25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
25.02.12 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-12 vom 25. Februar 2012

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

wenn ich heute dieses Bild von einem Kahn vom Frischen Haff gewählt habe, dann hat das seinen Grund, vielmehr seine Gründe. Erstens kommen noch immer Zuschriften zu den Fischern aus Alt-Passarge, die nach Büsum auswanderten, zweitens hat es für mich Symbolcharakter, denn ich gehe nun mit vollen Segeln in das nächste Lebensjahr und möchte mich zuerst bedanken für die vielen Glückwünsche, die ich zu meinem so späten Geburtstag erhalten habe. Und da mein lieber Landsmann Herbert Tennigkeit am 28. Februar seinen 75. Geburtstag begeht, sollen die Segel des Boydacks „Maria“ auch für ihn gesetzt sein. Seinem Leben und Wirken gilt heute unser Extra-Bericht. Das Foto habe ich übrigens vor längerer Zeit aus unserem Leserkreis bekommen, ich weiß leider nicht mehr, wer es eingesandt hat, es steht kein Name darauf, dafür aber folgender Vermerk: „Boydack ,Maria‘ auf dem Frischen Haff, aufgenommen im Sommer 1938 vom Ausflugsdampfer ,Phönix‘ der Firma Robert Meyhöfer, Königsberg.“ Ich danke also hiermit der Leserin oder dem Leser für die schöne und so gut erhaltene Originalaufnahme. Solch ein Foto ist heute schon eine kleine Kostbarkeit.

Für eine größere muss ich mich bei unserem Landsmann Johannes Kraemer aus Bergheim bedanken. Er überraschte mich mit „Julius Pohls illustrierten Hauskalender“ aus meinem Geburtsjahr 1916. Dieses in Braunsberg gedruckte ermländische Jahrbuch ist für mich – und damit auch für unsere Ostpreußische Familie – eine wahre Fundgrube, denn es enthält als Kriegs- und Jubiläumsausgabe authentische Angaben über die Russeneinfälle in den ersten beiden Kriegsjahren und die Zustände, wie sie in den zerstörten Gebieten Ostpreußens nach der Befreiung herrschten.

Aber zurück zu den Fischern vom Frischen Haff! Frau Gertrud Gotthard aus Hamburg hat sich gefreut, dass ihre Erinnerungen an Arnis, wo sich ihr aus Heidemaulen stammender Großvater Richard Grohnert eine neue Existenz als Fischer aufgebaut hatte, in unserer Kolumne erschienen sind. „Es ist sehr schön, das noch einmal so zu lesen“, schreibt Frau Gotthard. Sie hat gleich eine Kopie unserer Familienseite nach Toronto geschickt. Warum nach Kanada? Auch das hängt mit Arnis zusammen. Ihre Tante lebte bis 1978 in der kleinen Stadt an der Schlei, dann ging sie zu ihren bereits ausgewanderten Söhnen nach Kanada. Heute lebt dort noch ein Cousin von Frau Gott­hard, für den die Kopie unserer Ostpreußischen Familie bestimmt ist. Zur TV-Serie „Der Landarzt“, die ich erwähnte, konnte sie auch etwas sagen. Die ersten Folgen wurden in Arnis gedreht und in diesen ist auch das Haus ihres Großvaters zu sehen. Dann wurde „Deckelsen“ in das fünf Kilometer entfernte Kappeln verlegt, das bis heute Drehort geblieben ist.

Frau Ute Eichler aus Hamburg war natürlich auch überrascht, welche Welle da auf ihre Frage nach Fischern von Alt Passarge in Büsum in unsere Ostpreußische Familie schwappte. Sie schreibt: „Als ich Anfang Januar über meine kleine ungewollte Entdeckung schrieb, die ich beim Lesen von Jörg Brackers historischem Roman „Hinter der Nebelwand“ gemacht hatte, ahnte ich nicht, zu welch umfassender Antwort die Ostpreußische Familie – wieder einmal – beitragen kann. Mein nächster Besuch in Büsum wird sich mit ganz anderen Augen vollziehen.“ Frau Ute Eichler, deren Wiege nicht in Ostpreußen stand und die doch so vieles bewegt, was dem Erhalt unserer Geschichte dient, wäre eben nicht Ute Eichler, wenn sie nicht wieder über neue „Zufallsfunde“ gestolpert wäre. Und diese ziehen, wie sie selbstkritisch vermerkt, meist einen Schwanz von Fragen nach sich. Fündig wurde sie in der Bücherstube der Wichernkirche in Hamburg, in der extra für sie Literatur zum Thema Ostpreußen gesammelt wird. Einmal im Monat fährt sie dorthin und darf in Ruhe durchsehen, was den Buchbestand des von ihr betreuten Lötzener Heimatmuseums in Neumünster, Schleswig-Holstein, ergänzen könnte. So manches Mal findet sie ein Buch, in dem „etwas aus alter Zeit“ liegt: ein Foto, eine historische Ansichtskarte, eine Briefmarke, ein vierblättriges Kleeblatt …

