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03.03.12 / Friedrich kehrt nach Rheinsberg zurück – als Oper / Festival in Schloss Rheinsberg wartet wieder auf junge Gesangstalente – Das Katte-Drama in der Fassung von Siegfried Matthus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-12 vom 03. März 2012

Friedrich kehrt nach Rheinsberg zurück – als Oper
Festival in Schloss Rheinsberg wartet wieder auf junge Gesangstalente – Das Katte-Drama in der Fassung von Siegfried Matthus

Es gibt eine nette Anekdote aus dem Leben des Komponisten Siegfried Matthus. Danach soll der 1934 in Mallenuppen, Kreis Darkehmen (Angerapp), geborene Ostpreuße im Frühjahr 1951 durch den Rheinsberger Schlosspark gegangen sein, als er plötzlich vom nahen Rosenplan Musik erklingen hörte. In diesem Augenblick beschloss er, Komponist zu werden und Opern zu komponieren ...

Der Musikfreund weiß, dass Matthus es geschafft hat, seinen Traum zu verwirklichen, dass seine Musik heute nicht nur in aller Welt, sondern auch in Rheinsberg erklingt, im wiederhergestellten Schlosstheater zum Beispiel. Und der Spaziergänger weiß um den Zauber, den dieses Schloss, aber auch die Stadt auf den Besucher ausüben, gerade im Friedrich-Jahr 2012.

Der mit dem Ostpreußischen Kulturpreis für Musik ausgezeichnete Siegfried Matthus gründete vor mehr als 20 Jahren an diesem historischen Ort das Internationale Opernfestival junger Sänger. Rheinsberg wurde Festivalstadt und Gastgeber für die Weltelite des Sängernachwuchses.

Wer in grauen Wintertagen durch den Schlosspark von Rheinsberg spaziert, der wird allenfalls von den Regentropfen fasziniert sein, die, wie Diamanten blitzend, an den noch kahlen Zweigen der Bäume hängen. Kaum vorstellbar, dass hier einmal wieder Menschen flanieren werden, die sich an der Natur erfreuen und den Ausblick auf das Schloss und seine Nebengebäude genießen. Endlich sind die Baugerüste verschwunden, die jahrelang die Sicht auf das Schloss und die mächtigen Türme verstellten. An schönen Tagen spiegelt sich das Schloss im Grienericksee. In wenigen Monaten werden junge Sängerinnen und Sänger hier für ihren großen Auftritt proben.

Eine strenge Jury – diesmal in Wien und in Berlin – hat die Besten der Besten auserwählt. Die Preisträger werden mit erfahrenen Dirigenten und Regisseuren ein musikalisches Werk erarbeiten, um es dann vor Publikum aufzuführen. Einer der Höhepunkte des diesjährigen Festivals in Rheinsberg wird im Juli die Aufführung der Oper „Kronprinz Friedrich“ von Siegfried Matthus im Schlosstheater sein. Während zur Uraufführung 1999 die Fassung für 14 Flöten zu hören war, erklingt jetzt die Fassung für Streicher, vier Flöten, zwei Posaunen, Cembalo und Schlagzeug. In einer Collage von szenisch-musikalischen Sequenzen wird die Geschichte von Friedrich und seinem Freund Katte erzählt, ein dramatischer Abschnitt im Leben des Kronprinzen. Matthus gelingt es auf meisterhafte Weise, die Dramatik und den Vater-Sohn-Konflikt darzustellen und die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen.

Der Konflikt zwischen Friedrich und seinem Vater, dem Soldatenkönig, lag nicht zuletzt darin, dass Friedrich die Beschäftigung mit der Musik dem preußischen Drill vorzog. „Die Oper war Fried­richs schönster Traum. Arien, Duette und Sonaten von Hasse und Graun (1701–1759) brachten den König ins Schwärmen“, erläutern die Festival-Veranstalter. So heißt denn auch eine Konzertreihe, die Anfang Juli im Spiegelsaal des Schlosses aufgeführt wird, „Fried­richs Opernträume“. Es werden Auszüge aus Carl Heinrich Grauns Opern erklingen, darunter aus „Le feste galanti“, ein Stück, das Friedrich 1747 aus Anlass des Geburtstages seiner Mutter Dorothea spielen ließ.

Zwischen Graun und Friedrich bestand eine enge musikalische Beziehung. Als Hofkapellmeister vertonte er viele Libretti des Königs, der äußerst genaue Vorstellungen hinsichtlich des Klanges seiner Operntexte hatte. Auch gab er ganz direkte Anweisungen, beispielsweise, wie sich eine Arie für eine bestimmte Sängerin anhören sollte. Graun gelang es nahezu immer, den Wünschen seines Herrschers zu entsprechen.

Ein anderer Komponist, dessen Werk Friedrich am Herzen lag, war Johann Adolph Hasse (1699–1783). Hasse war Hofkapellmeister in Dresden und ein einflussreicher Komponist des Spätbarock. Mit seinen Opern wurde er zum tonangebenden Komponisten der „Opera seria“. Seine Zeitgenossen bewunderten an seiner Musik ihre vornehme Schlichtheit und das Geschick, mit dem er ohne großen Aufwand glänzende, nie aufdringliche Effekte erzielte, so urteilen Kritiker heute. Zu Hasses Oper „Cleofide“ erfand Friedrich musikalische Verzierungen. Sein eigentliches Talent aber erkennt man an der „grave c-Moll“, die ebenfalls auf dem Programm steht.

Rheinsberg ist das Festival junger Stimmen. Viele von ihnen fanden den Weg von Rheinsberg auf die Bühnen der großen Opern dieser Welt. Der Tenor Marco Jentzsch ist einer von ihnen. 2003 trat er zuerst in Rheinsberg auf, in der Collage „Welch schöne Nacht“. Ein Jahr darauf sang er in Rheinsberg den Tamino in Mozarts „Zauberflöte“. Heute ist er als Wagner-Tenor auf den großen Opernbühnen gefragt. In diesem Jahr gibt er zugunsten der Kammeroper Schloss Rheinsberg am 22. Juli ein Benefizkonzert mit Liedern von Schubert und Duparc sowie Arien von Richard Wagner.

Nähere Informationen im Internet unter www.kammeroper-schloss-rheinsberg.de

Silke Osman


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