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28.01.12 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-12 vom 28. Januar 2012

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Gefährliche Besucher / Wie uns jeder Gast zum Verhängnis werden kann, warum Bürger Bürger überwachen müssen, und was aus Deutschland wird

Führen Sie ein gastfreundliches Haus? Lassen Sie sogar manchmal Leute auf Ihre Partys, die Sie noch gar nicht kennen? Dann leben Sie gefährlich, Ihre gesellschaftliche Reputation steht auf Messers Schneide!

Die Hamburger Burschenschaft Germania (nicht zu verwechseln mit der am selben Ort residierenden Burschenschaft Germania-Königsberg zu Hamburg) steht im Sturm der Entrüstung, weil sie angeblich einen hohen NPD-Funktionär in ihrem Hause „hofiert“ habe. Oha! Was ist passiert?

Die Germanen hatten einen fröhlichen Tanznachmittag mit ihren Frauen und Freundinnen abgehalten, dem sich ein geselliges Beisammensein mit interessierten Studenten anschloss. Just an jenem Abend klingelte ein Herr im dunklen Einreiher und begehrte Einlass. Die ahnungslosen Burschenschafter ließen den Mann herein. Es entsponn sich ein Gespräch, bei dem sich herausstellte, um wen es sich bei dem unbekannten Gast handelte: den stellvertretenden Vorsitzenden der niedersächsischen NPD. Daraufhin setzten ihn die Farbenstudenten an die Luft.

Sie fragen sich, warum ich ihnen diesen langweiligen Käse hier ausbreite? Weil sich daraufhin eine richtig spannende Geschichte entwickelte. Draußen vor dem Haus hatte nämlich ein Haufen schwarzgekleideter engagierter Kämpfer gegen Rechts Aufstellung genommen, die Widerstand leisten wollten gegen den Tanznachmittag. Der Herr von der NPD ließ sich von den Aufmarschierten noch ausgiebig fotografieren, bevor er die Klingel betätigte.

Bald nach dem Ereignis erschien in der Lokalausgabe einer großen deutschen Tageszeitung der Artikel „NPD-Prominenz besucht Hamburger Burschenschaft“, wo man den Eindruck gewann, die Germanen hätten den Mann regelrecht eingeladen und demnach genau gewusst, um wen es sich handelt. Der Hinweis, dass sie keine Ahnung hatten, fehlt in dem Beitrag. Dafür stehen die Germanen nun am Pranger.

Ahnen Sie jetzt, in welcher Gefahr wir alle schweben? Stellen Sie sich vor, Sie machen einen bunten Abend in Ihrem Sportverein und da kommt ein Unbekannter dazu, der sich anschließend als Gottweißwas herausstellt? Müssen wir künftig jeden fremden Besucher schon im Windfang erkennungsdienstlich erfassen, um nicht in den unabwaschbaren Geruch von „gefährlicher Nähe zu ...“ zu geraten?

Ach nein, das wäre wohl doch übertrieben. Wir leben hier ja nicht mehr in der ... oder etwa doch? Aber wie soll man denn wissen, ab wann es riskant wird? Das ist es ja gerade: Erst diese gewisse Unsicherheit entfaltet die erzieherische Wirkung, weil sie dafür sorgt, dass einem aus jeder Kleinigkeit ein Strick werden kann. Ob ein unverhoffter Besuch oder irgendeine andere Art von „Kontakt“ zur Verurteilung führt, das hat mit der Sache an sich nämlich gar nichts zu tun. Es kommt darauf an, ob einen die Politaufseher auf dem Kieker haben oder nicht.

Die Burschenschaften waren in ihrer knapp 200-jährigen Geschichte den Mächtigen fast durchgängig verdächtig. Da wird jede Gelegenheit genutzt. Wobei man sich fragt, ob da nicht auch ein bisschen Fallenstellerei im Spiel war. Warum nutzte genannter NPD-Funktionär ausgerechnet jenen Tag für seinen Burschenhausbesuch, als Medien und Antifa vor dem Gebäude versammelt waren? Ein dramaturgischer Geniestreich! Und ein Schelm, wer V-Mann dabei denkt.

