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25.02.12 / Sehenswürdigkeit statt Knast / Gouverneur Nikolaj Zukanow sieht Burg Tapiau als Touristenmagnet − Gefängnisneubau notwendig

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-12 vom 25. Februar 2012

Sehenswürdigkeit statt Knast
Gouverneur Nikolaj Zukanow sieht Burg Tapiau als Touristenmagnet − Gefängnisneubau notwendig

Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren über die Zukunft des Ordensschlosses Tapiau diskutiert, in dem seit 1945 ein Gefängnis untergebracht ist. Die fertigen Umstrukturierungspläne sollen nun verwirklicht werden.

In den staatlichen Plänen zur Förderung der Königsberger Exklave ist eine Touristenroute vorgesehen. Darin sind unter anderem die Befestigungsanlagen im Gebiet aufgeführt. In der Region gibt es viele Schlösser und Burgen, die sich in befriedigendem Zustand befinden, aber auch solche, die dringend saniert werden müssten, für deren Wiederaufbau allerdings Unsummen Geld nötig wären. Einige verlangen einen besonderen Umgang und besondere Entscheidungen, wie zum Beispiel die Ordensburg Tapiau. Sie befindet sich zwar in einem verhältnismäßig guten Zustand und würde viele Besucher anlocken, aber zur Zeit ist dort ein Gefängnis untergebracht.

Die Burg Tapiau wird erstmals 1258 in den Quellen erwähnt. Sie wurde als wichtiger Stützpunkt auf dem Weg nach Königsberg erbaut, aber auch als Schutz vor dem Einfall der Litauer. In den folgenden Jahren wurde die hölzerne Festung mehrfach umgebaut und erweitert. Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die Burg wieder umgebaut, diesmal zu einer steinernen Festung. Erst später wurde die Burg Tapiau als Gefängnis genutzt. Die Sowjets machten sie unmittelbar nach der Eroberung wieder zu einer Hafteinrichtung.

Vor kurzem erst hat die Regionalregierung die Frage einer Verlegung des Gefängnisses von Tapiau an einen anderen Ort wieder aufgeworfen. Gouverneur Nikolaj Zukanow selbst hatte die Diskussion angeregt.

Sein Vorgänger im Amt, Georgij Boos, hatte schon vor einigen Jahren auf das touristische Potenzial Tapiaus aufmerksam gemacht und die zwingende Verlegung der Justizvollzugsanstalt angemahnt. Die Burg selbst müsse zu einem für den Tourismus interessanten Ort umgestaltet werden. Boos initiierte damals die Erarbeitung von Plänen zum Umzug des Gefängnisses. Das Projekt sah die Zusammenlegung von zwei Königsberger Strafanstalten mit der von Tapiau vor. Von dem Geld, das dann durch die Vermietung der Burg eingenommen würde, und von dem Grundstücksverkauf der bisherigen Haftanstalten in Königsberg sollte der Bau eines neuen Gefängnisses finanziert werden. Jedoch existiert das Projekt bislang nur auf dem Papier, weil die Wirtschaftskrise jede Planung zunichte gemacht hat.

Die Rekonstruktionspläne und der Bau touristischer Einrichtungen in Tapiau wurden schon auf einer internationalen Architektur-Ausstellung in Cannes präsentiert und fanden dort großes Interesse. Nun setzt sich der Gouverneur Zukanow entschieden für die Umsetzung der Idee ein. Wörtlich sagte er: „Die altertümlichen Kirchen und Ordensburgen, die sich auf dem Gebiet befinden, müssen und sollen Orte werden, die russische und ausländische Touristen anlocken. Und genau deshalb beschäftigen wir uns ernsthaft mit der Frage einer Übersiedlung des in der Burg Tapiau befindlichen Gefängnisses auf ein anderes Gelände.“

Der nächste Schritt wird also der sein, dass sich die Verantwortlichen von Tapiau gemeinsam mit der Strafjustizbehörde überlegen, zu welchen Bedingungen die Haftanstalt wohin verlegt werden kann. Die Gefängnisleitung ihrerseits hat Bereitschaft zum Umzug signalisiert, wenn sichergestellt sei, dass der zur Verfügung gestellte Platz groß genug sei und über die entsprechende Infrastruktur verfüge. Es heißt, der Bau eines neuen Gefängnisses sei ideal, weil es auch kaum möglich sein dürfte, ein ähnliches schon bestehendes Gebäude zu finden. Die Kosten für die Bauarbeiten werden auf umgerechnet etwa 26 Millionen Euro geschätzt.

Wenn die Pläne des Gouverneurs verwirklicht werden, könnte das Schloss Tapiau zu einer der interessantesten Sehenswürdigkeiten des Gebiets werden. Jurij Tschernyschew


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