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10.03.12 / Start für Millionengrab / 200000 Euro für jeden Meter: »Kanzler-U-Bahn« heftig umstritten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-12 vom 10. März 2012

Start für Millionengrab
200000 Euro für jeden Meter: »Kanzler-U-Bahn« heftig umstritten

Gefällte Bäume auf der Mittelpromenade von Berlins Prachtboulevard Unter den Linden kündigen letzte Vorbereitungen zu einem umstrittenen Verkehrsprojekt in Berlins Mitte an: der Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor. Für den Bau der lediglich 2,2 Kilometer langen Strecke sind 433 Millionen Euro kalkuliert – pro Meter 200000 Euro. Bis zum Jahr 2019 wird das Vorhaben einen der wichtigsten touristischen Anziehungspunkte Berlins in eine Baustelle verwandeln.

Der Nutzen des Projekts ist allerdings heiß umstritten: Zwischen „Alex“ und Hauptbahnhof wird die verlängerte U5 künftig in nur 500 Metern Entfernung zum S-Bahnring verlaufen, auf dem mehrere Linien verkehren. Ein an der Kreuzung Unter den Linden/Friedrichstraße geplanter Umsteigebahnhof zu einer anderen U-Bahnlinie wird sich sogar nur 250 Meter vom zentralen Ost-West-Umsteigeknoten, dem Bahnhof Friedrichstraße, befinden.

Das Vorhaben geht noch auf Planungen der schwarz-roten Koalition der 90er Jahre zurück: Von der Berliner CDU befürwortet, von der SPD eher abgelehnt, bestand der damals getroffene Kompromiss im Beschluss eines etappenweisen Baus. Zunächst errichtet wurde die Teilstrecke zwischen Hauptbahnhof und Brandenburger Tor. Die als U55 bezeichnete Stummellinie ist bereits seit dem Jahr 2009 fertiggestellt. Schon dieses Projekt war von Rekordzahlen begleitet: Der Bau der 1,8 Kilometer langen Strecke dauerte 14 Jahre. Der laufende Meter kostete 178000 Euro. Die verbaute Summe von 320 Millionen Euro macht die kurze Strecke zu einer der teuersten U-Bahnbauten bundesweit.

Erst der nun beginnende Verlängerungsbau wird die U55 an das übrige Berliner U-Bahnnetz anbinden. Der Preis, der dafür gezahlt werden muss, ist allerdings hoch. Zugunsten des Projekts hat das Land Berlin seine Bundeszuwendungen für Verkehrsprojekte fast 20 Jahre quasi aufgespart. Aufgeschoben wurden in der Zeit andere Vorhaben, die nach Meinung der Kritiker wichtiger und nützlicher gewesen wären. Neben Berliner Politikern hatte an dieser Entwicklung allerdings auch der Bund einen gehörigen Anteil: Falls Berlin nicht bereit gewesen wäre, die Teilstrecke zwischen Hauptbahnhof und Brandenburger Tor zu verlängern, hätte der Bund seinen Anteil in dreistelliger Millionenhöhe zurückverlangt. Norman Hanert


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