20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
03.03.12 / Eine Würdigung / 950 Jahre Hohenzollern: Differenzierte Beiträge bewerten Aufstieg und Fall

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-12 vom 03. März 2012

Eine Würdigung
950 Jahre Hohenzollern: Differenzierte Beiträge bewerten Aufstieg und Fall

Im Gedenkjahr Friedrich des Großen richtet sich die mediale Aufmerksamkeit auch auf das Haus Hohenzollern, das 2011 auf ein 950-jähriges Bestehen zurück-blicken konnte. 1061 wurde die Stammesburg des Geschlechts der Zollern auf der schwäbischen Alb bei Hechingen erstmals erwähnt. Kaum ein anderes Fürstengeschlecht ist so eng mit der deutschen Geschichte verbunden; Grafen und Fürsten in Württemberg, Bayern und der Mark Brandenburg, die preußischen Könige und die Kaiser des deutschen Kaiserreichs gingen aus ihm hervor. Unter dem Titel „Die Hohenzollern. Preußische Könige, deutsche Kaiser“ ein Sammelband erschienen, der das weitgespannte Thema mit zahlreichen mehr oder weniger kurzen, durchweg aufschlussreichen Essays auslotet.

Die beteiligten Autoren, „Spiegel“-Redakteure und namhafte Historiker, porträtieren in ihren Beiträgen überraschend wohlwollend die bekannten Herrscherpersönlichkeiten: den strategisch denkenden und pragmatisch handelnden Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, den militärvernarrten „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I., seinen Sohn Friedrich II. und dessen Nachfolger.

Teil II des Buches mit der Überschrift „Der Alte Fritz“ umfasst mehrere Texte über den populärsten, gleichzeitig aber umstrittensten Hohenzollern-Herrscher. In einem Interview äußert sich der Historiker und Friedrich-Biograf Johannes Kunisch über Friedrich den Großen, seine Leistungen als Aufklärer und den späteren Niedergang der Hohenzollern. Die Fragen stellten die Herausgeber und Mitautoren Uwe Klußmann und Norbert F. Pötzl. Ihr Konzept zielte darauf ab, die Machtentfaltung der einzelnen Herrscher im Zusammenhang mit der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung anschaulich und konzentriert darzulegen.

Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen, Urenkel von Kaiser Wilhelm II., berichtet in einem Gespräch von der Flucht seiner Familie aus Ostpreußen im Sommer 1944 und welchen Kontakt seine Familie zu den britischen Royals, den Windsors, bis heute pflegt. Berücksichtigt sind mit einem besonderen Beitrag auch die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen, die seit 300 Jahren das Wirtschaftsgeschehen auf der Schwäbischen Alb prägen.

Das gebrochene Bild, das die Nachwelt vom letzten deutschen Kaiser Wilhelm II. bewahrt, findet seine Entsprechung in zeitgenössischen Äußerungen. Frank-Lothar Kroll, der Vorsitzende der Preußischen Historischen Kommission, hat einen vortrefflichen Essay über Kaiser Wilhelm II. beigesteuert. Kroll stellt das „beachtliche wissenschaftspolitische Engagement“ des Monarchen heraus. Dessen für die damalige Zeit innovative Idee einer institutionalisierten Zusammenarbeit von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft bezeichnet er als eine Art „kaiserliches Steckenpferd“. Über die deutsche Hochseeflotte und den Ersten Weltkrieg, in dem Wilhelm II. nur mehr eine Randfigur darstellte, schrieb der „Spiegel“-Autor Michael Sontheimer. Nach dem Attentat von Sarajewo am 27. Juli 1914 hätte der Kaiser inständig gehofft, dass Franz Josef I. von Österreich Serbien nicht den Krieg erklären und George V. England aus dem Konflikt heraushalten werde. Doch alle europäischen Monarchen einschließlich des russischen Zaren hätten sich von ihren Diplomaten und Generälen in den Großen Krieg treiben lassen, die „Urkatastrophe des Jahrhunderts“. Mit dem Ende des Krieges endete auch die 503 Jahre währende Herrschaft der deutschen Hohenzollern. Dagmar Jestrzemski

Uwe Klußmann, Norbert F. Pötzl (Hrsg.): „Die Hohenzollern. Preußische Könige, deutsche Kaiser“, DVA, München 2011, geb., 287 Seiten, 19,90 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren