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28.01.12 / Der erste Rheinbundfürst

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-12 vom 28. Januar 2012

Der erste Rheinbundfürst

Er war der erste Stein der nach dem Ausbruch der Befreiungskriege aus dem von Napoleon geschaffenen Rheinbund brach. Vorher war er – ähnlich Preußen – nur wider Willen Frankreichs Verbündeter gewesen. Ähnlich Fried­rich Wilhelm III. im Nachbarland Preußen hatte auch er es nur dem Zaren zu verdanken, dass Bonaparte sich nicht sein Territorium unter den Nagel riss. Die Rede ist vom späteren ersten Großherzog von Meck­lenburg(-Schwerin), Friedrich Franz I.

Friedrich Franz verdankte seine Herrschaft der Kinderlosigkeit seines Onkels Friedrich. Als dieser 1785 starb wurde mit dem am 10. Dezember 1756 in Schwerin gegorenen Friedrich Franz der einzige Sohn seines bereits 1778 gestorbenen einzigen Bruders Ludwig sein Nachfolger. Ähnlich Friedrich Wilhelm III. versuchte auch Friedrich Franz, sich aus den napoleonischen Kriegen herauszuhalten, wobei der eine so erfolglos war wie der andere. Im Vierten Koalitionskrieg flohen preußische Truppen nach der Doppelniederlage von Jena und Auerstedt auf mecklenburgischen Boden und wurden dabei von den Franzosen verfolgt. Meck­lenburg wurde Kriegsschauplatz. Nach Plünderung und Verwüstung zogen sich zwar die siegreichen Franzosen aus dem trotz aller Sympathien für die Alliierten neutralen Herzogtum zurück. Am 27. November 1806 erklärten sie jedoch, dass sie dessen Neutralität nicht mehr anerkennen, und marschierten noch am selben Tag aus Hamburg kommend in Friedrich Franz’ Territorium ein. Am 8. Januar 1807 ging der Herzog ins dänische Exil. Erst nachdem Zar Alexander sich für den Erhalt des Herzogtums erfolgreich verwandt hatte, konnte Fried­rich Franz wenige Tage nach dem Abschluss des Tilsiter Friedens als regierender Fürst in seine Residenzstadt wieder einziehen. Bonapartes Preis dafür war Friedrich Franz’ Beitritt zum Rheinbund.

In dessen Folge nahm Mecklenburg-Schwerin mit 1665 Mann und 49 Offizieren wie Preußen an Napoleons Russlandfeldzug teil. Nach dessen Scheitern wechselte Franz Friedrich die Seiten, zwar nach Preußen, aber noch vor den anderen Rheinbundstaaten und auch noch vor der anderen deutschen Großmacht Österreich. Am 14. März 1813 sagte er sich vom Rheinbund los und elf Tage später rief er zu den Waffen. Im Rahmen des Befreiungskrieges musste er zwar noch einmal seine Residenzstadt vor dem herannahenden Feind räumen, aber letztlich gehörte er zu den Siegern der Befreiungskriege. Zum Lohn wurde sein Herzogtum auf dem Wiener Kongress bei der Neuordnung Europas nach dem napoleonischen Joch zum Großherzogtum aufgewertet.

Bei allen Ähnlichkeiten zwischen Franz Friedrich und Friedrich Wilhelm III. gibt es doch einen pikanten Unterschied: War der Preuße ein Ausbund an Tugend, sah der ebenfalls verheiratete Mecklenburger es weniger streng mit der Sitte: Von vier Frauen bekam er fünf außereheliche Kinder, bevor er in Ludwigslust am 1. Februar 1837 für immer die Augen schloss. M.R.


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