Im letzten Dezember nun war unter den Büchern eines, das eine besondere Überraschung barg. In dem von Egbert A. Hoffmann verfassten Reisebericht „Ostpreußen heute“, erschienenen bei Gräfe und Unzer 1966, lag ein Brief, bestehend aus sechs dünnen Schreibmaschinenseiten, geschrieben am 1. September 1972 in Hamburg. Die Anrede lautet „Liebe Verwandte“, eine Unterschrift fehlt. Schon beim Lesen des ersten Satzes wurde es Frau Eichler bewusst, dass es sich hier um ein Schriftstück handelt, das einen größeren Leserkreis interessieren dürfte. In dem Schreiben heißt es: „Nach Rück­kehr von einer einwöchigen Reise nach Lötzen und dem umliegenden, südlichen Ostpreußen möchte ich Euch davon Kenntnis geben und schnell, ehe die Eindrücke verblassen, die Erlebnisse aufschreiben, die Anne-Marie und ich dort gehabt haben.“ Dieser Brief, der für Frau Eichler schon deshalb interessant ist, weil er heute nicht mehr bestehende Verhältnisse beschreibt, veranlasst sie nun zu der Frage: „Wer war der Verfasser?“ Ein Schlüssel – neben der Angabe des Schreibers, dass seine Frau Anne-Marie und er ein Ehepaar Skowron in Rastenburg besucht haben – ist für Frau Eichler diese Textstelle:

„Unsere missglückte erste Suche nach den Carlshöfer Gräbern ließ uns doch keine Ruhe … endlich kamen wir an schmiedeeiserne Kreuze, die noch aufrecht standen und dann fand Anne-Marie die als einzige gut erhalten gebliebenen Gedenksteine für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Vettern Siegfried, Bruno und Hermann D. Und wenige Minuten später standen wir dann an dem neben der Grabeinfassung liegenden Stein unseres Großvaters Heinrich Dembowski, des Begründers des Astes ,Waisenhaus Königsberg‘ in der Familienchronik. Die in den Stein eingelassene Marmortafel mit der Inschrift war zertrümmert bis auf den Namen, dessen Lettern in ihrer Vergoldung noch einwandfrei zu lesen waren“.

Der Briefschreiber ist also ein Enkel des Heinrich Dembowski, er kann, muss aber nicht den Namen Dembowski tragen. Frau Eichler bittet nun über uns die Ostpreußische Familie, wer über den genannten Heinrich Dembowski, über die Carlshöfer Anstalten und eben über diesen Briefschreiber etwas aussagen kann, ihr dies mitzuteilen. Sie möchte den Brief gerne im Lötzener Heimatbrief veröffentlichen. (Ute Eichler, Billenbarg 69 in 22397 Hamburg, Telefon 040/6083003, Fax 040/60890478, E-Mail: KGL.Archiv@gmx.de)

War es früher der Druckfehlerteufel, der manchem Autor eine böse Überraschung bescherte, wenn er sein geistiges Produkt in der Veröffentlichung las, so hat sich der Satansbraten längst in den elektronischen Medien bequem gemacht. Ob Übertragungsfehler, ob Übersehen beim übermittelten Korrekturabzug – die Ursache ist egal, der Fehler ist da und muss berichtigt werden. Bei Herrn Dr. Gernot Kaiser war es der Vorname, den ich in der Unterschrift als „Gert“ gelesen hatte und sein Wohnort Spangenberg war etwas verkürzt wiedergegeben worden, aber die Postleitzahl war richtig, und so hat Herr Dr. Kaiser doch eine interessante Information zu seiner Frage nach dem seltsamen Fund bekommen, den er in der Elchniederung entdeckt hatte. Er vermutete in dem metallenen Gegenstand den Deckel einer Fahrradklingel, und er scheint damit Recht zu haben. Erkennbar war der Name des Herstellers oder Verkäufers: Carl Petschull – Gr. Friedrichsdorf Ostpr. Nun fand Herr Johannes Kraemer aus Bergheim im Amtlichen Fernsprechbuch für die Oberpostdirektionsbezirke Königsberg Pr. und Gumbinnen 1931 die Eintragung: Petschull, Carl, Buch- Papier u. Fahrradhandlung in Gr. Fried­richsdorf. Also kann dieser Gegenstand durchaus der Deckel einer Fahrradklingel sein. Warum allerdings der kaiserliche Adler geprägt wurde, gibt noch Rätsel auf. Jedenfalls dieser Prägung nach muss das Geschäft schon Anfang des 20. Jahrhunderts existiert haben. Vielleicht hören wir ja noch mehr.

