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11.02.12 / Islamisten lauern / Syrien droht zweites Libyen zu werden – USA reagieren auf Machtverschiebung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-12 vom 11. Februar 2012

Islamisten lauern
Syrien droht zweites Libyen zu werden – USA reagieren auf Machtverschiebung

So manchen mag es verwundern, dass die Arabische Liga, die bisher eher nicht zu den Vorkämpfern für Menschenrechte zählte, das Gemetzel in Syrien nicht mehr ertragen kann. Skepsis ist angebracht.

In Syrien scheint sich fast aufs Haar zu wiederholen, was Libyen im vergangenen Jahr erlebte: Rebellen erheben sich gegen einen Diktator, der lässt brutal zurückschießen, bis er sich nicht mehr halten kann. China und Russland haben sich in den Augen der westlichen Regierungen und Medien diesmal indes gänzlich auf die Seite des „Schurken“ geschlagen, weil sie im UN-Sicherheitsrat eine Verurteilung des syrischen Regimes von Baschar al-Assad blockieren.

Dies wirft Fragen nach den strategischen Interessen der verschiedenen Mächte auf, die in der öffentlichen Wahrnehmung, wie so oft, hinter der Empörung über die Gewalt verschwinden.

Für Russland ist Assad ein wichtiger Verbündeter, weil er Moskau dessen einzigen Marinestützpunkt am Mittelmeer im syrischen Tartus gewährt hat. Genau dieser Stützpunkt ist Washington ein Dorn im Auge. Auch als Verbündeter des Iran und Chinas gilt Damaskus dem Westen als Störenfried in der Region.

Der Türkei stößt bereits die Religion des syrischen Diktators auf: Assad ist Alevit, eine muslimische Glaubensrichtung, der auch Millionen Türken und vor allem Kurden angehören und die in der sunnitisch dominierten Türkei seit Jahrzehnten diskriminiert wird. Die sunnitische, „gemäßigt islamistische“ Regierungspartei AKP sieht in den Aleviten eine Bedrohung der Türkei, da in ihren Augen Sunnit und treuer Türke zu sein untrennbar sind.

In der Arabischen Liga dominieren mittlerweile zunehmend radikalislamische Kräfte, die jüngst mit Hilfe der Umstürze in Tunesien, Ägypten und Libyen ihre Machtbasis mit westlicher Unterstützung massiv ausbauen konnten und auch im Jemen vor dem Durchbruch stehen. Die syrische Stadt Homs, das Zentrum der Rebellion, gilt nicht von ungefähr als Hochburg der sunnitischen Islamisten Syriens.

Die Speerspitze der Islamisten bildet die international vernetzte Organisation der Muslimbrüder. Finanzier der globalen Radikalisierung ist das mit den USA eng

verbündete Saudi-Arabien. Saudisches Geld floss in die Kassen islamistischer, auch terrorver- dächtiger Gruppen von Bosnien bis Bali.

Aber warum unterstützen die USA eine Entwicklung, welche die radikalen Islamisten an die Macht bringt, aus deren Reihen doch ihre Feinde im „Krieg gegen den Terror“ hervorgingen? Womöglich, so ein Experte, will Washington vor allem auf der Seite jener Bewegung stehen, die aus ihrer Sicht ohnehin gewinnen werde. Kurzfristig mag dieses Kalkül für Washington aufgehen. Mittelfristig könnte es sich jedoch als hochgefährlich erweisen. Vor allem Europa und Israel dürften zu den Leidtragenden einer solchen islamistischen Machterweiterung zählen. Hans Heckel


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