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03.03.12 / Suche nach der zweiten Erde / Vom Tummelplatz für Exzentriker zur Königsklasse der Astronomie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-12 vom 03. März 2012

Suche nach der zweiten Erde
Vom Tummelplatz für Exzentriker zur Königsklasse der Astronomie

Schon lange sucht die Astronomie nach Planeten ferner Sterne, immer in der Hoffnung, eine zweite Erde zu finden. Bereits 1855 entdeckte Captain W.S. Jacobs von der Ostindischen Sternwarte in Madras Unregelmäßigkeiten im Doppelsternsystem 70 Ophiuchi und schloss daraus auf die Existenz von Planeten. Seine Kollegen fanden jedoch keine Bestätigung. Die erste publizierte Entdeckung von Planeten außerhalb unserer Sonne war also auch gleichzeitig der erste Fehlalarm in den Annalen der Planetenjäger.

Otto von Struve regte in den 50er Jahren an, große Planeten von der Masse unseres Jupiters oder mehr zu suchen, indem man nach verräterischen Schwankungen in der Bahn des Sterns am Nachthimmel suchte. Diese Messung der Radialgeschwindigkeit ist heute wohl die erfolgreichste Methode zum Aufspüren neuer Planeten. Der Erfolg blieb lange aus. Das lag jedoch nicht nur an den Instrumenten. Die Forscher nahmen fälschlicherweise an, unser eigenes Sonnensystem sei typisch für Planetensysteme im All. Aber das ist es nicht.

Erst in den 90er Jahren fanden Astronomen neue Planeten – wo sie nie welche erwartet hätten. 1992 gaben die Astronomen Aleksander Wolszczan und Dale Frail von der Pennsylvania State University die Entdeckung von zwei Planeten im Sternbild Jungfrau bekannt. Beide sind etwa dreimal so groß wie die Erde und kreisen um einen Pulsar, dem Rest eines Sterns, der als Supernova explodiert ist und der Radiosignale mit der Präzision eines Leuchtfeuers aussendet. Also kein Kandidat für ein Planetensystem.

Das war der Anfang. Bessere Optiken, leistungsfähigere Großrechner und neue Auswertungsprogramme halfen den Forschern auf die Sprünge. Im Oktober 1995 gaben Michel Mayor und sein Doktorand Didier Queloz den Fund des ersten Exoplaneten im Sternbild Pegasus bekannt. Der neue Planet gehört zur Jupiterklasse, kreist aber in einer engeren Bahn um seinen Stern als Merkur um die Sonne.

Im Dezember 1995 war auch ein zweites Team erfolgreich. Paul Butler und Geoff Marcy fanden zwei jupiterähnliche Planeten. Einer gehört zu einem 59 Lichtjahre entfernten Stern in der Jungfrau, der zweite umläuft eine Sonne im Großen Bären. Mit den verfeinerten Methoden entdeckten die Astronomen nun immer mehr ferne Welten. Auch ein neuer Typ Himmelskörper war darunter – der Braune Zwerg. Das sind sternähnliche Himmelskörper, wesentlich größer als Riesenplaneten, aber kleiner als ein Stern. Sie bilden sich wie Sterne aus einer kosmischen Staubwolke, haben aber zu wenig Masse, um Wasserstoff zu verbrennen und zu leuchten.

Aber ein Planetensystem wie unseres schien die Ausnahme zu sein. Sie kreisten in sehr engen oder sehr ausgefallenen Bahnen um ihre Sonne oder sogar um Doppelsterne. Und so ist ein genaues Gegenstück zu unserer Heimatwelt in genau dem richtigen, für Leben günstigen Abstand zur Sonne bisher nicht gefunden worden. F. List


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