Übrigens ist noch eine Korrektur anzubringen: Aus Alt Ukta wurde leider Alt Utka, aber der Name dieses masurischen Ortes ist ja den meisten Landsleuten bekannt und so erhielt Herr Rolf W. Krause, der Informationen und Fotos zum alten Zustand der ehemals evangelischen Kirche in Alt Ukta sucht, bereits einige Meldungen. Besonders wichtig sind für den Schriftleiter des Sensburger Heimatbriefes alte Innenaufnahmen, die vielleicht bei Hochzeit, Taufe oder Konfirmation gemacht wurden. Deshalb hier noch einmal seine Anschrift: Rolf W. Krause, Alte Poststraße 12 in 42555 Velbert, Telefon (02052) 1309.

Auch Frau Ingrid Theis aus Bad Wörishofen ist in Bezug auf ihre Fragen, die den Königsberger Stadtteil Ponarth betreffen, etwas weiter gekommen. Sie hat einige Anrufe erhalten, die ihr mehr oder weniger weiterhalfen, aber dann meldete sich Frau Ursula Viehhöfer und konnte ihr über den Krankenhausaufenthalt ihrer Großmutter Klarheit verschaffen. Ihre in Ponarth wohnende Großmutter Johanna Amalie Schicher war mit 44 Jahren schwer erkrankt und wurde in einem katholischen Krankenhaus von Nonnen gepflegt. Nun gab es in Königsberg das „Haus der grauen Schwestern“, das Elisabeth-Krankenhaus in der Ziegelstraße, und das lag weit entfernt von Po­narth. Ob noch ein katholisches Krankenhaus südlich des Pregels existierte, war nicht bekannt. Es gab in Ponarth die katholische

St.-Josephs-Gemeinde, zu der ein Waisenhaus aber kein Krankenhaus gehörte. Aber auf dem Oberhaberberg, wie Frau Viehhöfer nun mitteilen konnte, denn sie hatte als Kind dort gelegen. Keine große Klinik, aber immerhin fanden in dem Krankenhaus, das zur Kirche „Zur Heiligen Familie“ auf dem Oberhaberberg gehörte, Operationen statt, denn der kleinen Ursula wurde dort der Blinddarm entfernt. Frau Viehhöfer, die mich telefonisch darüber informierte, nannte die Klinik „Katharinen-Krankenhaus“. Tatsächlich war die Kirche mit einer Niederlassung der ermländischen Katharinerinnen verbunden, die wohl auch Frau Schicher gepflegt hatten. Außerdem wurde eine Haushaltungsschule mit dem Namen St. Katharina zu Königsberg i. Pr. betrieben. Das Gebäude, in dem sich das Krankenhaus befand, steht übrigens noch heute, wie sich Frau Viehhöfer bei Besuchen in ihrer Heimatstadt – sie wuchs als Ursula Leber am Deutschordensring auf – vergewissern konnte. Die heute 90-Jährige konnte also Frau Theis wertvolle Hinweise für deren nächsten Königsberg-Besuch geben.

Nun noch eine ganz andere Frage, die mit einiger Sicherheit von den Lesern der Ostpreußischen Familie beantwortet werden kann – das meint jedenfalls unser Leser Axel Michaelis aus Dobersdorf. Ich glaube, er wird nicht enttäuscht werden, obgleich die Frage nach Bromberg führt. Aber wir sind ja, wie ich gerne sage, eine „altpreußische Familie“, wir haben dieselben Wurzeln. Aber nun zu dem Brief von Herrn Michaelis, in dem es um die Herkunft einer Jagdwaffe geht. Er schreibt:

„Ein Schulfreund schenkte mir diese Schrotflinte, die er von seinem Großvater erbte, der schon vor sehr langer Zeit verstarb. Die Flinte ist in der Waffenbesitzkarte mit dem Vermerk ,kein Hersteller erkennbar‘ eingetragen. Beim genauen Betrachten des Laufbündels entdeckte ich aber doch einen Hersteller. Die Gravur ist zwar mittels einer Lupe erkennbar und schwer zu entziffern, aber sie lautet mit einiger Sicherheit ,Ernst Jahr Bromberg‘. Die Stadt führte ihren ursprünglichen Namen bis 1919 und dann wieder ab Herbst 1939 bis Mai 1945. Wenn nun ein Leser unserer Familie die wohl eher kleine Waffenwerkstatt kannte und etwas über die Dauer ihres Bestehens aussagen kann, könnte ich das ungefähre Alter der Waffe einschätzen, worüber ich mich sehr freuen würde.“

Soweit unser Landsmann Axel Michaelis, dem sicher ein Bromberger oder ein Waffenexperte helfen kann. (Axel Michaelis, Trensahler Weg 1 in 24232 Dobersdorf.)

Eure Ruth Geede


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren