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03.03.12 / Welten ferner Sterne / Wissenschaftler entdecken neue Planeten – Warum Wasser so wichtig ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-12 vom 03. März 2012

Welten ferner Sterne
Wissenschaftler entdecken neue Planeten – Warum Wasser so wichtig ist

Wer ferne Welten sucht, der ist in der Astronomie gut aufgehoben. Moderne Teleskope auf der Erde und im Weltraum liefern ein immer genaueres Bild unserer kosmischen Nachbarschaft. So fand jüngst ein Forscherteam des an der Universität Harvard angesiedelten Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) mit Hilfe des Weltraumteleskops „Hubble“ eine gänzlich neue Kategorie von Planeten.

Diese Welt mit der astronomischen Kennung GJ 1214b ist etwa doppelt so schwer wie die Erde und umkreist einen roten Zwergstern in 40 Lichtjahren Entfernung. Möglicherweise besteht der ganze Planet überwiegend aus Wasser, was ihn zum Angehörigen einer neuen Planetenklasse machen könnte. Bisher unterscheiden Astronomen felsige Welten wie die Erde oder den Mars, heiße Gasriesen wie Jupiter und eisige Riesenplaneten wie Uranus und Neptun.

Weil ohne flüssiges Wasser kein Leben entstehen kann, suchen die Forscher intensiv nach Wasser auf extrasolaren Planeten, also Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Auch ein Team von Forschern der Universität Göttingen fand in 22 Lichtjahren Entfernung einen Planeten, auf dem es Wasser geben könnte. GJ 667 Cc gehört zur Klasse der felsigen Planeten und hat etwa die viereinhalbfache Masse unserer Erde. Er umkreist ebenfalls einen Zwergstern und braucht für einen Umlauf rund 28 Tage. Für die Forscher ist diese Welt eine sogenannte Super-Erde. „Diese Super-Erde bietet gute Voraussetzungen für die Existenz von flüssigem Wasser und von Leben, wie es auch auf der Erde vorkommt“, sagt der Leiter des Forscher-Teams, Guillem Anglada-Escudé.

Moderne Bildauswertungsprogramme und genauere Teleskope machen derartige Entdeckungen möglich. Fanden die Astronomen in der Vergangenheit eher große und sehr große Planeten, so gelingt ihnen inzwischen immer öfter der Nachweis auch kleinerer Himmelskörper. Zurzeit sind etwa 760 extrasolare Planeten bekannt. Fast alle fand man innerhalb einer Distanz von 300 Lichtjahren, was für kosmische Verhältnisse recht nahe ist.

Es ist nach wie vor meistens unmöglich, einen solchen Planeten direkt zu beobachten. Sie sind wesentlich kleiner als Sterne und leuchten nicht selbst. Also nutzen die Astronomen indirekte Methoden. Sie messen die Radialgeschwindigkeit, also die Kraft, mit der Planeten an ihrem Stern ziehen und ihn so um einen gemeinsamen Schwerpunkt taumeln lassen. Mit dieser Methode fanden sie bisher die meisten Planeten. Gerade für Weltraumteleskope eignet sich die Transitmethode, die das Harvard-Team bei GJ 1214b anwandte. Zieht ein Planet vor seiner Sonne vorbei, zeichnet er sich als schwarzer Punkt ab. Außerdem verzerrt der Planet das Lichtspektrum des Sterns und erlaubt so Rückschlüsse auf seine Beschaffenheit

Klassisches Werkzeug der Planetenjäger sind große, erdgebundene Teleskope wie der Teleskopkomplex der Europäischen Südsternwarte in Chile oder die beiden großen Teleskope der Keck-Sternwarte auf dem hawaiianischen Mauna Kea. Digitale Kameras fangen das Licht ein. Außerdem können mehrere Teleskope so ausgerichtet werden, dass sie wie ein einziges arbeiten.

Bekannter sind natürlich die Teleskope im erdnahen Weltraum, speziell das „Hubble“, das seit 1990 um die Erde kreist. Es lieferte 2007 die ersten echten Bilder eines Planeten außerhalb unseres Sonnensystems (Exoplanet). Mehr als ein Lichtpunkt war allerdings nicht zu sehen. Das europäische Gegenstück ist Corot, gestartet 2006. Eine Sonderstellung nimmt die amerikanische „Kepler“-Sonde ein, die hinter der Erde her fliegt, um möglichst störungsfrei beobachten zu können. „Kepler“ ist seit 2009 im All.

Die Zahl der Planeten ferner Sterne wird weiter steigen. Aber über Umweltbedingungen oder gar Leben kann man auch in nächster Zeit nur Vermutungen anstellen. Friedrich List


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