20.04.2024

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10.03.12 / Sylt statt Sahara

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-12 vom 10. März 2012

Sylt statt Sahara
von Jan Heitmann

Ein „Tag der Freude“ war es für Bundeskanzlerin Angela Merkel, als die Ägypter vor einem Jahr ihren Staatspräsidenten Hosni Mubarak zum Teufel jagten. Und gerade so, als ob irgendwer ihn nach seiner unmaßgeblichen Meinung gefragt hätte, ließ unser aller Außenminister die Welt wissen, nun würden die Segnungen der Demokratie westlicher Prägung das Glück über die Menschen am Nil bringen. Dafür, dass Demokratie und Menschenrechte in den Wüstenstaat implementiert werden und sich eine Zivilgesellschaft nach westlichem Muster entwickelt, sollte unter anderem die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung sorgen. Doch die Ägypter halten eingedenk der für sie überwiegend unerquicklichen Kolonialzeit nicht viel von derartiger Einmischung und warfen die Heilsbringer aus Deutschland kurzerhand erst in die Zelle und dann aus dem Land. So herrschen in Kairo keine lupenreinen Demokraten, sondern ultrakonservative Salafisten und Muslimbrüder, die ein Leben nach den Regeln der Scharia predigen.

Unter den gegebenen Umständen ist Ägypten für europäische Touristen derzeit alles andere als ein kommodes Ferienziel. Das Auswärtige Amt rät, Reisen auf die Touristenzentren zu beschränken, das Stadtzentrum von Kairo zu meiden und Exkursionen in bestimmte Landesteile sowie Überlandfahrten zu unterlassen. Da kann es eigentlich nur heißen: Sylt statt Sahara. Was soll’s, sagt sich die Reisebranche, Hauptsache, der Rubel rollt. Und so steht ausgerechnet Ägypten im Mittelpunkt der diesjährigen Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin, der größten Reisemesse der Welt. So strahlen den Messebesuchern das azurblaue Wasser des Mittelmeeres und die Pyramiden im Schein der Abendsonne von Plakat- und Katalogseiten entgegen.

Einer lässt sich von diesem schönen Schein nicht blenden. Der CDU-Politiker Klaus Brähmig, Vorsitzender des Tourismusausschusses des Bundestages, kritisiert, dass immer noch behauptet werde, deutsche Touristen könnten bedenkenlos in Ägypten Urlaub machen. Vom demokratischen Aubruch in dem Land sei nicht viel übrig gebliebenen. Man solle sich fragen, so Brähmig, ob ein Urlaub in einem Land sinnvoll sei, in dem „Menschenrechte missachtet und Minderheiten drangsaliert“ werden. Er empfiehlt deutschen Touristen, nicht nach Ägypten zu reisen. Der Deutsche Reiseverband (DRV) schäumt erwartungsgemäß. Brähmig handele unverantwortlich, ließ dessen Präsident verlauten. Falsch! Der Bundestagsabgeordnete handelt so, wie wir es von einem Volksvertreter erwarten dürfen. Er handelt aus Verantwortung für diejenigen, die ihn gewählt haben. Und nicht im Interesse der Tourismusbranche eines anderen Landes.

Ob Merkel sich immer noch freut? Zuzutrauen wäre es ihr, denn schließlich freut sie sich sogar immer noch über den Euro.


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