah Krishna 1932 geboren, Finanzminister Shri Pranab Mukherjee 1935, der Verteidigungsminister 1940. Wirtschaftsminister Arnand Sharma, 59, und der für die Sicherheit verantwortliche Minister Shivyhankar Menon mit seinen 61 Jahren zählen zur „jungen“ Garde. Noch jüngere Inder sind nur in weniger wichtigen Ressorts zu finden, obgleich die Bevölkerung ein geringes Durchschnittsalter hat, denn ein Drittel der Inder ist jünger als 15 Jahre. Das Küken im Kabinett, die Ministerin für ländliche Entwicklung, Agatha Sangma, ist 32 Jahre alt.

Mit Spannung erwartet die Welt die Präsidentschaftsneuwahlen im Juli dieses Jahres. Schon der Wahlkampf 2007 war von heftigen Attacken gegen die heutige Präsidentin und ehemalige Gouverneurin des Unionsstaates Rajasthan begleitet, der aus der Vergangenheit Unregelmäßigkeiten wie die Begünstigung von Verwandten vorgeworfen wurden. Ihre Nominierung habe sie nur der Nähe zur mächtigen Gandhi-Familie und zur Chefin der Kongresspartei, Sonia Ghandi, zu verdanken. Ihre Hausmacht sind Indiens Frauen, deren Rechte sie zu stärken versucht. So gibt es seit 2010 eine Frauenquote, wonach ein Drittel der Parlamentarier Frauen sein müssen.

Seit der Ermordung von Indira Gandhi 1984 war es ruhig um die einflussreiche Brahmanensippe Nehru-Gandhi geworden. Doch mit der neuen Generation ändert sich das neuerdings. Auch der derzeitige Premier Singh verdankt seine Macht der in Italien geborenen Sonia Gandhi, einer Enkelin des legendären Gandhi. Sie hatte 2002 die Wahl gewonnen, aber auf das Amt verzichtet und Singh favorisiert. Vor allem Sonia Gandhis 42-jähriger Sohn Rahul Gandhi wird derzeit als möglicher Kandidat für das Amt des Premiers gehandelt.

Der alten Garde wird vor allem Korruption vorgeworfen. Und sie hat es auch geschafft, das für 2012 geplante Anti-Korruptionsgesetz zu Fall zu bringen. Die Hauptgefahr für die Zukunft des Landes ist neben der Korruption ein die Wirtschaft strangulierende Regulierungswahn. Joachim Feyerabend


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