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04.02.12 / Das Leben muss weitergehen / Stefanie Zweig über die Rückkehr einer jüdischen Familie in ihr Zuhause

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-12 vom 04. Februar 2012

Das Leben muss weitergehen
Stefanie Zweig über die Rückkehr einer jüdischen Familie in ihr Zuhause

Wer kennt es nicht, wenn man sich mal wieder ärgert, weil man eine Erledigung oder einen Termin vergessen hat. Man wünscht sich das Gedächtnis des sprichwörtlichen Elefanten. Befasst man sich jedoch länger mit diesem Wunsch, so erscheint er einem plötzlich doch nicht mehr so attraktiv. Denn schließlich sind es Erinnerungen an schreckliche Ereignisse und Erfahrungen, welche uns abends nicht in den Schlaf finden oder uns nachts aus diesem hochschrecken lassen. Verdrängen kann man vieles, doch ist es unmöglich alle Auslöser zu meiden, welche diese negativen Erinnerungen wieder in uns hochkommen lassen.

So geht es im Roman „Neubeginn in der Rothschildallee“ der in Oberschlesien geborenen Stefanie Zweig auch den Familienmitgliedern der jüdischen Familie Sternberg, die den Zweiten Weltkrieg einigermaßen heil überstanden haben und durch einen glücklichen Zufall zurück in ihr Vorkriegs-Zuhause, in die Rothschildallee, ziehen dürfen. Viele Erinnerungen, zu viele, stürmen zuweilen auf jeden Einzelnen ein und manchmal erscheint es auch Großmutter Betsy so, als würde die Last der Erinnerungen an den Krieg und ihren Mann sie schier erdrücken.

Mit „Neubeginn in der Rothschildallee“ setzt die Bestsellerautorin Stefanie Zweig, auch bekannt durch den Roman „Nirgendwo in Afrika“, ihre erfolgreiche Roman-Serie über die jüdische Familie Sternberg fort. Was erwartete die heimkehrenden Juden, die den Krieg weitestgehend gesund überstanden hatten? Wie sollte man reagieren, wenn der nach dem Krieg wegen seiner NS-Vergangenheit gekündigte Gymnasiallehrer plötzlich einen jüdischen Mitbürger um eine Anstellung bat, als wäre nie etwas gewesen? Was sollte man denken, wenn der Postbote mit einem feinem Essservice der Marke Rosenthal vor der Tür stand, beauftragt von der Landesregierung, quasi als kleine Wiedergutmachung für die den Juden „entstandenen Unannehmlichkeiten“? Viele groteske Situationen und doch ging das Leben weiter. Und es war auch ein Neuanfang.

„Neubeginn in der Rothschildallee“, der vierte Teil der Familienchronik der Bestsellerautorin Stefanie Zweig, besticht durch die sehr lebendige, bildhafte Erzählweise, Menschlichkeit und einen unerschütterlichen Glauben an eine bessere Zukunft.

Vanessa Ney

Stefanie Zweig: „Neubeginn in der Rothschildallee“, Langen/Müller, München 2011, geb., 276 Seiten, 19,99 Euro


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