Aber uns kann ja nichts passieren, uns will ja keiner was. Oder? Na ja, da kam schon so mancher Dorfvereins-Vorsitzende ins Schwitzen, weil der Trainer der Sowieso-Jugend plötzlich eine ungelittene „Gesinnung“ an den Tag legte. Also nichts da mit „Sicherheit“, jeden kann es treffen. So soll es ja auch sein, denn diese Unsicherheit ist es, die jene Gleichschaltung erzeugt, die von innen kommt. Und die ist viel haltbarer als die grob erzwungene, wie uns das tragische Schick­sal der DDR lehrt. Vielleicht sollte man eine Art Prüf-Hotline einrichten, auf der wir uns über den politischen Reinheitsgrad unserer Mitmenschen erkundigen können. In Zeiten knapper Staatskassen ist es ohnehin angezeigt, dass die Bürger ihre Überwachung selbst in die Hand nehmen. Man nennt das natürlich nicht „Überwachung“, wir sind hier ja nicht mehr bei Stalin oder so. Nein, wir haben aus der Geschichte gelernt und sprechen von „Wachsamkeit als Ausdruck zivilgesellschaftlichen Engagements“.

Gewisse Traditionslinien sind dennoch nicht gänzlich verweht, weshalb es kaum wundert, dass sich die Linkspartei in Sachen „Wachsamkeit“ von niemandem überbieten lässt. Umso erschütterter gaben sich Genossen, als sie erfuhren, dass ein Drittel ihrer Bundestagsabgeordneten vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Ungeheuerlich, so Linke-Chefin Gesine Lötzsch: Schließlich kämpfe man doch gegen Rechts! Und jetzt kommen die einem mit „Verfassungstreue! Oder wie formulierte es der Bundesjugendsekretär des DGB, René Rudolf, vergangenen Dienstag: „Wir machen deutlich, dass die Demokratieklausel uns in unserem Kampf gegen Rechts behindert.“ Damit spielte er auf die Zumutung der Bundesfamilienministerin Schröder an, dass Gruppen, die für ihren Kampf gegen rechtsextreme Verfassungsfeinde Steuergelder haben wollen, schriftlich erklären müssten, dass sie selbst keine Verfassungsfeinde seien.

Sollen jetzt also DGB-Jugend und Linkspartei dafür eintreten, dass Meinungs- und Versammlungsfreiheit für jedermann gelten, wie es das Grundgesetz vorschreibt? Genau davon wollen wir doch gerade (wieder) weg! Wozu müht man sich denn ab im Kampf gegen Rechts? Doch nicht wegen der paar NPD-Heinis, nein: Der „Mitte der Gesellschaft“ hat es an den Kragen zu gehen, weshalb alle Vorkämpfer von Wolfgang Thierse bis Gesine Lötzsch nicht müde werden anzumelden, dass genau von dort, von der „Mitte der Gesellschaft“, die größte Gefahr ausgehe. Aber die „Mitte“ bekämpft man halt am wirkungsvollsten von den Rändern her, weshalb die Ausgrenzung linker Verfassungsgegner aus dem Kampf ganz und gar kontraproduktiv ist.

Wie Deutschland wohl aussehen wird, wenn der „Kampf gegen Rechts“ dereinst siegreich beendet wurde? Vom Innenleben Antifa-Deutschlands gibt uns der bayerische Landesverband der Linken einen deftigen Vorgeschmack: Dort haben die Partei-Prätorianer des Parteichefs Klaus Ernst ein Strategiepaper entwickelt, wie mit parteiinternen Ernst-Kritikern zu verfahren sei.

Der Jugendverband, der als unverbesserlicher Feind ausgemacht wird, müsse „isoliert“ werden, heißt es dort. In 15 gegnerischen Kreisverbänden sollen „Spaltungen herbeigeführt werden“. Und 19 leider „fähige“ Einzelpersonen der Gegenseite seien zu kompromittieren. Wie? Der „Focus“ zitiert wörtlich: „Dafür dürfen keine möglicherweise widerlegbaren Indizien ins Feld geführt werden, sondern vage und unspezifische Andeutungen, die nicht widerlegbar sind.“

Ein spezieller Ernst-Gegner könne so fertig gemacht werden: Seine ausländische Herkunft sollte „immer wieder in Erinnerung gerufen werden“, sein Verhältnis zu seiner deutschen Freundin „ggf. skandalisiert“. Ausländische Herkunft und „Mischehe“ als möglicher Schandfleck? Erstaunlich, was bei den „Linken“ alles geht. Eine Mandatsträgerin solle schließlich als „Gesicht der Gegenkräfte“ stilisiert werden, weil sie auf andere „hässlich wirkt“ und eine Bundestagsabgeordnete als „Lügnerin und Intrigantin gebrandmarkt werden“.

Erich Mielke müssen im Grab die Tränen der Rührung in seine schon zu Lebzeiten toten und kalten Augen steigen. Was für vorbildliche Genossen! Und das auch noch im alten Westdeutschland. Auch er liebte ja alle Menschen, so wie die Linksparteiler in den Talkshows dieses Wochenende wieder zum „Kampf für Toleranz, Solidarität und Menschlichkeit und gegen Rechts“ aufrufen werden.


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